Inter Arma – Garbers Days Revisited

Da attestiert man der Band erst unlängst noch eine grundlegende Unfehlbarkeit – und dann legen die Sludge/Death/Post Metaller von Inter Arma eine so unaugegorene Cover-EP wie Garbers Days Revisited vor.
Nicht, dass an diesem insgesamt acht Fremdkompositionen versammelnden Interims-„Kurz“format alles schlecht wäre, das keinesfalls. Aber für diese Erkenntnis sollte man zumindest wissen, dass das abschließende Purple Rain nicht ernst gemeint ist. Dort spielen Inter Arma den Prince-Klassiker nämlich instrumental mit einem so hingebungsvollem Gefühl, während der tatsächlich besoffene Gesang, heulend und gröhlend, schon so grotesk bemüht phrasierend neben der Spur presst, dass sogar Wes Scantlin die Zehennägel kringeln dürften. Humor ist eben auch, wenn man sich nicht boshaft amüsiert, sondern eingeweiht über die sich selbst karikierende Seite einer Band lachen kann/soll, deren Musik bisher eben auch vor allem ernst war.
Dass die Nummer am Ende einen auf Stadion a la Guns ‚N Roses macht passt da schon, obgleich ein groß gestikulierendes Finale zumeist die finale Pointe des versammelten Liedguts in der Inter Arma-Version darstellt. Das vorangegangene Runnin‘ Down a Dream nähert sich dem Original von Tom Petty etwa flott und so weit am Ursprung als möglich, zeigt, dass Mike Paparo durchaus seriös singen kann, ist aber auch ein kaum notwendiger 08/15-Proberaum-Zeitvertreib ohne Mehrwert, bis hinten raus die Zügel gelockert werden.
Womit man beim eigentlichen Problem wäre: Garbers Days Revisited ist ein kurzweiliger, aber keineswegs essentieller Zeitvertreib, der primär wegen seiner kleineren und größeren Schönheitsfehler in Erinnerung bleiben wird.
Die Ministry-Nummer Scarecrow weiß beispielsweise zwar stampfend und mächtig als wuchtig-düster grummelnder Riffrocker mit den voluminösen Texturen der Gitarren zu überzeugen, keift zum stumpf stampfenden Motorik-Beat mit wachsender dystopischen Patina. Die atmosphärische Tiefe trägt die repetitive Monotonie der Nummer dann auch bis zu einem gewissen Teil – sicher jedoch nicht über die gesamten 7 Minuten Spielzeit, die irgendwann enervierendes Mitleid mit der Rhythmussektion aufkommen lassen.
Hard Times ballert im Crust-Modus der Cro Mags kompakt und straight, packt sogar die Gang Shouts aus und macht 96 unverfänglich vorbeirasende Minuten stumpfsinnigen Spaß, ohne Konsequenzen zu verlangen. March of the Pigs rumort mit sludgigem Punk-Drive, wirkt abseits des Kerosin-Einschubs im Vergleich zur Nine Inch Nails-Blaupause jedoch vorhersehbar, uninspiriert und bemüht, gerade die überhasteten Parts des einkehrenden Klargesangs gehen jedoch zu pathetisch in die Binsen, zeigen Kontrast, aber keine fragile Persönlichkeit – zu eilig abgeschlossen, das alles. In League with Satan wird dann vielleicht um Nuancen weiter in den grummelnden Stoner verschoben, adaptiert das martialische Venom-Stück mit zähnefletschenderen Vocals aber praktisch deckungsgleich – auch nicht sehr spannend.
Doch ja, es gibt sie dann zwar doch noch , die gelungenen Momente: The Girl Who Lives on Heaven Hill (Hüsker Dü) packt die Black Metal-Blastbeats aus will trotzdem den Hardrock-Chorus, während die Neil Young-Komposition Southern Man ohnedies das Highlight der Platte darstellt: Das beginnt wie die Americana-Perspektive auf Baroness, packt dann die epische Planierraupe mit fauchendem Blackened-Gebrüll aus, bevor sich das Stück nach bekanntem MO zum Husarenritt in Extase gniedelt, aber die Frage nach dem dumpfen Schlagzeugsound offen lässt.
Um den Gesamteindruck dieser mitunter kuriosen, nur phasenweise funktionierenden Zusammenstellung ein wenig nach oben zu korrigieren, genügt dies allerdings nicht. Und freilich: Man sollte einer nonchalanten Veröffentlichung wie dieser ohnedies nicht zuviel überhöhtes Gewicht beimessen. Das absehbare Schicksal, hierher jedoch in Zukunft in erster Linie zurückzukehren, um Neulingen mit Purple Rain ein billiges Gaudium zu bereiten, erscheint dem eigentlichen Stellenwert von Inter Arma auch nicht angemessen.
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