Vouna – Vouna
Vouna ist das geistige Ambient Doom/Black Metal-Kind von Yianna Bekris, die mit ihrem selbstbetitelten, pastoral dräuenden Debütalbum auch für das erste Release auf Artemisia Records sorgt.
Obwohl Vouna mehr oder minder eine pure One Woman Show ist – Yianna Bekris trägt das gesamte Instrumentarium und Songwriting alleine – haben es sich die für ihr Schaffen mit Wolves in the Throne Room über die Grenzen von Olympia hinaus bekannten Weaver Brüder Nathan und Aaron für die Premiere auf ihrem hauseigenen Label nicht nehmen lassen, Studiozeit in der Owl Lodge parat zu stellen, am Artwork mitzubasteln und auch die Produktion von Vouna zu übernehmen.
Im Vergleich zur vor wenigen Monaten veröffentlichten ersten Demo-EP haben für beiden den bisher Bedroom-Project-artig verwaschenen Soundsumpf dabei etwas klarer aus den beibehaltenen Flächen hervorgehoben, weniger sumpfig mehr Höhen und Tiefen im autarken Nebeneinander verpasst, dabei aber auch einen mitunter irritierenden, unkonventionell das LoFi-Gefühl imitierenden Mix besorgt, der die Gegebenheiten zu unterstreichen versucht.
Das Material von Vouna baut schließlich primär auf die wandernden Texturen von Yianna Bekris‘ ätherischen Keyboardschichten, lässt die archetypisch sägenden Black Metal-Tremolo-Gitarrenspuren nur wenn nötig über die Songs schneiden, und setzt simple, meist getragen zum Doom marschierende Drumspuren darunter, während der Goth-klare Gesang als Baustein im um Cascadian-Elemente
Abseits des Popularitätsschubes durch die Wolves in the Throne Room-Connection ist das durch seine eigenen Stärken und Limitierungen wankende Soloprojekt aber dennoch vor allem ein Positionierungsversuch von Bekris, der von seiner einnehmenden Atmosphäre sowie einer in geradezu trostloser Einsamkeit suhlenden Stimmung lebt. Vouna bleibt dafür immer an der Oberfläche, anstatt in die Tiefe zu gehen, rührt dort aber eine solch nebulöse Dichte an, in der man sich verirren kann. Dieses eigenwilliges Ambiente ist dann auch der größte Pluspunkt einer Platte voll imaginativ fesselnder Weite, die sich jedoch auch noch durch ihre Kinderkrankheiten definiert.
Wo Bekris mit einer mitunter farblosen, eindimensionalen und keine Intensität erzeugen könnenden Stimme durch ihr faszinierend zwischen den Genres entrücktes Reich wandert, entwickelt sich das Songwriting phasenweise noch zu unentschlossen mäandernd, wirkt gerade über die überschaubare Distanz von 32 Minuten nur als vages Herantasten an merklich vorhandene Potential, das ein wenig ziellos um seinen Kern plätschert.
Im eröffnenden A Place to Rest stapft Vouna behäbig los, bald ballern ausnahmsweise auch Blastbeats, doch durch die getragenen Texturen und den entschleunigten, auf gerade Haltung achtenden Gesang bleibt das Geschehen verträumt, lichtet sich folkig mit latentem 80er Vibe – leider auch zu skizzenhaft und justament dann endend, wenn der gute Opener seine Mitte gefunden hat: Durchaus exemplarisch für die verloren wirkende Suche der Platte, die auf einer grandiosen Substanz sitzt, aber keine bedingungslosen Highlightmomente evoziert.
Cattle gibt sich hymnisch und zitiert Melodien wie aus alten Legenden, arbeitet beruhigend und sedativ. Anstatt eines Climax findet Bekris elegisches Gitarrengezupfe, einnehmend und anachronistisch, setzt plötzlich wieder einen tackender Überbau über das Pagan-Gefüge – das Instrumental ist abermals eher loser Verbund einzelner Passagen und Ideen, kein schlüssig zu Ende gedachter Komplex, obwohl sich das Amalgam mit jedem Mal besser entfaltet, die Platte als leichten Grower adelt. Man kann sich in Vouna zu diesem frühen Zeitpunkt übrigens bereits durchaus verlieben und dem Sirenengesang verfallen, wenn man das Album in aller Ruhe im Hintergrund als wattierenden Ambient laufen lässt – bei aktivem, lautem Konsum aber gräbt sich das Geflecht selbst das Wasser ab, da wirklich packende Szenen nicht durch frontale Konfrontation entstehen.
In Last Dream verschiebt sich das Spektrum von Nahverwandten wie Myrkur oder SubRosa weiter hin zu Alcest, als ätherischer Blackgaze in Zeitlupe, mit einer einfach-frontalen Melodie, die so schnell wieder verschwindet, wie sie auftaucht. Stattdessen folgt Bekris den unverbindlichen Vocals, die nicht nur entrückt, sondern teilnahmslos und emotional distanziert wirken. Diese limitierte Orientierungslosigkeit behält sich auch Drowning City, das mit Klampfen und Flöten ins Mittelalter blickt, nebenher dümpelt, dann wieder typischer abrupt die Schnittstelle aus Black Metal sowie entschleunigten Doom-Rhythmen zu finden versucht, das Motiv am Ende noch einmal dezidiert aufgreift, aber nur als plakative Verbindung exerziert: Nachdem das Gewächs nirgendwo hinführt, beginnt ein leidlich ambitioniertes Orgelsolo. Erst spät bringt Vouna die PS des immer wieder aufblitzenden, aber weitestgehend auch frustrierend liegen gelassenen Talents über den doch faszinierenden Sound deswegen überzeugend auf den Boden.
Nach den langen Synth-Schwaden seines Intros pflegt You Took Me nämlich zwar wieder typische Gitarren- und Rhythmusmuster, doch funktionieren diese hier über die beschwörende, subversiver zündende Melodie samt sehnsüchtig-großer Geste weitaus schlüssiger und ergeben ein rundes Stück im (beinahe) epischen Fluss. Nicht nur an dieser späten Schönheit liegt es dann auch, dass Vouna trotz allem definitiv derart interessant geraten ist, dass man dem Wolves in the Throne Room-Protege aktuell einen Welpenschutz-Bonus einräumt und die mögliche Evolution dieses Bekris-Projektes keinesfalls verpassen wollen wird.
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