Scour – Red EP

von am 6. November 2017 in EP

Scour – Red EP

Das Farbenprägung hat sich geändert, abseits davon macht die arrivierte Supergroup Scour mit Red allerdings beinahe exakt dort weiter, wo sie vergangenes Jahr mit Grey vorstellig wurde: An der enorm kurzweilig unterhaltsamen Schnittstelle zwischen eklektischem Black Metal und stringenten Grindcore-Derwischen.

Es sind Feinjustierungen, die Ex-Pantera-Frontmann und Housecore-Boss Phil Anselmo während der enerierend anhaltenden Down-Wartezeit, seit seinem Quasi-Soloalbum mit den Illegals sowie unverzeihlichen White Wine-Ansagen am etablierten Sound seiner Allstar-Kombo Scour um die Gitarristen Chase Fraser (Conflux, Ex-Decrepit Birth) und Derek Engeman (Cattle Decapitation) sowie den Pig Destroyer-Brüdern John (Bass) und Adam Jarvis (Drums) vorgenommen hat.
Am auffälligsten ist wahrscheinlich sogar, dass der fünfte von abermals sechs Tracks diesmal zwar wieder ein luftholendes Ambient-Instrumental geworden ist, Sentenced die unheilschwangere Düsternis von Tactics auf Red aber als heroisch anschwellende Symphonie mit gespenstischer Streicher-Opulenz und horror-affinen Synthies weiterdenkt und der sauber schneidenden Produktion damit noch mehr Raumklang und Breite schafft.

Abseits davon sind die Entwicklungen jedoch subtil ausgefallen. Immer noch übersetzen Scour den Black Metal von Vorbildern wie Darkthrone oder Bathory schnörkellos in die Effektivität des Grindcore; kommen stets in unter drei Minuten auf den Punkt, ohne dafür den direktesten Weg zu gehen. Red destiliert die Wendungen etwaiger Genre-Epen eben in einen nahezu permanent gallopierenden Blastbeat-Irrsin, kompakt und atemlos, der in gerade einmal 16 Minuten Gesamtspielzeit keinen Platz für Ermüdungserscheinungen lässt. Auch, weil Schlagzeug-Neuzugang Jarvis doch vielseitiger treibt als Vorgänger Jesse Schobel, in bester Miserx Index-Manier voranpeitscht, akzentuiert und explodiert, die Extreme hoch hält – nachzuhören etwa in der permanent stoppenden und neu anschwellenden Garstigkeit von Bleak.
Dazu ist nicht nur Phil Anselmos Leistung an den Vocals noch einmal deutlich beeindruckender geworden (weil der Typ nun noch müheloser zwischen crustigen Growls, gemeinem gutturalem Gekreine und effektschwer kreischendem Death-Gebolze ala Black Dahlia Murder wechselt, ohne dafür melodische Spurenelemente aufgeben zu müssen – wüsste man allerdings nicht, welches verdammte Biest hier am Mikro stünde, würde amn es wohl nicht glauben wollen), sondern auch die cleane Gitarrenarbeit bis zu überraschenden Tremolo-Leads hin pointierter, wenn sie beispielsweise gleich im titelgebenden Opener hinten raus aufzeigend gniedeln und heulen darf, darüber hinaus ganz allgemein markanter, differenzierter und akribischer ausgefallen ist.

Da ist der Bass im (zu dünnen, aber damit auch irgendwie kredibilen) Mix leider kaum noch auszumachen, doch tackert Red nichtsdestotrotz mit einer beachtlichen Wucht und Stärke ohne Druckverlust, spannt eine dynamische Energie von epischer Breite in sportlicher Hastigkeit zu nackenbrechenden Momenten, bollert sein straightes, brutales, unkaschiert direkt auftretendes Songwriting mit offen liegenden Karten geschickt durch und holt dennoch ein paar Asse aus der Hinterhand: Piles eskaliert etwa mit würgender Prägnanz in der Achterbahn, rotieren mit großer Geste und dennoch eng anliegendem Spannungsbogen, Anselmo ringt sich eine Performance jenseits von gut und böse ab, während Shank später sogar bis zum solierenden Thrash-Überbau linst und über dem Mattenschwimgenden Midtempo rifft.
Scour entlassen in der verschwimmenden Masse zwar dennoch weiterhin mit der ambivalenten Vorahnung, dass das auf Albumlänge mangels der Überschaubarkeit des variablen Auftretens ein bisschen zu wenig sein könnte. Macht aber nix Auf die schnittige Dauer einer knackigen, süchtig machenden EP hat der brutale In Your Face-Blackened Grindcore von Red aber gleichsam einen enorm mitreißenden Unterhaltungswert, funktioniert noch einmal ein bisschen zwingender als bereits auf Grey und macht die gewisse herrschende Monotonie gerade durch seine Kompromisslosigkeit bis hin zu den aufblitzenden Highlights zu einer Tugend.
Das mag die Supergroup weiterhin nicht vollends vom relativen Stigmata befreien, primär eine atemberaubend treffsichere Genre-Tribut-Kombo zu sein, aber sei es drum: Man spürt den infektiösen Spaß, den alle Beteiligten gerade auch deswegen an diesem ungezwungen nach vorne gehenden Projekt haben umso mehr, dieser hybride Husarenritt macht finseteren Bock ohne Ende.

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