Vosbúð – Heklugjá

von am 18. Januar 2023 in Album

Vosbúð – Heklugjá

Heklugjá is the climax of Volcanic Black Metal: Hail Nature!“ Mutmaßlich abgeschnitten vom Rest der inzestuösen Szene Islands kochen Vosbúð auf Heklugjá vier Jahre nach Almannagjá nun zum zweiten Mal ihr eigenes Süppchen – mitsamt einem kaum ignorieren Haar darin.

Mastermind und Instrumental-Alleinherrscher Rune Lúðvíksson sowie sein Erfüllungsgehilfe am Mikro Eyjafjallajökull liefern gleich im achtzehnminütigen Opener Myndhöggvari Lífsins Og Dauðans ein adäquates Sittenbild der Zustände. Vosbúð kurbeln schroff skandierend über hymnischen Tremolo-Melodie mit latentem Shanty-Vibe, schunkeln ja sogar auch im Verlauf (aber niemals so explizit wie hier) über selig trunkene Paegan-Motive in urigen, vikingerhaften Chants, derweil das Gaspedal in unterschiedlichen Tempi heroisch angedrückt wird, akustische Einkehren nur als Startrampen für kurze Soli und feierlich schwelgende, catchy treibende Motive dienen, die sich in die orgelnde Grundierung legen und einen herrlichen Jam-Spirit zeigen, bevor das Duo dem Songwriting im sakralen Chor mit immer neuen Spannungsbögen auch ein paar Längen beibringt.
Einzig: die Produktion ist dabei weder Fleisch noch Fisch, will ohne Lo-Fi-Gedanken sauber und kraftvoll sowie modern klingen, wirkt aber flachbrüstig und billig – alleine wie uninspiriert leblos der dumpfe Bass auf latent dilettantischen Niveau klingt – und verhindert an so vielen Stellen, dass man sich enthusiastisch in die grundlegend großartigen (auch an sich toll performten) Songs stürzt und mitreißen lässt. Dieser Umstand wird leider der große Zankapfel von Heklugjá bleiben.

Hraun Og Ástríða drosselt das Tempo über weite Strecken melancholisch – was die inszenatorischen Schwächen der Platte nur noch auslaufender aufzeigt, obgleich das schwermütige Sinnieren der Band an sich hervorragend steht. Auch wenn die Nummer später ordentlich anzieht, entwickelt das nicht die potentiell mögliche triumphale Dramatik: der Sound fördert die Ambitionen von Heklugjá nicht, kann nicht mit den Ideen, Zielen oder der Ästhetik von Vosbúð mithalten, sondern untergräbt all diese Aspekte genau genommen sogar. Wenn die Isländer hinten raus die Disso-Kante ziemlich cool bändigen, wirkt das also eher schaumgebremst, denn als zermalmender Kraftakt.
Besser gelingt die Inszenierung in dem Mittelstück Aska Sigursæl, einem zum absurden Indierock-Vibe tendieren Intermezzo, dessen friedlicher Optimismus und die Aufbruchstimmung hinein in die beckenzappelnden Mgła-Tendenzen mit einem endorphinschwangeren Melodie-Reigen zelebriert und sich höchstens vorwerfen lassen muß, zu abrupt beendet zu werden. Wie wunderbar – und vor allem: wunderbar eigenwillig – Vosbúð doch sein könn(t)en.

Zwar gewöhnt man sich im Verlauf der Platte an die Umstände, doch schwingt eine latente Frustration auch bei den 28 abschließenden Minuten der beiden letzten Songmonolithen mit.
Eldorgía steigt so unnötig mumpfig ein (verschenkt etwa Blastbeats, die teilweise wie aus der Pappschachtel anmuten), um seine malerisch aus der Zeit gefallene Sehnsucht in trauriger Schönheit zu zelebriert, exemplarisch so kurzweilig und unterhaltsam zu fesseln. Und der Titelsong ist nur den ersten Teil seiner Strecke ein etwas redundant erscheinendes Deklinieren der zu diesem Zeitpunkt bereits bekannten Stärken der Band – bis der Closer ab spätestens der Hälfte seiner Spielzeit ein einziger, nicht enden wollender Höhenflug wird, der mit einem lachenden und einem weinenden Auge den Status Quo von Heklugjá determiniert: Vosbúð haben ein (sehr) gutes Zweitwerk geschaffen, das eigentlich unbedingt ein herausragendes Highlight von der isländischen Insel-Black-Metal-Szene darstellen hätte müssen!

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