Panzerfaust – The Suns of Perdition – Chapter III: The Astral Drain
Privat auf ein Bier gehen muss man wohl trotz nachgereichter Erklärungen eher nicht mit den Jungs von Panzerfaust, musikalisch bleiben die Kanadier jedoch über alle Zweifel erhaben. Dabei sorgt The Astral Drain, das dritte Kapitel der The Suns of Perdition-Tetralogie, auch auf dieser Ebene für durchaus polarisierende Entscheidungen.
Grundlegend entfernen sich Panzerfaust zwei Jahre nach dem überragenden 2020er-Kraftakt Render Unto Eden über weite Strecken deutlich von ihren blackmetalischen Wurzeln, forcieren dafür den Post Metal und Atmospheric Sludge explizit wie selten, irgendwo zwischen Cult of Luna und The Ruins of Beverast, und betonen insofern die geduldige Stimmungsarbeit ihres Sounds – was formatabhängig alleine dadurch betont wird, dass die Trackliste in digitalen Versionen auf neun Titel aufgespaltet wird, wovon vier Nummern auf instrumentale Interludes entfallen.
Eine neue Gewichtung, die in ihrer Konsequenz in der ersten Hälfte der Platte fabelhaft funktioniert, aber dabei die Komfortzone der Band soweit verschiebt, dass wohl auch viele auf eine direkte Fortsetzung des bisherigen Weges wartende Fans Schwierigkeiten mit der Ausrichtung haben dürften; während The Astral Drain in seiner zweiten Hälfte wiederum damit zu kämpfen hat, dass die Zwischenspiele das Momentum aus dem hier nun direkter ausgerichteten, stilistisch vertrauter ausgelegten Spannungsbogen entlang bekannter Tugenden doch ein gutes Stück weit herausnehmen.
Eigenschaften, die in Summe stimmig zur Identität der Platte, gerade als Teil eines übergeordneten Zyklus, passen, die während man die phasenweise fast kontemplativen, flächigen Wirkungsweise zu schätzen lernt, zumal sich The Suns of Perdition Chapter III als spätestens hinterrücks wachsender Grower erweist, erscheint der doomiger malmende, auch zermürbende Wirkungsgrad der physisch so eindringlichen Band nun doch nur noch transzendentaler, hypnotischer.
Death – Drive Projections platzt nach seinem Aufwärmen im gedrosselten Tempo auf, poltert energisch und präsent, lässt aber durch das offene Gitarrenspiel betont imaginative Texturen funkeln, derweil die dualistisch keifenden, brüllend beschwörenden Vocals sich den Nihilismus zuspielen – als hätten Tombs einen Isis-Song aufgenommen. Zwar spitzt sich der Opener hinten raus immer intensiver und dringlicher zu, doch lehnt sich die Band letztendlich bewusst in den ausbrandenden Rausch zurück und schließt die Augen für das Drone Metal-Interlude The Fear, das so mit The Pain auch den Rahmen für B22: The Hive And The Hole bildet. Selbst kurze Blast-Salven versetzen diesen Koloss kaum im Bewegung. Erst zur Mitte hin beginnt die Nummer zu frickeln und wirft sich in einen beschwörenden Sturm der trostlosen, nackten Frustration, mit psychotischer Strenge die Zügel lösend, aber nicht loslassend. Stattdessen nutzt das Quintett die Szenerie, um die Platte sofort wieder in ruhigere Gefilde zu stimulieren, inklusive ätherischer, schamanenhafter Backinggesänge.
Bis zu diesem Zeitpunkt pflegt The Astral Drain eine Art Borderline-Katharsis: Panzerfaust heben ihre Songs bis kurz vor die Extase, entfesselt dort aber nie den bedingungslosen Klimax, sondern laben sich am Plateau – bis das Album dann aber eben doch beginnt, die inneren Dämonen zu entfesselt, anstatt sie zu besänftigend zu beschwören.
Bonfire Of The Insanities beginnt in ritualistischer Lauerstellung, mystisch und okkult verträumt, lässt sich in einer beklemmend flehenden Melancholie treiben – explodiert dann jedoch in einem tackernden Black Metal-Inferno, euphorisch mitreißend. The Fury ist danach als harte Bremsung in den Ambient deplatziert, weil The Far Bank At The River Styx als Black‘n‘Roll mit superbem Drumming eine einzige Abfahrt ist, die gefühlt alle Geschwindigkeit aufholen will, die Panzerfaust bis dahin ausgespart haben. Ein absolut befriedigendes Gefühl!
Der an sich schön archaische, primitive Naturalismus der Percussion-Suspense Enantiodromia funktioniert daran anknüpfend nur mäßig, aber ideal als Vorlage für das an- und abschließende Tabula Rasa, das darauf aufbauend ein brodelnder Monolith ist, der den Rahmen des Albums auch ideal abrundet. Die Erschöpfung ist danach weniger berauschend, als nach den ersten beiden (jeweils noch ein klein wenig stärker ausgefallenen) Teilen der Serie – aber eben auf andere Weise ähnlich ergiebig. Wichtiger aber erscheint vielleicht ohnedies: am Stück gehört behält die The Suns of Perdition-Reihe ein beeindruckendes Niveau als Gesamtkunstwerk.
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