Joan as Police Woman – Joan as Police Woman Live

von am 5. Januar 2021 in Livealbum

Joan as Police Woman – Joan as Police Woman Live

Die für 2020 angesetzte Tour (in Trio-Besetzung) ist ins Wasser gefallen, deswegen gibt es mit Joan As A Police Woman Live eine Studio-Rekonstruktion (in Bandbesetzung) der vorangegangenen Konzertreise: Kein optimaler Deal, aber trotzdem eine feine Diskografie-Ergänzung.

You asked for it, you got it- a double album recorded with my glorious band in the studio in New York documenting the Damned Devotion tour.
Gerade wenn die Eindrücke der besagten, absolut tollen Konzertreise noch immer nachhallen, muß man sich schon fragen, wie gut die (mehr oder minder) erste Live-Platte von Joan As a Police Woman in diesem Setting, also ohne die Bühnenpräsenz von Joan Wasser, dem Austausch mit dem Publikum und ihrem lakonischen Humor zwischen den Songs, überhaupt funktionieren kann. 74 (etwas zu lange) Minuten beantworten dies im Rahmen der Möglichkeiten aber absolut schmeichelhaft, was auch am grandiosen produzierten Ästhetik der Platte liegt, die durchaus authentisches Live-Feeling erzeugt, wenn schon Wonderful so unendlich sanft und behutsam gespielt in einem weich und warm aufgeräumten, souligen Sound badet.

Spätestens wenn sich Joan in Warning Bell vom harmonischen Kontrast butterweicher Backingstimmen streicheln lässt, etabliert das die Synergie, die Wasser im Austausch mit ihrer Band erzeugt, dynamisch und absolut homogen. In Tell Me sorgen die unterstützenden Vocals etwa eher für eine verspielte Nonchalance, während sie sich in Eternal Flame komplett zurücknehmen, um das Rampenlicht ganz darauf zu lenken, wie vorsichtig Joan den fragil schimmernden Refrain anfasst (und es so auch umso mehr zum tragen kommt, wie grandios natürlich und organisch alleine die jazzige Rhythmussektion in Szene gesetzt wurde) und Damned Devotion mit seiner geschmeidig fistelnden Kopfstimme-Gemeinschaft die Prince-Liebe aller Beteiligten markiert.
Das über Joanthology und Cover Two zuletzt etwas überpräsente, hier anmutig ausgebreitete Cover von Kiss hätte es als Schlusspunkt deswegen auch nicht (schon wieder) gebracht, als Closer der Damned Devotion-Tour war die Nummer aber eben nicht wegzudenken.

Tatsächlich gönnt sich Joan as Police Woman nur eine kurze Schwächephase rund um Talk About It Later, nachdem das Ben Lazar-Gastspiel I Defy mit seiner markanten E-Harpsichord (?) und die mäandernde Kellerbar-Lounge Steed mit Saxofoneinsatz sowie moduliert-analogem Keyboard eine sinistre, diffuse Stimmung erzeugen und zumindest inszenatorische Akzente setzen. Außerdem weiß man danach durch eines der wenigen eingegangenen Studio-Gespräche, dass Joan auf ihr Tamburin steht.
Drumherum gibt es allerdings kaum etwas zu bekritteln. Start of My Heart tritt reduziert aus Zeit gefallen mit ätherischen Synthies im Ambient-Dreampop auf und What Was It Like führt einen von Joans schönsten Songs mit Samthandschuhen in eine ergreifende Einkehr, die durchaus an die Atmosphäre von Bohren & Der Club of Gore denken lassen kann. In der Zeitlupe von Valid Jagger zappeln die Drums in eine verträumt funkelnde Bridge und Rely On gönnt sich eine retrofuturistische Schraffur samt schwergängiger Kante, die das Stück etwas düsterer und heavier funkelnd in die Psychedelik schiebt.
Silly Me gibt sich besonders verletzlich und der mysteriöse Anachronismus pflegt ein wahrlich feines Tempo, bevor das funky Drama The Silence zu recht „Attention!“ verlangt, orchestrale Opulenz skizziert, sich kurz ausgelassen aus dem Fenster lehnt und klatscht dann versiert zum starken The Magic klatscht, das über seinem grandiosen Basslauf noch einmal alle Vorzüge von Joan As Police Woman dekliniert, ohne freilich (zumal so kurz hinter Live at the BBC) die verpasste Tour auch nur ansatzweise oder mit ikonischer Statur aufwiegen zu können. Mit Fanbrille aufwertend gibt es dennoch:

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