Wild Beasts – Present Tense

von am 11. Februar 2014 in Album

Wild Beasts – Present Tense

Wenn das Jahr 2014 eines charakteristischen Sounds bedarf, dann liefern die Herren, die sich Wild Beasts nennen, mit ihrem neuen Album ‚Present Tense‚ sicher ein gutes Angebot dafür.

Die ersten Töne von ‚Present Tense‚ erinnern ein wenig an ‚Are Friends Electric?‘ von Gary Numan, was der wissende Hörer dann sofort verwirft, weil die Stimme von Hayden Thorpe so gar nichts von Garys hat. Da erinnert die tragende Stimme der Wild Beasts uns schon eher an Antony Hegarty, aber auch nur weil es beides Falsette sind und scheinbar beide mit Pathos ans Werk gehen. Die erste Nummer ‚Wanderlust‚ ist ein schöner Opener, elegisch und aber gleichzeitig nicht zu viel enthüllend, was noch kommen könnte. Factory Floor remixten ‚Wanderlust‘ scheinbar im Cut up Verfahren der Vocals und machen es zu einem komplett neuen Song. Jedenfalls ist zu erkennen, wieviel Potenzial in dem Song steckt, der schon für sich selbst gut funktioniert.

Nature Boy‚ kommt danach, ein reduzierteres Stück getragen von Synthies und mehrfach geschichtetem Gesang. Stimme ist den Wild Beasts wichtig, sie setzen drei verschiedene Stimmlagen ein: Haydens Falsett, Toms Tenor und Chris’ Bariton. ‚Nature Boy‚ ist ein Winterlied, ein Lied für Schneetreiben am Morgen vom Fenster aus betrachtet. Das bisschen mathematische Eleganz (mit einem Augenzwinkern in Richtung ehemaligen Math Rock) dieses Stückes zieht sich durch das gesamte Album. Der nächste Track ‚Mecca‚ besingt den „vivid moment“ und das Bewegen in Richtung des sprichwörtlichen Pilgerortes Mekka, der aber für den zeitgenössischen Lamenteur ganz bestimmt eher ein Sehnsuchtsort ist denn eine reale Stadt. ‚Sweet Spot‚ behandelt wieder etwas Ersehntes.

Daughters‚ ist der Höhepunkt des Albums. Oder ist es doch ‚Simple Beautiful Truth‚? Oder der fast-titelgebende Track ‚Past Perfect‚? Alle drei sind bewegend und hymnisch angelegt. Die Schluss-Nummer ‚Palace‚ kombiniert ein Synthie-Thema mit Eindringlichkeit eines wie eingangs erwähnten Gary Numan, so schließt sich der Kreis. Die wellenförmige Stimmungs-Mischung des Albums bewirkt, dass das ganze Album durchaus in einem Durchgang hör- und erfahrbar ist.
Böse Zungen mögen behaupten, dass Dream Pop Alben als Nebengeräusch oftmals ohne Weiteres funktionieren und sich nie querstellen. Dieses Nicht-Querstellen ist an vielen zeitgenössischen Alben zu erkennen, und gerade auch an den besten. Das vorliegende gehört sicher zu den besseren, es ist zu 100 % Sound aus dem Jahre 2014. Die Wild Beasts suchen und finden ihre persönlichen Highlights aus den 1980ern, 1990ern und 2000ern, aus modernem R’n’B, die richtige Balance zwischen Instrumenten und Stimme, Schemata, Reduktion und aus Überschwang. Wir haben hier ein Potpourri vor uns, das gefällt, weil es atmet und Verschnaufpausen lässt. Eine schöne Platte voll hörenswerter Musik.

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