Ryan Adams – Sword & Stone

von am 5. Januar 2024 in Album

Ryan Adams – Sword & Stone

Sword & Stone ist neben Prisoners, einer Live-Version seines 2017er-Langspielers Prisoner, Heatwave, Star Sign und 1985 eines von gleich fünf Alben, die Ryan Adams pünktlich zum Jahreswechsel 2024 veröffentlicht hat.

Daher (exklusive seiner drei Cover-Platten und etwaiger solo eingespielter Aufnahmen auf den zehn regulären Studioalben seit 2020) weiterhin das Gros des in den vergangenen drei Jahren veröffentlichten Materials von Sessions aus der Zeit von vor dem verheerenden New York Times-Artikel stammen dürften, ist natürlich jede neue Veröffentlichung von Adams auch dahingehend spannend zu erforschen, woher seine Bestandteile stammen könnten.
Im Falle von Sword & Stone, das mit seinem Cover optisch gen Metal-Danzig all in geht, sonst aber gepflegten Adams-Rock der wenig überraschenden Sorte (ungefähr im Windschatten seines selbstbetitelten 2014er-Werkes) bietet, dürfte sich der Ursprung einmal mehr vordergründig auf die LA Rain Session zurückverfolgen lassen – der Titelsong der Platte wurde erwiesenermaßen etwa 2018 aufgenommen -, noch heißer scheint allerdings der Tipp auf die Summer of 69 Demos‚ aus dem selben Jahr zu sein.
Wer zudem einen Blick auf diesen fabelhaften Blog wirft, wird einzelne Titel von Sword & Stone auch zu ihren ursprünglich angedachten Plattformen zurückverfolgen  können (I was Here, Manhattan In The Rain oder Blizzard In The Room tauchen etwa auf Listen für Big Colors, Wednesdays und die 2022-Veröffentlichungen auf, die C-Seite von I Was There hätte sogar vollständig daraus bestehen sollen).

Um aber endlich zum Punkt zu kommen: was kann Sword & Stone nun eigentlich, unabhängig seiner Ursprünge? Nun, nach einem etwas unterwältigenden ersten Durchgang erstaunlich viel, die Platte erweist sich hinter seinem herrlich grotesken Cover als veritabler Grower, der den Adams-Autopilot mit gekonnter Hand bedient.
Polternd stampft die Platte zügig los, präsentiert catchy Midtempo-Rocker (mal zurückgelehnter wie I Was Here oder dem Titelstück, mal flotter wie Blown Away), ein bisschen so, als hätte Tom Petty seine Heartland-Songs als entspannte Power Pop-Sehnsüchte nach den 80ern inszeniert.
Stets schimmert (leider) ein leichter Reverb-Filter über den Vocals, Synthies funkeln (wie in der Zeitlupen Erinnerung an Shiver and Shake namens Never Run) über der hymnisch angelegten Tendenz der Kompositionen, lässt Songs wie den vagen, aber tollen Ohrwurm Nuclear War wie einen alten Vertrauten klingen, hebt in I‘ll Wait in den Sternenhimmel ab oder legt sich in I Can See the Light auf einem Orgel-Teppich gar leidenschaftlicher flehend und beschwörend in die rockigen Killers-Kurven, für die Sword & Stone grundlegend nicht den nötigen Zwang entwickelt.

Wie praktisch alle Alben von DRA der letzten Jahre ist auch Sword & Stone aber kein makelloses Album, sondern eines mit vielen Fehlern (der knubbelige Schlagzeug-Sound lässt etwa ein wirkliches Band-Feeling schmerzlich vermissen) und viele Songs finden zu keinem Höhepunkt – dass man nicht jede Idee veröffentlichen sollte, ohne die ausgefeilter wachsen zu lassen und in ein rundes Ganzes zu formen, verdeutlicht vor allem der einfach nur unterwältigend, unmotiviert nicht zu Ende gedacht ausfadende Schlusspunkt Make it Stop als netter Acoustic-Rocker.
Aber dann sind auf der soliden Grundlage eben auch Dinge, die einen beinahe ins Schwärmen versetzen.
Das zurückgenommene Memory Lane ist zwar justament aus, wenn solierender Tempo-Schwung in die schwermütige Sache kommt, doch gedeiht die nostalgische Atmosphäre auch so exzellent. Das abrupte Ende im weiter zum Americana tendierenden Friday Night NYC passt zumindest inhaltlich, wo auch das zwischen Country und Classic Rock wandelnde Melodrama Manhattan in the Rain in seinem wehmütigen Romantik-Vibe, sowie Blizzard in the Room als exemplarisches Schwelgen mit gebrochenen Herzen durch Vergangenheit nicht unweit von Prisoner passieren.
Mit dessen Live-Adaption Prisoners teilt sich Sword & Stone durch diese Highlights dann übrigens auch durchaus passend den zweiten Platz in der aktuellen Veröffentlichungs-Tranche.


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