Violent Soho – Everything is A-OK

von am 10. April 2020 in Album

Violent Soho – Everything is A-OK

Mit ihrem fünften Studioalbum generieren Violent Soho mittlerweile auch außerhalb ihrer Heimat Australien mehr mediale Aufmerksamkeit – was angesichts der  solide-durchwachsenen Qualitäten der Vorgängerplatten durchaus überrascht. Macht Everything is A-Ok die Reevaluierung notwendig?

Eher nicht. Immerhin klaut gleich der Einstieg mit Sleep Year schon schamlos bei den Foo Fighters und stellt wie das folgende, innovationsloses Schaulaufen durch Songs, die schon zu den Heydays des 90er-Grunge und Früh-2000er-Alternative Rock schlimmstenfalls als belanglos-okayes Füllmaterial gegolten hätten, klar, dass sich seit dem schwachen WACO wenig für Violent Soho geändert hat.
Hungry Ghost als qualitative Messlatte ist da gefühlt noch länger als 7 Jahre her, doch um fair zu bleiben: Hängen bleibt auf Everything is A-Ok zwar durchaus etwas, denn die Platte hat Energie und Motivation in der Spiellaune – nur eben kaum nachhaltiges Songwriting. Ein Lying on the Floor schrammt wie zufällig an einem vielversprechenden Refrain vorbei, bleibt aber unverbindlich. Pick it Up Again mag knackig sein und sogar ein Solo hofieren oder das gemütliche Canada eine nette Hook bieten – letztendlich wirken aber Songs wie Shelf Live einfach zu beliebig und durchsichtig, gefühlt tausende Male gehört. Und wenn das Quartett wie im superschmissigen Vacation Forever doch einen kleinen Szene-Hit hinaushaut, wiederholt dieser seine plakativen Baby Boomer-Zeilen im konkreten Fall bis zum Erbrechen und verspielt damit viel Momentum.

Am besten machen ihre Sachen die archetypisch platzierte Hinausschmeißer-Akustiknummer A-OK als angenehm wehmütige Ballade und ausgerechnet das aus dem knackigeren Rahmen fallende Slow Down Sonic ist als nostalgische Schunkeleinheit und herausragendes Highlight schlichtweg als wirklich rundum starke Nummer.
Der Rest von Everything is A-Ok folgt seinem Titek und ist ein unspektakuläres Aufkochen von Dingen, die bereits unzählige Bands individueller und originärer hinbekommen haben. Ein kompetenter Genre-Baukasten, dessen Gesangslinien catchy sein können, während das restliche Instrumentarium dahinter austauschbar bleibt und keine nachhaltige Erinnerung hinterlässt.
Dass die Stimme von Sänger Luke Boerdam irgendwo zwischen Billy Corgan, Seahaven und Blink-182 zumindest weiterhin ambivalent polarisiert, ist da schon regelrecht charakterstark.
Violent Soho begnügen sich insofern auf Studioalbum 5 auch damit, wenig essentielles zu sagen zu haben, transportieren aber zumindest ihren eigenen kurzweiligen Spaß an der Sache. Womit also irgendwo alles beim Alten ist – und alle Aufregung umsonst.

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