Hamilton Leithauser – Black Hours
Weil der Schmerz über das (einstweilige?) Ende von The Walkmen immer noch tief sitzt verabreicht deren Frontmann Hamilton Leithauser kurzerhand selbst das ideale Trostpflaster indem er sich mit (sicht- und vor allem) hörbarer Freude entlang der Möglichkeiten austobt, die sich ohne Bandkorsett ergeben.
Damit ist nun gar nicht so sehr ‚Alexandra‚ gemeint, wo Leithauser im Windschatten seiner (ehemaligen) Band mit Mundharmonika, akustischer Gitarre, Steeldrum (?), Handclaps und zahlreichen Kumpels im Hintergrund durch seine eigene Party poltert – genau genommen bleibt die enorm eingängige erste Single sogar einer der schwächeren Tracks auf ‚Black Hours‚, weil der New Yorker hier schon zu verliebt in den munteren Refrain ist und diesen gar zu versöhnlich hofiert: ein Leiden, das man von ‚Heaven‚ noch zu gut kennt. Wenn man der Ausnahmestimme Leithausers also nicht vollends verfallen ist können sich Songs wie das mit unverkennbarer Melodieführung pendelnde ‚The Smallest Splinter‚ durchaus die Anmerkung gefallen lassen „nur“ wunderbar routiniert agierende Start-Ziel-Siege zu sein, während im unschuldig und sanft groovenden ‚11 O’Clock Friday Night‚ oder dem locker geklopften ‚Bless Your Heart‚ der Einfluss des allgegenwärtigen Vampire Weekend–Denkers Rostam Batmanglij beinahe zu markant ausgefallen ist. Als tatsächliche Vorwürfe lässt sich dies freilich schwerlich verstehen.
Zumal Leithauser auf ‚Black Hours‚ stets deutlich luftiger, leichter und ungezwungener agiert als mit The Walkmen, neugierig Grenzen auszulotet und das Rampenlicht genießend die große Konzerthausbühne in verrauchten kleinen Jazzlokalen zu suchen beginnt: das zutiefst romantische ‚5 AM‚ ist ergreifend gecroontes, großes Kino mit Streicherbegleitung, reichlich Pianowehmut (also quasi die Weiterentwicklung von ‚Red Moon‚ und ‚Stranded‚) und hingebungsvollen Zeilen („Do you ever wonder why I sing these love songs, when I have no love at all?„), in ‚The Silent Orchestra‚ schmeicheln sich ein verschmitztes Breitwandinstrumentarium und der seine Stimme als stetes Bindeglied einsetzende Sänger gegenseitig, und wie ‚St. Mary’s County‚ in glimmernder Melancholie so authentisch aus der Zeit gefallen schmachtet oder ‚Self Pity‚ seine Gitarren über den Konzertgraben ausbreitet ist nichts anderes als pure, nostalgische Schönheit: ‚Black Hours‚ schwingt sich immer dann am bestechendsten auf, wenn Leithauser in diesen herausragenden (und auch die eigene Komfortzone am deutlichsten verlassenden) Highlight den trockenen Sinatra oder seriösen jungen Waits gibt.
Kaum weniger überzeugend: ‚I Retired‚ schlapft erst Richtung Country, bevor sich Leithauser in seiner besten Elvis-Imitation in eine imposante Gästeliste um den Shins–eigenen Multi-Instrumentalisten Richard Swift, Dirty Projectors‚ Amber Coffman, Fleet Foxes-, Cave Singers-, Past Lives- und [endlich auch wieder] Blood Brothers(!)-Alleskönner Morgan Henderson sowie The Walkmen -Buddy Paul Maroon wirft. Wenn es in ‚I Don’t Need Anyone‚ also wenig folgerichtig „I Don’t Know Why I Need You/ I Don’t Need Anyone“ heißt, während Maroon vor allem diesen Song mit seinem einzigartigen Gitarrensound soweit Richtung The Walkmen zieht dass das akute Wunden weiter aufreißt, ist das natürlich einerseits bewusstes Augenzwinkern und andererseits die nicht unbedingt geschickte Widerlegung der wohl nicht ganz ernstzunehmenden Ansicht, dass vier Fünftel von The Walkmen ohnedies nur Mitläufer waren – weil ‚Black Hours‚ sich hier eben nicht so Recht zwischen Vergangenheit und Zukunft entscheiden kann und damit vor allem auch die Versicherung Leithausers an sich selbst ist, dass er es für seine weitere Solokarriere durchaus wagen sollte Verbindungsleinen weitestgehend konsequent zu kappen: dann sollte spätestens mit dem zweiten Album unter eigenem Namen wahrhaftig großes folgen!
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