A Place To Bury Strangers – Worship

von am 17. Juni 2012 in Reviews

A Place To Bury Strangers – Worship

 A Place to Bury Strangers Mastermind Oliver Ackermann produziert quasi hauptberuflich mit ‚Death By Audio‚ höchst erfolgreich Effektpedale für Gitarristenkollegen. Seine Band als bloßen Werbeträger dafür abzukanzeln würde dank‘Worship‚ nicht nur zum dritten Male zu kurz greifen – zutraulicher waren die New Yorker außerdem noch nicht.

Wobei der Grad der Zutraulichkeit bei dieser eiskalt bretternden Soundwalze von der Position des Betrachters abhängig bleibt, der unverkennbar maschinelle Noise-Sound bleibt hartnäckig prägend: ‚Alone‚ eröffnet ‚Worship‚ mit diesen martialisch sauber peitschenden Schlagzeugrhythmen, die sich erst bei Minusgraden so richtig wohl fühlen, einem hypnotisch antreibenden Bass und beides ist die Grundlage, das Transportmittel für Gitarren, die sich in manischer Kraft auswachsen: Ackermann lässt sein Saiteninstrument schreien, sägen und dröhnen, als gäbe es kein Morgen, auf Platte allerdings noch eher als im Livegewand. Das bläst einem jedoch auch auf Konserve die Gehörgänge so richtig frei und ist praktisch schon wieder aus, bevor es so richtig begonnen hat: zweieinhalb Minuten als aussagekräftiger Willkommensgruß, der die Richtung vorgibt.

Doch gehen A Place to Bury Strangers auf ihrem dritten Album unverkennbar den Weg der vorangeschobenen EP ‚Onwards To The Wall‚ weiter und nähern sich der unterschwelligen Melodie in ihren Krachkonstrukten nun endgültig ohne Berührungsängste an. ‚You Are the One‚ destilliert als ideale Single in Ackermanns monoton hallender Suizidstimme den Geist von Ian Curtis und die Abgründe von Dave Gahan, während seine Band zwischen Highspeed-Joy Division, freudlosen The Cure, Wall-of-Guitar-Sound-Big Black,  ganz viel My Bloody Valentine und The Jesus and Mary Chain mit reichlich Drive poltert: das mit „die Beach House des Noise Rock„, würde vielleicht zutreffen, wenn hier nicht jede Herzlichkeit, jede Wärme und auch die kleine Prise Genie fehlen würde. Auf ‚Worship‚ verschwimmen die Grenzen zwischen Industrial und Psychedelic, zwischen Shoegaze und Post Punk, zwischen Dark-Wave und Gothic – und irgendwie ist das unter all der deppresiven Grundstimmung schon beinahe Indie Rock, der von reichlich Noise düpiert gar nicht so unnahbar ist, wie er sich anfangs gibt.

Ist ‚Worship‚ doch das bis dato wohl zugänglichste Album des Dreigespanns geworden: Nicht mehr alles wird solange gegen den Strich gebürstet, bevor man zwischen dissonanten Krachriffs destruktive Ohrwürmer sägen findet, ‚Worship‚ geht einen beinahe direkten Weg, und das nicht nur wegen der kräftigsten Produktion bisher. A Place To Bury Strangers haben an der Kompaktheit ihrer düsteren Songs gearbeitet, variieren das Tempo geschickt und beleuchten das Songwriting weniger abstoßend, schaffen mit Songs wie dem frei atmenden ‚And I’m Up‚ oder ‚Dissolved‚ neue Facetten in ihrem Soundkorsett: der beschwingt heitere Dreher, den die New Yorker in letzterem Song nach knapp dreieinhalb Minuten nehmen, fällt aus den bisherigen Grenzen, ohne den Rahmen zu verlassen, und außerdem: ‚Why I Can’t Cry Anymore‚ rast gleich darauf sofort wieder auf der Überholspur in die Dunkelheit.

Wir versuchen nicht, uns neu zu erfinden, sondern einfach, uns selbst nach vorn zu  peitschen.“ sagt Ackermann und liegt damit gleichzeitig goldrichtig und doch falsch: ‚Worship‚ zeigt A Place To Bury Strangers sehr wohl in neuen Schattierungen, nicht mehr alle davon müssen eine restlose Abgründigkeit beschreiben. Der Kampf gegen die Monotonie ist in diesem konsequenten Spannungsfeld jedoch ein harter, ein letztendlich gewonnener. Damit wäre ‚Worship‚ wohl die dankenswertere Major-Platte gewesen als ‚Exploding Head‚ – dass hier nicht die selben Tiefen ausgelotet werden, wie auf dem überragenden Vorgänger, spricht nicht unbedingt gegen eine Platte, die die überschäumende Aggression ihrer Band  stilbewusst in die bisher effizienteste Bahn der Kariere gelenkt hat. Da wird die Geschichte mit den Effektpedalen zur belanglosen Fußnote.

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