Knocked Loose – A Different Shade of Blue

von am 29. August 2019 in Album

Knocked Loose – A Different Shade of Blue

Knocked Loose schwingen sich mit ihrem Zweitwerk A Different Shade of Blue auf, um die Generation jener Bands anführen zu können, die den Früh-2000er Hard – und Metalcore aus den richtigen Quellen sozialisiert bekommen haben.

In der Riege um Gleichgesinnte wie Vein, SeeYouSpaceCowboy oder Kublai Khan will A Different Shade of Blues nach Laugh Tracks jedenfalls ein kultivierter Schritt nach vorne sein: Alles hier schreit nach Leistungssteigerung, nach Intensivierung, nach Wachstum, nach maximaler Zerstörungskraft.
Das beginnt bei der abermals von Will Putney besorgten Produktion, die dessen typische Trademarks noch idealer unter die Substanz von Knocked Loose unterfüttert, als bereits vor drei Jahren beim Debütalbum. A Different Shade of Blue ist extrem heavy, tief gestimmt fauchend, klobig und klumpig rumorend und trotzdem so spritzig, explosiv und knackig: Die Synergie zwischen dem Go To Guy der Szene und der Band ist mittlerweile knapp an der Perfektion.

Mehr noch aber zeigt jede Sekunde der Platte, dass Knocked Loose sich nicht mit mit dem doch noch ziemlich pitorientierten Slamcore zufrieden geben wollen, der ihnen auf Laugh Tracks ja eigentlich doch extrem gut gestanden hat. Das Songwriting ist rund um längst verinnerlichte Stärken wie all die nackenbrechenden Breakdowns, tonnenschweren Riffs, Breakdowns, bollernden Rhythmen, Breakdowns und Breakdowns um zahlreiche nun stärker als bisher bereits akzentuierte Einflüsse aus dem Beatdown, Thrash, Metal- und Hardcore, vor allem aber einer enormen Death-Faszination gewachsen – alleine das stimmliche Spektrum wurde differenziert. Frontmann Bryan Garris brüllt seine emotionale Katharsis im niemals stumpf oder banal werdenden Fleischwolf um Nuancen hysterischer und heller kneifend, wo Gitarrist Isaac Haale seine gutturalen Growls als Kontrast nun öfter und ergiebiger auskotzen darf – diese aber oft (und gerade im finalen Misguided Son) auch zu bemüht, fast schon karikierend intoniert.
Weniger forciert wirkt dagegen der Evolutionssprung, die Kompositionen an sich deutlich weniger geradlinig auszulegen, unberechenbar zu bleiben und damit auf die ersten Durchgänge (auch weil sich die Songs erst nach und nach vage auseinanderzudividieren beginnen) geradezu desorientiert durchzurütteln. Alleine wie viele kompakte Umbrüche ein Road 23 erfährt, sorgt für ein mittelschweres Schleudertrauma.

Dass Knocked Loose für diese Attacke keinen Originalitätspreis verdienen werden, kompensiert das Quintet selbst entlang etwaiger Absicherungen an eklektischen Standards mit einer schier martialischen Energie: A Different Shade of Blue strotzt vor Dringlichkeit und Power, jeder Muskel ist angespannt, permanent in Bereitschaft zu explodieren, das Adrenalin kocht radikal.
Zudem scheucht die Band eben auch zahlreiche Ideen durch den Moshpit, um spannend zu bleiben und den durchaus gleichförmigen Sound im Rahmen der Effektivität und Zweckdienlichkeit kurzweilig zu halten.
Da sind natürlich die Gästelistenplätze von Dying Wish-Reibeisen Emma Boster im punkig beginnenden, dann immer entschleunigter tackernden A Serpent’s Touch und die Adelung des erst prollig-derb holzenden Forget Your Name durch Every Time I Die-Stimme Keith Buckley den Radau mit thrashigem Ausfallschritt pochen lässt. Gleich Belleville peitscht stampfend und angepisst, bevor das galoppierende Trapped In the Grasp of Memory die Dissonanz für ein stoisches Finale entdeckt. Es gibt die pure Lust an der Raserei mit Ecken und Kanten (By the Grave ist sowas wie ein Hit) und gnadenlose Death-Garstigkeiten mit atonalem Feedback (In the Walls). Guided by the Moon lichtet seine Heaviness mit psychedelisch/atmosphärischeren Nu-Passagen und flächigeren Texturen, nur um hinten raus die Sprengsätze übereinander herfallen zu lassen, bevor die Single Mistakes Like Fractures seine Gitarren solierend ausbrechen lässt und …And Still I Wander South sie einnehmend auffächert. Atempause bieten da höchstens die vereinzelt eingestreuten Samples, bevor der Mahlstrom aufs neue an der Schmerzgrenze kurbelt, mit jedem Durchgang ein kleines bisschen differenzierter wächst. Kaum auszumalen, wie all das erst live abgehen wird.

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