Stone Temple Pilots – Stone Temple Pilots (II)

von am 15. April 2018 in Album

Stone Temple Pilots – Stone Temple Pilots (II)

Chapeau: Der alleinerziehende The X-Faktor-Papa Jeff Gutt erledigt seinen Job als Scott Weiland-Ersatz überraschend gut, die Kernzielgruppe kann zufrieden sein. An das zweite selbstbetitelte Schon-Wieder-Comeback der Stone Temple Pilots wird man sich wohl dennoch nicht lange erinnern.

Dabei arbeiten die DeLeo-Brüder Robert und Dean sowie Drummer Eric Kretz mit einer durchaus beachtlichen Verbissenheit daran, ihr Lebenswerk am Laufen zu halten – die formatradiotaugliche Alternative Hardrockband Stone Temple Pilots ist schließlich mehr Marke als unwirtschaftliche Nebenprojekte wie [amazon_link id=“B000002JDX“ target=“_blank“ ]Talk Show[/amazon_link] oder [amazon_link id=“B003EJ0GXK“ target=“_blank“ ]Army of Anyone[/amazon_link]. Anhand 48 neuer Minuten tun sie dies übrigens auch tatsächlich durchaus effektiv.
Wo das Tempo gerade im betont an Bord holen sollend ausgelegten Eingangsbereich ordentlich anzieht, das Quartett bluesinfiziert zwischen souveränen Veteranenstandards für die nötige Spritzigkeit auch mal den Funk im Rhythmusblut hofiert, fallen rundum zuverlässige Nummern ab, die den kommenden Touralltag der Stone Temple Pilots abseits alter Klassiker vielleicht nicht unbedingt relevant bereichern werden, ihn aber durchaus stimmig ergänzen sollten.

Middle of Nowhere eröffnet flott am Gaspedal mit rauchiger Note und führt vor, dass die Stone Temple Pilots dieses neuerliche Comeback als Ventil unbedingt wollen, auch wenn vielleicht sonst niemand darauf gewartet hat. Spätestens wenn das Gitarrensolo aus dem Zwinger bricht wird klar, dass die Band mittlerweile zu wenig unberechenbar und gefährlich agiert, aber sei‘s drum – catchy ist catchy, auch in einer nur sehr okayen Light-Version. Weniger schmissig wird es auch mit Guilty oder vor allem Meadow nicht, die Platte geht ohne Anlaufschwierigkeiten sofort ins Ohr.
Banal-stereotype Texte, knackige Riffs und solide Melodien ergeben dann auch danach beinahe ausfallfrei ein Sammelsurium an routinierten Ohrwürmern, bei dem sich die Band mit Fortdauer zwar immer wieder in der Austauschbarkeit verliert wenn Songs wie Finest Hour einfach nicht zum Punkt finden wollen oder ein Good Shoes schneller wieder vergessen ist, als Scott Weilands Platte mit den Wildabouts. Trotzdem: Hardrock vom Fließband, von Könnern – dafür würde Gavin Rossdale heutzutage seine Frisur opfern.
Von den drei obligatorisch den Fluss auflockernden Balladen überzeugt dann ironischerweise ausgerechnet das entspannt nach opulenter Größe strebende The Art of Letting Go am deutlichsten, während das hippieske Plätschern im Closer Red & Blues zumindest gefühlvoll gefällig bleibt.

Die Band ist schließlich immer noch toll aufeinander eingespielt, harmoniert ansatzlos mit ihrem neuen Sänger. Logisch irgendwo, tritt der doch gefällig in die großen Fußstapfen des streitbaren Eklektikers Weiland.
Gutts Performance im Rampenlicht funktioniert dabei ähnlich wie die Darbietung von William DuVall bei Alice In Chains, wenn auch mit weniger Gewicht: Er nähert sich seinem unersetzbaren Vorgänger stimmlich deutlich an, ohne ihn restlos zu imitieren, croont und säuselt und kräht und röhrt, doch fehlt ihm eben doch (noch) das originäre Charisma, das ikonische Element oder auch nur die unberechenbar faszinierende Anziehungskraft des 2015 verstorben Rockstars Weiland.
Zuverlässig, routiniert, solide – theoretisch allesamt Attribute, die im Rock einem halben Todesurteil gleichkommen. Und ja, das Songwriting der Stone Temple Pilots klingt im Jahr 2018 zutiefst generisch und bis auf die wenigen Highlights enorm medioker, lässt mutige Momente oder spannende Experimente vollends vermissen. Allerdings macht die Band diesem Hang zur austauschbaren Dienstleistung das beste – und damit zudem nahezu alles besser, als zuletzt.Das den Neustart prolongierende Werk liefert insofern nicht nur überzeugender ab, als man das angesichts der Vorzeichen erwarten konnte, sondern ist unterm Strich sogar auch zufriedenstellender als das erste selbstbetitelte Album von 2010 oder das Chester Bennington-Gastspiel High Rise von 2013.
Die Stone Temple Pilots klingen ohne den Beigeschmack der Leichenfledderei oder reinen Finanzmotivation schließlich (wieder) so sehr nach den Stone Temple Pilots, wie schon lange nicht mehr. Was vielleicht ohnedies das größte Kompliment ist, dass man der Band ein Vierteljahrhundert nach [amazon_link id=“B0747Z9GWF“ target=“_blank“ ]Core[/amazon_link] machen kann.

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