Kadavar – For the Dead Travel Fast

For the Dead Travel Fast ist das nächste rundum grundsolide Vintage-Standardwerk der retro-versierten im Proto-Metal watenden Paychedelik-Rocker von Kadavar. Diesmal halt im Dracula-Idyll von Transylvanian abgelichtet.
Das wird loyale Fans in Form einer überraschungsarmen Zuverlässigkeit ohnedies freuen, während ein Gros der restlichen Genre-Enthusiasten (mittlerweile) eher instinktiv dazu tendiert, zu den zahlreichen Alternativen zu greifen. Dabei hat das fünfte Album der renomierten Berliner durchaus ein paar gute Argumente, um die seit dem selbstbetitelten Debüt 2012 beständig abgenommen habende Zuneigung für Kadavar – wenn schon nicht aufzufrischen, dann zumindest – auf einem konstantem Niveau zu halten.
Evil Forces rockt mit fistelnder Kopfstimme für kurze Augenblicke bis in den Glam von The Darkness, fährt sonst aber die Doom-Spur mit viel Verve dahin – richtig stark ist aber erst die dreckig bratzende Abfahrt kurz vor dem Finale. Poison legt sich dort gesanglich flehentlich in das räudig aufbegehrende 70er-Flair und setzt hinten raus freiheitsliebend progressive Akzente. An der anderen Seite des Spektrums gibt sich das harmonisch fließende Dancing With the Dead dagegen versöhnlich und balladesker, ist durchwegs angenehm und groovt irgendwann sogar sehnsüchtig hinter mehrstimmigen Harmonien, bevor das melancholisches Kleinod Saturnales an der nachdenklichen Gitarre nahbare Intimität – und auch Authentizität – jenseits folkloristuscher Horror-Aufhänger und schillernder Garderoben schafft.
Der Opener The End ist dennoch als ein primär rein im Suspence badendes Intro geworden, wabbert im Drone über einen Orgelteppich in Zeitlupe, ist praktisch ein abgekoppelt vorausgeschickter Wurmfortsatz von The Devil’s Master – einem archetypischen Rocker der Band, schwerfällig groovend und mit heavy Riffs mahlend, doch träge hofieren Kadavar den eindimensionalen Refrain zu oft. Schon eingangs stellt For the Dead Travel Fast damit die Weichen für eine gewisse Routine, die neben einer unspektakulären Austauschbarkeit im Songwriting auch immer wieder mit kleinen Schönheitsfehlern zu kämpfen hat.
Children of the Night beginnt etwa klasse mit einem fein gruseligen 80er Synth-Vibe – nur um dann dumpf in einen nervig aus dem Pop antänzelnde Modus zu kippen, und mit behäbigen Stock zwischen den Beinen zu schunkeln. Erst wenn Kadavar die Zügel locker lassen und die Nummer in einen mit viel Fuzz jammenden Part stürzen, packt das ansonsten lahme Szenario über den bedächtigen Abgang hinaus.
Das straighter stampfe Demons in My Mind ist hingegen so catchy wie leicht durchschaubar. Zudem hätte die verwaschene Produktion nicht nur hier ruhig pointierter und zwingender sein dürfen – so aber zeigt der an sich beschwörende Schlußpart der Nummer einfach keinen Biss. Wenn das episch ausgelegte Long Forgotten Song For the Dead Travel Fast letztendlich beschließt, ist das im Allgemeinen wie Speziellen handwerklich top und überdurchschnittlich solide geschrieben – aber auch ein bisschen langweilig auftretend. Die Fortsetzung in den mittlerweile ebenso genormt scheinenden Veröffentlichungsrhythmen der Kadavar-Platten wird man trotzdem wieder wohlwollend entgegenblicken, auch wenn die Euphorie mittlerweile stärker verflogen ist, als bei Revival-Vorreitern wie Graveyard, Uncle Acid oder Witchcraft.
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