Code Orange Kids – Love is Love // Return to Dust

von am 11. November 2012 in Album

Code Orange Kids – Love is Love // Return to Dust

Lass diese Platte bis zu einer willkürlich gewählten Stelle laufen, drücke auf Pause und versuche zu erraten, beim wievielten Song du gerade stehst. Praktisch unmöglich. Oder: die heiß gehandelten Hardcore-Jungspunde  Code Orange Kids haben für ihr Debütalbum Deathwish Records als Label im Rücken und eine gnadenlose Kurt Ballou-Produktion im Anschlag. Womit über die hohen Qualitäts-Standards auf ‚Love is Love // Return to Dust‚ bereits alles gesagt sein sollte.

Das grandiose aber ist, dass sich das Quartett aus Pittsburgh ambitioniert und mühelos über diese kleinsten gemeinsamen Nenner – beinahe eine jede Veröffentlichung auf Jakob Bannon Label zeichnet sich aus dem Stand heraus als herausragendes New School Hardcore-Highlight aus – hinwegsetzt. Alles und jeden regelrecht tollwütig niederreißende Hassklumpen wie die räudigen ‚Around My Neck // On My Head‘ oder ‚Roots Are Certain // Sky Is Empty‚ können Code Orange Kids dabei jedenfalls im Schlaf und empfehlen sich damit quasi nebenbei als potentielle Vorbilder/Erben von Trash Talk, Cursed, Single Mothers, Punch und generell allem, was tief grollende Bassriffs und malende Gitarren von Hochgeschwindigkeitsdrumbeats auf Touren bringen lassen kann; in den knappen, rasendsten Hardcoremetal-Momenten ist ‚Love is Love // Return to Dust‘  damit vielleicht sogar das beste in dieser Schiene, was Jabob Bannon seit dem Blacklisted-Meisterwerk ‚Heavier Than Heaven, Lonelier Than God‚ in seinen elitären Raster aufgenommen hat.

Eric Balderose, Reba Meyers, Jami Morgan und Joe Goldman erweisen sich darüber hinaus jedoch auch als eifrige und durchaus gelehrige Schüler des gesamten Deathwish-Kataloges, von Narrows über Killing the Dream bis Birds in Row: immer wieder treiben Code Orange Kids ihren Hardcore tonnenschwerer walzend durch stockdunkle Höllenszenarien, einem vor Wut innerlich rasendem, angeschossenen Rottweiler gleich. Über die große Labelverwandschaft hieven sich Code Orange Kids jedoch, weil sie das Pendel der Extreme in alle Richtungen so gefinkelt ausschlagen lassen und dabei keinerlei Scheuklappen kennen: ‚Liars // Trudge‚ wird von Gitarristin bzw 1/3-Sängerin Reba Meyers irgendwann (weil der Song bis zu diesem Zeitpunkt bereits mehr Kurskorrekturen vorgenommen hat, als es anderswo ganze Alben tun!) gespenstisch verträumten intoniert und durch zurückgenomme Gitarrenfelder in beinahe wärmende Gefilde geleitet, quasi Nighmare-Absolut-Nicht-Pop als Antwort auf all den grasierenden Dream-Pop. Öffnen sich die Schleusen in ‚Colors (Into Nothing)‚ trägt das eine schon ansatzweise postrockige Weite mit sich. Aber ist das dann Noise? Doom? Art-Rock? Punk? Rock? Powerviolence? Grindcore? Ja! Absolut! In seinen würzigen 28 Minuten ist ‚Love is Love // Return to Dust‚ all das – und noch viel mehr.

So schaffen Code Orange Kids nicht nur regenerierende Ruheoasen in den Grenzen eines mit unzähligen Hackenschlägen und Finten erschöpfenden Albums, sondern regelrecht Momente, für die man angesichts des rundum alles niederreißenden Sturmes geradezu dankbar ist. Dass dies immer nur die trügerische Aufwärmphase vor dem nächsten Inferno ist, macht die folgenden Hassattacken nur umso gnadenloser. Anders gesagt: ‚Love is Love // Return to Dust‚ funktioniert als Tour de Force durch den gesamten Backkatalogs seines Heimatlabels, bleibt dabei aber eigenständig genug, um diese Stilvielfalt nur logisch erscheinen zu lassen – überhaupt wirkt der stetige Wandel in den Extremen niemals erzwungen, eine Leistung, für die Kurz Ballou einem nicht geringen Anteil reklamieren darf – sein maßgeschneidertes Soundkleid aus punkiger Räudigkeit und  metallischem Punch passte schon lange keiner von God City geadelten Band mehr derart makellos. Betrachtet man dazu noch den unglaublichen Sprung, den Code Orange Kids von den ersten Ep’s und Singles zum Rundumschlag ‚Love is Love // Return to Dust‚ hingelegt haben, bleibt einem die Spucke weg. Muss sie bleiben, weil Code Orange Kids längst wieder wild auf den Hörer einprügeln und ihn  genüsslich zum Ausbluten an die nächsten Zwinger hängen.

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