Glass Animals – Zaba
Während Alt-J zur Verdauung der noch anhaltenden Wartezeit auf ‚This is All Yours‚ Miley Cyrus sampeln und Wild Beats mit ‚Present Tense‚ Lobeshymnen einfahren platzieren sich Glass Animals mit ihren vielerorts heiß herbeigesehnten Debütalbum ganz entspannt zwischen diesen beiden Orientierungspunkten.
Glass Animals sind unter den Fittichen von Produzent Paul Epworth auf dessen Label Wolf Tone ähnlich akribische Arbeiter und 80er inspirierte Soundschlichter wie Wild Beasts – das hört man dem im High End-Studio dicht texturierten und aufgeräumt organisierten ‚Zaba‚ nun zu jedem Zeitpunkt an. Wichtiger als referenziell geschickte Anknüpfungspunkte zum Puls der Zeit zu kreieren ist dem Quartett aus Oxford die richtige Atmosphäre zu erzeugen, die sich zu gleichen Teilen über sphärische UK-Indie-Electronic und mystisch drückende, psychedelische Tempelmusik stülpt. Glass Animals spielen ungehetzt streunende Rhythmen sauber auf den E-Drums, die Bässe wummernder wenn nötig mächtig in die Magengrube (‚Walla Walla‚), der Beat hält das Geschehen sachte zusammen. Dazwischen streuen die Briten vorsichtig das restliche Instrumentarium aus wohldosiert tröpfelndem Gitarrenblinken, Tabla-Effekten, nebulösen Synthieflächen, unaufdringlichen Percussionspielereien, Loops und Field Recordings um den diktierenden, butterweich vorgetragene Vocalspuren von Mastermind Dave Bayley, der dem R&B von The XX ebensoviel abgewinnen kann wie dem Soul von The Weeknd, für den ‚An Awesome Wave‚ eine Initialzündung gewesen sein dürfte. Im treibenden ‚Pools‚ ist es so etwa nicht weit vom Afrobeat zur Weltmusik, und weil Glass Animals im Refrain auch weit die Arme öffnen steht da programmatisch ein veritabler schillernder Unterwasser-Hit für den Sommer.
Derart auf den Refrain fokussiert geht es selbst in Singles wie ‚Gooey‚ nicht zu. Nur selten werden Glass Animals tatsächlich konkret, man ist catchy aber entfaltet seine Wirkung eher auf unterbewusster Ebene, das behände Tänzeln um Hooks geschieht nicht ohne eine gewisse Eintönigkeit. Anstatt zwingende Momente zu provozieren schwänzelt die Band lieber um verführerische Stimmungen, verliert sich plätschernd in die eigenen Soundwelten und pumpt geschmeidig im konsenstauglichen Easy Listening-Modus um einen limitierten Melodienpool. Konsumiert man ‚Zaba‚ nicht über Kopfhörer oder wuchtige Boxen können einem die vielen Feinheiten oder die produktionstechnisch versierte Dynamik der Platte durchaus entgehen, wie auch Bayley irgendwann die eigentlichen Kompositionen über die unendlichen Möglichkeiten der Studiotechnik ein wenig aus den Augen verloren zu haben scheint. Das Songwriting derartig klinisch entlang des Soundgewands entlangzubiegen birgt dann eben auch so seine Gefahren. Ein Blendwerk quasi, in das man sich dennoch wohlig fallen lassen möchte. ‚Zaba‚ ist ein ätherisch geerdetes, ja, beinahe meditatives Album, das unbeschwert in den Schwebezustand versetzt, sich verführerisch und sexy gibt, aber auch zu gefällig ekstatische Momente in Aussicht stellt und in selbstgeisselnder Art orgasmische Ausbrüche verwehrt: ein 46 minütiges Vorspiel ohne Ziel. Es ist ein unwirklicher, smoother Reiz, den Glass Animals auf ihrem gelungenen Debüt rauchschwadenhaft in den Äther destillieren; viel hängen bleibt davon allerdings nicht. Bis ‚This is All Yours‚ den Erwartungshaltungen entgegentritt jedoch durchaus ein unverfängliches Lockmittel.
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