Real Estate – The Wee Small Hours: B-Sides and Other Detritus 2011-2025

The Wee Small Hours: B-Sides and Other Detritus 2011-2025, oder: „This is something we’ve talked about doing for a while now: a compilation of non-album tracks with a title, subtitle, and maybe throw a span of years in there to make it official-sounding.“
Bei der Erfüllung dieses Wunschtraums legen Real Estate (zwar leider) keinen Wert auf Vollständigkeit – da tummeln sich schließlich weiterhin allerhand hierfür durch den Raster gerutschter hochklassiger B-Seiten in der Diskografie der Band! – und versuchen stattdessen lieber, aus dem vorhandenen Material eine schlüssig destillierte und kompilierte Songsammlung im Album-Format zu basteln.
Dies ist für Komplettisten schade, gelingt zumindest über weite Strecken trotzdem sehr gut.
Nur über weite Strecken deswegen, weil, während grundsätzlich offen bleibt, welcher Beitrag zu The Wee Small Hours aus dem Jahr 2025 stammt, sich der Fluss der zweiten Plattenhälfte in seinem steten Wechsel aus klassischen Real Estate-Nummern mit rein instrumentalen Stücken nämlich als ein klein wenig holprig erweist. Das ist aber letztlich ebenso zu verschmerzen, wie die Tatsache, dass die Compilation trotz klarer Highlight-Momente (die praktisch allesamt aus den Heydays der Band stammen) in Summe nicht ganz auf Augenhöhe mit den regulären Studioalben Real Estate (2009), Days (2011), Atlas (2014), In Mind (2017), (vielleicht sogar mit dem qualitativen Schlußlicht) The Main Thing (2020) und Daniel (2024) agiert – da kann mit Pink Sky ein noch so entwaffnend abholender kleiner Trademark-Hit (samt abgefahrenen Video dazu) eröffnen!
Entspannt und beschwingt den eigenen Signature Sound im besten Sinne weitestgehend entwicklungsresistent pflegend, nehmen Real Estate da fremde Stücke (allen voran das grandiose, unendlich entspannt zu Eigen gemachte Strokes-Cover Barely Legal, das als untypisches Herzstück fast punkig an der Hi-Hat straight nach vorne gehende Paper Dolls von The Nerves, die behutsame Television-Anmut Days als Instant-Liebling sowie die tolle Elton John-Verneigung Daniel) praktisch ansatzlos in den eigenen Kanon der Nebenschauplätze auf, die eben zumeist ohne Gesang auskommen: im melancholisch träumenden Schlendern werden Streicher imitiert (Two Part, Part Two), plätschernd schipperndes Mäandern zur Tugend (Blue Lebaron), während das Holiday-Schwelgen von The Chancellor keinen Unterschied macht, ob man auf einen relaxten Bach, oder im Weltraum schippert.
Richtig grandios ist es aber, wenn mit dem versöhnlichen Two Part eine heimliche, über zehn Jahre in der Schublade verbracht habende, so subversive Sternstunde verabschiedet – und mit der Hoffnung, dass Real Estate doch hoffentlich auch von einer Fortsetzung dieser durch und durch soliden Compilation mit Fan-Favorites wie Beneath The Dunes, You Never Should, Reservoir #3 oder In Time träumen.
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