Amulets – Blooming
Blooming bietet eine ideale Gelegenheit, um auf die konstante Qualität der zwischen Ambient, Drone, Slowcore und Tape-Manipulation wandelnden Veröffentlichungen hinzuweisen, die Randall Taylor unter dem Alias Amulets seit 2014 praktisch ununterbrochen veröffentlicht – das Album gehört schließlich zu seinen besten.
Taylor hat auf Spaziergängen durch ein Portland im Lockdown den Blumen beim frühlingshaften Erblühen zugesehen, und all die weniger erfreulichen Gefühle einer Lebensphase in Selbstisolation sowie sozialer Distanzierung reflektiert – und dabei gewissermaßen auch für sich und seine Musik ein erblühendes Element gefunden, da er ohne aufregendes Spektakel seine minimalistisch gehaltene, impressionistische Klangmalerei mit einer in den besten Momenten doch ein bisschen Gänsehaut aufkommen lassenden Stimmungsdichte und atmosphärisch einnehmenden emotionalen Distanzlosigkeit ausstattet.
Das Titelstück legt über naturalistische Field Recordings zwitschernder Vögel und ätherischer Soundfelder einen beklemmenden Drone, schneidende Gitarren erzeugen in der Entschleunigung eine heroische Gravur. Die Zeitlupe transportiert die Ästhetik des Black Metal, aber verträumt und elegisch, mittels einer mystischen Schönheit, anmutigen Wärme und organischen Trostes – obwohl eine unvergängliche Melancholie schwer über allem zu dräuen scheint.
The New Normal lässt dagegen betörende orchestrale Nuancen sprießen, so subtil und dezent in den ruhigen Wellengang eingeflochten, während Heaviest Wait vorsichtig am düsteren Abgrund schimmert, eine unterschwellig beklemmende Fantasie zeigt, die sich irgendwann doch noch mit melodischem Gitarrenspiel wehmütig in postrockige Tendenzen ausdehnt, bevor Observer Effect verträumt und traurig perlend in seiner von Raum und Zeit gelöst zu agieren scheinenden, bekümmerten Nachdenklichkeit etwas bestürzenden nostalgisches hat.
Tears in the Fabric gleicht einer astralen, körperlosen Wanderung durch einsame Wälder, Empty Tribute sinniert zu Basinski und definiert sich über die Ambivalenz aus der ruppiger bedrängenden Struktur der Gitarren und der dabei erzeugten imaginativen Weite, Whirl schließt den Bogen von Blooming als versöhnlicher, friedlich gezupfter und ganz hinten entrückt-flüsternd begleitender Weg zu einer flehender Katharsis, die niemals greifbar wird.
Nur Collapse in Memory (das sich über den analaogen Tape-Modifikationen beinahe unscheinbar in einem vagen Synthie-Nebel auflöst und als längstes Stück auch das unprägnanteste ist) will dann keine expliziten Eindrücke hinterlassen, mäandert ein bisschen zur Austauschbarkeit, ohne deswegen aber tatsächlich leere Meter zu vermessen: Die Anziehungskraft dieses Kopfkino-Soundtracks bleibt stets auf eine regelrecht universelle Weise faszinierend.
Kommentieren