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Die drei Engländer von Vondelpark hatten es seit ihren Anfängen in der aufstrebenden Rockband Lion Club bis hin zur Neuerfindung als aufstrebende UK-Synthieband nie eilig. Daran ändert sich nun auch mit dem so unaufgeregten, eklektischen Kleinod 'Seabed' nichts. Als würde James Blake mit The Xx einen Cafè del Mar-Sampler basteln.
Das fünfte Studioalbum des Sextetts aus Brighton ist ein überarbeitete Best of der letztjährigen Demo-EP-Reihe. Dafür haben British Sea Power weitestegehend die besten der 32 vorhandenen neuen Stücke auf Vordermann gebracht und liefern damit gewohnt souverän von Statten gehenden, aber unter dem Radar der Massen stattfindenden Indierock von den Insel.
Ex-Gallows Schreihals Frank Carter und der ehemalige The Hope Conspiracy Gitarrist Jim Carroll haben keine Lust mehr auf Hardcore. Aber dass ihnen deswegen gleich der Sinn nach handzahm düdelnden Rocksongs steht, die auf halben Weg zum Stadion im Formatradio versumpfen?
Nichts gegen das durch David Bowie und Lou Reed geadelte 'No Balance Palace' oder das souverän die Stärken von Kashmir bedienende 'Trespassers'. Dennoch wagen die Dänen jetzt erst, zehn Jahre nach ihrer Meisterleistung 'Zitilites' mit 'E.A.R.' den insgeheim seit damals nötigen Schritt nach vorne, um ihren erhabenen Rock mit neuer Magie zu versehen.
'Comedown Machine' flacht die qualitativen Schwankungen des zerrütteten Vorgängers zu einem homogeneren Gesamten ab und landet deswegen nicht nur dort, wo wohl bereits 'Angles' als Album hin wollte - sondern erfüllt Julian Casablancas vielleicht insgeheim sogar den Traum, den er für seine Band bereits 2003 gehegt haben muss.
Die Kanadier Suuns bestätigen die vor drei Jahren mit 'Zero QC' eingefahrenen Loorbeeren - und zersetzen ihren fiebrig pulsierenden Artrock vollends in der selben Schräglage, auf der auch die unfehlbaren Liars und Clinic ihren verstörenden Tanz im Neonlicht zelebrieren.
Tropicaler Math. Dubstepstürme. Discobässe. Vertracktes Gitarrengefrickel. Karibische Partystimmung. Hymnische Chor-Berge und rasante Metal-Abfahrten. Die vier Iren von And So I watch You From Afar machen in aller Radikalität auf ihrem dritten Album endgültig was sie wollen. Die genannten Dinge sogar schon alleine in den ersten sechs Minuten der Platte.
Mit 'Songs for Slim' sind The Replacements 23 Jahre nach der letzten Studioalbum automatisch auf der sicheren Seite. Denn für die neuerliche "Reunion" der Minneapolis-Legende stimmte der Beweggrund, es stimmen die Songs und vor allem die transportierte Spielfreude: die Alt-Punk-Rock'n'Roller machen im Vorbeigehen immer noch mehr Laune als so mancher Musiker in der Blütezeit.
Wenn die beiden EP-Vorboten 'How to Destroy Angels' (2010) und 'An Omen' (2012) etwas verdeutlichten, dann dass es mittlerweile nahezu vollkommen egal ist, unter welchem Namen und welcher Konstellation Trent Reznor Musik veröffentlicht - am Ende bleibt es formvollendete Trent Reznor-Musik.
Nicht nur vernetzte Mittzwanziger rund um den Globus sind sich einig: 'm b v' ist ein Geniestreich, schließt unmittelbar an das die Musikwelt umkrempelnde 'Loveless' von vor 22 Jahren an, erfüllt alle Erwartungen. Aber irgendwie gilt's dann doch nicht, denn eigentlich ist das ja alles Schnee von Gestern, und klingt auch so, und andere machen das mittlerweile sowieso besser. Ja, wie denn nun?