Pete Yorn – Hawaii

von am 9. Juli 2022 in Album

Pete Yorn – Hawaii

Die Sehnsuchts-Oase Hawaii als spannungsarmer Eskapismus – oder: Pete Yorn und sein Lieblingsproduzent Jackson Phillips nehmen die Arbeit nach einer pandemiebedingten Unterbrechung wieder auf.

Hand aufs Herz: hängen geblieben ist von der vorherigen Zusammenarbeit der beiden, also vom direkten Vorgängeralbum Caretakers, ja letztendlich doch nicht viel. Und dennoch beherrscht der mittlerweile als Veteran durchgehende Yorn den Kniff, dass die abschließende Wertung der 2019er-Platte rückblickend weniger als weitaus zu wohlwollend ausgefallen anmutet, als dass im Umkehrschluss ehereher die Sorge naheliegender ist, hinsichtlich der Punktevergabe für Hawaii zu hart ins Gericht mit den Ergüssen des Musikers zu gehen.

Denn zwar lässt sich diesmal eben ansatzlos mit absoluter Sicherheit prophezeien, dass selbst kurzfristig wenig vom (je nachdem, ob man Pete Yorn Sings the Classics und Break Up regulär mitzählen möchte) neunten Studioalbum des bald 48 jährigen hängen bleiben wird: Höchstens vielleicht ‚Til the End, das als schön klein und intim beginnende Miniatur zu einer beschwingten Liebenswürdigkeit aufblüht, der man locker verzeiht, dass Yorke den Refrain zu oft bringt. Oder Ransom, in dem die Drummachine einer Klavierballade mit Snow Patrol-Timbre in die Synthie-schimmernden 80er folgt – wenn auch nur, weil der Song für die Klangästhetik der Platte untypisch ist, aber leider insofern exemplarisch für das Gesamtwerk ist, weil die Melodie dabei komplett banal und uninspiriert bleibt, daran ändern auch die kitschigen (aber nicht schmalzigen) Streicher kaum etwas. Andererseits fühlt man sich in von den insgesamt xxx Minuten der Platte auch so unkompliziert berieselt, dass einfach jeder Argwohn fehl am Platz ist.

Hawaii ist eingängig und nebensächlich, gefällig und seicht, nicht unangenehm – aber eigentlich auch komplett egal. Der shakend-twistende Minimalismus des seine verträumte Aufbruchstimmung in der Nostalgie badenden Elizabeth Taylor setzt mit seinem aufgeräumte Sound den MO der Platte, irgendwo zwischen POV und Opal von Caretakers, rückt den braven Singer-Songwriter-Folkrock von Yorn also näher zum 00er-Indierock von Konsorten wie den Ravenonettes oder den Strokes, vertändelt sich aber wie das mit gedrosseltem Tempo hinten raus einen energischer gemeinten Chorus anbietende Never Go in der komplett spannungsfreien Reibungslosigkeit.

Was schon okay geht, das tut wirklich niemandem weh: Blood ist unangestrengter Poprock, noch luftiger und lockerer als viele andere der luftigen und lockeren Songs hier, weil das Homeland-Acoustic-Feeling hübsche Dreampop-Texturen bekommt, während das Songwriting beliebig nebenher plätschert. Im netten Also Roses zeigen die Gitarren einen sehr, sehr dezenten The Cure-Vibe in ihrer Unverbindlichkeit, sorgen aber damit noch für mehr Charakterstärke, als etwa das keyboardflächig ausgeschmückte Miss Alien zu bieten hat. Fred & Wilma läuft unaufgeregt und wohlklingend als Langzeitpartnerschaft symptomatisch dahin, Further sitzt unspektakulär am Klavier und Stay Away verabschiedet entgegen seines Titels versöhnlich: oft wird man Hawaii wohl nicht mehr bewusst herauskramen – sich aber beim Nachfolger (zu recht) fragen, wie Yorn es geschafft hat, hierfür wertungstechnisch schon wieder eine sehr schmeichelhafte Aufrundung zwischen den Punkten liegend einzukassieren.

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