The Kooks – 10 Tracks to Echo in the Dark

von am 5. August 2022 in Album

The Kooks – 10 Tracks to Echo in the Dark

So tut Eskapismus niemandem weh, macht aber auch kaum Spaß: Nach dem überraschend gut gelungenen Let’s Go Sunshine lassen die Kooks mit dem egalen Elektropop von 10 Tracks to Echo in the Dark wieder markant nach.

Teilweise in Berlin mit Produzent Tobias Kuhn entstanden, addieren Luke Pritchard, Multiinstrumentalist Hugh Harris und (der am Papier zugegene, gefühlt aber auch von einer Drummachine ersetzt worden sein könnende) Schlagzeuger Alexis Nunez massenhaft risikofreie 80er-Synthies zu ihrem Sound-Portfolio des sonnigen Indie Pop.
Das steht den Kooks an sich schon, erzeugt aber in seiner harmlosen Austauschbarkeit auch nicht die nötigen Reibungen, um dem diesmal wieder aufreibend belanglosen Songwriting ein paar nachhaltige Schattierungen zu verleihen – 10 Tracks to Echo in the Dark  ist selbst zu flüchtig, um den aktuellen Sommer zu überstehen.

Dabei ist der Einstieg in das sechste Studioalbum der Engländer mit Connection (ein Don Henley-Keyboard-Schimmern begegnet einem relaxten War on Drugs-Beat und Funk-Bass im unaufgeregten Ohrwurm) sowie Cold Heart (ein etwas beschwingtere Tanzfläche an der locker-luftigen Strandbar, deren letztes Drittel sich als ambientes Geplänkel mit Kinderchor neu erfindet) mehr als nur solide geraten, und auch der Abgang stimmt durch den netten Acoustic-Bagatellen-Solo-Lovesong Without a Doubt absolut versöhnlich – zumal das NEIKED-Feature hier tatsächlich bedeutet, dass Victor Rådström im Gegensatz zu Pritchard und Kuhn weiß, dass die liebenswürdige kleine Geste der Band einfach besser steht, als jedes übertriebene Brimborium.

Dazwischen bleibt abseits des übergeordneten Eindrucks einer unnötig plastikhaften Inszenierung nämlich nichts hängen. In Jesse James klingen The Kooks representativ nicht mehr nach einer Band, verloren zwischen Vergangenheit (über den imitierenden The Cure-Bass sowie entsprechenden Keyboarden) und modernen Trends (durch beliebige Trend-Produktions-Entscheidungen und Effekte) nach einer reinen Studio-Konstruktion, gravierend ist aber die überschaubare Kreativität der minimalistischen Synthpop-Kompositionsskizze. Closer nutzt das All My Friends-Klavier als Hintergrund für das komplett egale Fließbandwerk, das nebenbei gehört durchaus okay geht – aber selbst dabei die Frage nach dem warum offen lässt.

Sailing on a Dream macht mit knubbeligem Bass, pseudo-postpunkigen Gitarren und einem Saxofon noch mehr auf James Murphy und Bowie, plätschert letztendlich aber wieder im blassen Urlaubsmodus, derweil Beautiful World als Drahtseilakt mit den so furchtbar farblosen Milky Chance am kontemporären 08/15-Baukasten mit demonstrativ optimistischer Botschaft überraschend solide gerät. Modern Days stackst ebendort mit kontemplativer Disco-Note und Oasis mäandert 144 Sekunden lang uninspiriert um hibbelige Gitarrenlicks und kitschige Liebesbekundungen, bevor 25 dasselbe Schema im Schlafwagen ohne jede brauchbare Idee als unausgegorenes Fragment verliert. Smooth gemeint mag das per se dann stellvertretend für das große, zumindest kurzweilige Ganze ja auch gar nicht wirklich schlecht sein – aber halt doch wieder ziemlich langweilig und abseits dreier mitleidig in Betracht gezogener Sommer-Playlisten-Ersatznummern sofort wieder vergessen.

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