Phoenix – Alpha Zulu

Ein Phoenix-Album mit dem Winter vor der Tür zu veröffentlichen ist natürlich schon eine ziemliche Schnapsidee. Strick dreht sich der sommertaugliche Pop von Alpha Zulu alleine aus diesem Umstand aber keinen.
Die mangels Inspiration gescheiterte (aber trotzdem sehr zufriedenstellende) Wolfgang Amadeus Phoenix-Imitation Bankrupt! und die gute, aber letztlich wenig hängen lassende Egalität Ti Amo waren keineswegs grottig genug, um tatsächlich verbrannte Erde im Pop-Land Frankreich zu hinterlassen.
Das ist der erste und bessere Grund, weswegen sich Wortspiele des Bandnamens der Gruppe von Thomas Mars und Co. mit etwaigen Asche-Szenarien nun – beim ersten Album nach fünf Jahren Pause – auch nicht aufdrängen.
Der zweite ist, dass Alpha Zulu die nach unten zeigende Qualitätskurve von Phoenix nun nicht drastisch genug korrigiert, um eine tatsächliche Euphorie auszulösen: die ersten vier Alben der Pariser bleiben doch klar unerreichbar.
Böse sein kann und will man dem Quartett deswegen nicht, das eigene Portfolio wird gepflegt und kultiviert gefüllt, wenngleich man niemals mit dem Eindruck konfrontiert wird, hier essentielle Phoenix-Nummern begrüßen zu dürfen.
Die Synth-Lounge der Yacht The Only One klappert elektronisch um einen existentialistisch griffigen Refrain, derweil Winter Solstice abgedämpft und minimalistisch pumpt. Die Gesangslinien klingen wie recycelt (und symptomatisch wenig ambitioniert), trotzdem ist die zu inkonsequente House-Reduktion einnehmend. Das flanierende Season 2 steht dagegen wie die flotte Beiläufigkeit After Midnight stellvertretend für die aus dem Phoenix-Baukasten kopierten Rhythmen, die die gefinkelte Raffinesse vergangener Tage bloß imitieren.
Egal ob Artefact mit seinem schönen Chorus auf Schiene stampft oder All Eyes on Me betont lässig wie ein tanzbarer Schlacks aus der Dose agiert – ständig scheinen Phoenix zu knapp neben dem Autopilot zu laufen. Wirklich ärgerlich (und trotzdem nicht per se schlecht) ist das allerdings nur beim Closer Identical: wie kann man nur mit einem solchen 08/15-Standard, der absolut null Eindruck (weder im positiven, noch im negativen) hinterlässt, ein Comeback abrunden?
Tatsächliche Überraschungen bleiben da trotz solcher Entscheidungen aber praktisch aus – am ehesten zählen insofern noch My Elixir, weil die Franzosen hier nahe an Beach House agieren, und natürlich die Single Tonight, weil neben einem netten Room on Fire-Vibe der synthetischen Gitarren mit Ezra Koenig (Vampire Weekend) auch erstmal ein Gastsänger mit an Bord ist. Und der flapsig-saloppe „Hallelujah“-Part im mit sphärischer Ebene gestreichelten Titelsong-Opener mag zwar auf den ersten Blick fast absurd anmuten, sorgt aber eben auch verdammt effizient für eine der wenigen wirklich hartnäckigen Hooks der Platte.
Warum nicht mehr solcher Momente, anstatt derart auf Nummer Sicher zu gehen und schon wieder ein Album abzuliefern, das ohne jede Begeisterung nur kompetent im Hintergrund begleiten will – und nicht mehr als dies selbst mit einem Releasetermin im Hochsommer getan hätte.
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