The Coral – Sea of Mirrors
Nach dem kreativen, kritikerbestätigten Erfolg von Coral Island wurden The Coral eingeladen, als letzte Band in den Parr Street Studios aufzunehmen, bevor die Liverpooler Residenz endgültig ihre Pforten schloss. Heraus kam dabei Material für zwei Alben: Sea of Mirrors und Holy Joe’s Coral Island Medicine Show.
Sea of Mirrors ist dabei das offiziell elfte, regulär auf allen gängigen Plattformen veröffentlichte Studioalbum der Band – produziert von Sean O’Hagan und neben Ex-Mithlied Bill Ryder-Jones auch die Schauspieler Cilian Murphy, John Simm sowie Love-Gitarrist Johnny Echols auf der Gästeliste führend – und entgegen des bestimmenden Narrativs von Holy Joe’s Coral Island Medicine Show von seinen Urhebern als verträumter, im stream-of-consciousness geschriebener „imaginary, surreal gun-slinging soundtrack to a ‚lost‘ Spaghetti Western“ „directed by Fellini with a Richard Yates-written script“ beschrieben, als „Country rock through a psychedelic lens“ mit „a sun-baked Morricone-esque flair“ in Kombination mit dem hauseigenen, eklektischen „signature merseyside sound„.
Dass sich in einer seitens des Quintetts kuratierten Playlist, die die Inspirationen hinter Sea of Mirrors zusammenfasst, unter anderem Nummern von Scott Walker, Lee Hazlewood oder Serge Gainsbourg finden, fasst die Ästhetik der Platte aber auch äußerst adäquat zusammen.
Gerahmt und verbunden durch drei friedliche, fast schüchtern und flüchtig harmonierende, instrumental gehaltene (und, wiewohl die Atmosphäre fortspinnend eigentlich redundant bleibende) Eskapismus-Interludes bleibt in einer grundsoliden ausfallfreien Woge aus angenehm zu konsumierenden, unscheinbaren Songs ohne herausragende Hits (der liebenswerte Ohrenschmeichler Wild Bird in dem eine Fiedel den bittersüß weiche schreitenden Samtpfoten-Stampfer begleitet, ist als unspektakuläre erste Single dahingehend der markanteste Song) aber auch wenig wirklich verbindliches hängen.
Das gemütliche, luftig und locker im unbeschwerten Sonnenschein flanierende Cycles of the Seasons fügt sich etwa im Grunde reibungslos in den Standard-MO der Band ein, Faraway Worlds schwelgt im Halbschlaf einnehmend entlang einer schönen Melodie. North Wind pflegt unaufgeregt einen zwanglos nach vorne gehenden Zug und der Titelsong schippert um eine zu repetitive Hook relaxt mit dezenten Streichen in der Psychedelik dahin, derweil That’s Where She Belongs (als zweites Aushängeschild) auf nonchalante Weise catchy und The Way You Are ruhiger veranlagt ist, nicht nur Dream River wie die hippieske Prärie-Version der Arctic Monkeys-Lavalampen-Lounge im dösenden Flow agiert, aus dem die Routine Oceans Apart mit latent kitschigen Streichern entlässt, und nur das von Paul Molloy gesungene Almeria als eine aus der Zeit gefallene Acoustic-Ballade etwas auffälligere Konturen zeigt: Sea of Mirrors bricht ungeachtet seines Konzepts kaum aus der bisherigen Diskografie der Briten aus, fügt dieser aber 37 mehr als okaye Minuten hinzu, die man eigentlich nicht nicht mögen kann.
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