Slick Rick – Victory

von am 23. Juni 2025 in Album

Slick Rick – Victory

The Ruler is Back, yeah! Doch ist Victory, das erste Slick Rick-Album seit über 26 Jahren, womöglich auch die schlaueste Werbekampagne ever, um potentielle Mieter anzulocken? 

Als stolzer Besitzer von Immobilien in der Bronx rappt der gebürtige Brite Richard Walters nun auch für „all the landlords in New York City“ und „all across the world“, erzählt in einem relaxten, seine jamaikanischen Wurzeln anzapfenden Reggae-Dub von den damit einhergehenden Leiden: „It’s kind of difficult/ Crazy tenants and all this/ …/ Hello, you wanna give my rent?/ You’re three months behind, chick, I’m highly disappointed/ Tired of huntin‘ you down like America’s most wanted“.
Ja, ja – „Being landlord in the city of New York is not easy“ heißt es deswegen in der catchy Hook von Landlord. Doch nachdem der 60 jährige abseits abgedroschener Gangster-Klischee letztlich stets Gnade walten lässt, hat er zuvor bereits in Come On Let‘s Go auf der House-Tanzfläche eines pumpend wummernden Clubs gestanden und später für Cuz I’m Here einen fast deckungsgleich den Glitch in der Matrix verursachenden, treibenden Eurodance-Remix als Backdrop benutzt, um seinen gewohnt weichen Flow aus amüsanten Bars und nonchalanter Unaufgeregtheit bereitzustellen – und damit erfolgreich suggeriert, dass es durchaus seinen Vorteile haben kann, Daddy Slick Rick im Miet-Kontrakt stehen zu haben, wenn es auf der Party mal zu exzessiv zugeht.

Drumherum um diese herrlich aus dem Rahmen fallenden und doch keineswegs deplatzierten Ausbrüche hat der 80er Veteran auf seinem betont locker aus der Hüfte kommenden Comeback mit Executive-Producer und Labelboss Idris Elba ein Album gebastelt, das den East Coast- und Boom Bap-Hip Hop mit coolen Beats und starker, anachronistischer Produktion gekonnt kurzweilig (bei 11 Tracks und 4 Interludes über 27 Minuten Gesamtspielzeit) abruft: Victory legt sich und seine lockeren Fingerübungen ohne bahnbrechende Ambitionen bzw. der Bürde, ein mitunter ikonisches Erbe antreten zu müssen – oder, im Umkehrschluss, ohne durch den Legenden-Status des Urhebers belastet zu werden – in eine unspektakuläre Souveränität kurzer, verdammt unterhaltsamer Momentaufnahmen.

Gleich die tolle Eröffnung-Stafette aus Stress (mit Giggs), dem entspannten, dubbig-tanzbaren Ohrwurm Angelic sowie Foreign läuft schmissig und exemplarisch dahin, derweil Spirit to Cry ausnahmsweise eher redundant döst und Slick Ricks alter Kumpel Nas das solide Documents adelt: Weder der eine noch der andere müssen noch irgendjemandem etwas beweisen, die Routine ist da durchaus ein Trumpf.
Und wie kokett das zurückgelehnt auf einer Bassline groovende, geschmeidige Beats aus einem gesampelten Baby-Weinen bastelnde So You’re Having My Baby angelegt ist, ohne die ideal zu den Raps passende Spielweise des Sounds aufzugeben, muss man auch erstmal derart nonchalant einflechten.
Da macht es auch nicht, dass sich der smoothe Drive von We’re Not Losing und das sinistre Another Great Adventure mit jeweils nur knapp 90 Sekunden Spielzeit skizzenhafter annehmen als die meisten ähnlich knappen Tracks zuvor, und damit für einen eher unterwältigenden Abgang aus der Platte sorgen: Victory verfolgt keine geheime Agenda, ist wie manche seiner Vorgänger wankelmütig, und macht auch deswegen schlicht und einfach erstaunlich viel authentischen Spaß. The Ruler is Back – nicht mehr, aber auch kein bisschen weniger.

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