Nomad Stones – Unriddled

von am 18. August 2019 in Album

Nomad Stones – Unriddled

Nomad Stones schreiben also mittlerweile Alben, die diese Bezeichnung (nach dem eher EP-Ausmaße angenommen habenden selbstbetitelten Debüt) quantitativ verdienen und haben mit Charlie Coffou einen neuen Bassisten rekrutiert. Ansonsten bleibt bei dem Cave In-Spin Off auf Unriddled jedoch alles beim Alten.

Acht der elf Songs bieten unter der Schirmherrschaft von Adam McGrath (unter anderem Cave In, Zozobra, Clouds) und JR Conners (ebenfalls Cave In, dazu Doomriders, ex-Goatsnake etc.) also geradlinigen, unmittelbar eingängigen Punkrock mit schmissiger Rock-Kante und knapper Spielzeit, der sich (obwohl dezent quäkend) nicht nur stimmlich bei den frühen (bis Searching for a Former Clarity reichenden) Against Me! bedient, sondern auch ästhetisch – und quasi nebenbei Kombos wie Ramones oder Hüsker Dü referenziert.
Das gerät mal direkter und rasanter galoppierend (wie im Titelsong) und dann wieder wendiger dringlich-überschwänglich (The Bright Side of the Black), zeigt gelegentlich sein locker-poppigen Gesicht mit flottem Schwung (Lines in the Sand) oder einen unangestrengten Optimismus wie in Pillage and Burn – bleibt dabei aber stets ein bisschen zu harmlos.
Dass Unriddled zudem in Form des motiviert sich selbst überholenden Hits Behind the Trigger mit dem schmissigsten und nachdrücklichsten Songs dieser Gangart eröffnet, spielt der Platte diesbezüglich natürlich nicht unbedingt in die Karten.

Deswegen sind es kleine Impulse, die neben den catchy Melodien und Hooks an der Stange halten, den Spaß an einer so lebendigen wie vitalen Platte anfeuern. Etwa die gniedelnden Gitarren und Beach Boys-Harmonien in True Ability (das auch unangenehme Effekte im Portfolio hat) oder die explizit toll rumpelnde Schlagzeugarbeit in Delusional Tribes, die das kurzweilige Momentum einer unbeschwerten Spontanität einkesselt.
Insofern wirkt Unriddled in seiner aus dem Handgelenk geschüttelten Nonchalance und zwanglosen Griffigkeit über weite Strecken schon beinahe wie eine Gegenthese zur Schwere der aktuellen Cave In-Rückkehr Final Transmission – die bezeichnenderweise jedoch ausgerechnet dann am besten (aber mangels Potentialausschöpfung auch am frustrierendsten) ist, wenn das Trio den offensichtlichen Punkrockweg verlässt.

Das getragene Supply in Mind ist erst doomiger am Americana entschleunigt, lässt kontemplativ-beschwörend eine große Geste gedeihen, die gar nicht so weit von Cave In stackst (ohne aber die Härte der Stammband zu haben, sondern eher wie ein Wear Your Wounds-Leichtigkeit wirkt), gerade wenn der Sechseinhalbminüter hinten raus instrumental ins Epische wachsen will.
Sleepwalker zieht dagegen den Grad der Heavyness nach oben und heult dann in psychedelischer Schräglage, bevor der Closer Time Eraser ein beinahe theatralisches Metal-Torkeln anvisiert, flächiger und offener pendelt, man gar an elegisch schwelgende Primus aus der System of a Down-Perspektive denken darf, während sich das Finale von Unriddled vor allem hingebungsvoll in die Melodik legt, atmosphärisch dem Rock frönt und vielleicht in Aussicht stellt, dass Nomad Stones hiernach bereits sind, über das unkomplizierte Punk-Korsett hinauszureichen könnten.

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