Apologies, I Have None – Black Everything
Die gute Nachricht: man braucht sich trotz des Ausstiegs von Dan Bond keine Sorgen um die Zukunft von Apologies, I Have None zu machen. Genau genommen legt sich das verbliebene Rumpftrio aus London auf dieser Interims EP die Latte sogar selbst nochmal höher.
Beinahe wäre man geneigt zu behaupten: auf volle Distanz noch etwas zu hoch. Wobei dies natürlich relativ zu sehen ist, eröffnet mit ‚Raging Through The Thick And Heavy Darkness Of A Bloodlust‚ doch der bisher beste Song aus der Schmiede von Aplogies, I Have None das 17 Minuten lange Lebenszeichen der zurückgebliebenen Josh Mckenzie, PJ Shepherd und Joe Watson. Darauf erklären die Engländer den Titel der EP indem sie ihren Sound verzweifelt abdunkeln und ihren melodischen Punk als eindringlichen Post-Hardcore im Wellengang der düsteren Emotionen aufreiben, als würden sie selbst nicht mit einer baldigen Rückkehr von (den nicht vollends in Griffweite kommenden) Brand New rechnen. Der Sound ist schwer, die Gitarren bauen sich postrockig am düster glühenden Feedback auf, „I don’t care if it get’s easier/ I just want it to be over„, presst Mckenzie flehend aus den eingestreuten Ruhepolen hervor. Auch das famos schlängelnde, aber phasenweise zu wenig zwingende ‚Coffee, Alcohol, Codeine, Repeat‚ und das melancholisch erblühende ‚The Clarity Of Morning‚ schlagen wenig optimistisch geprägt in eine ähnliche Richtung, wirken allerdings ein wenig schaumgebremst und können nicht mit einer ähnlich hartnäckigen Hookline aufwarten wie der Opener. Dennoch: das ist eine klare – und immens erfreuliche – (Weiter)entwicklung zu ‚London‚, die man so definitiv nicht absehen konnte.
„How the fuck did I not see this coming“/ I should have known“ heißt es dennoch in ‚Two Bombs in a Box‚, und ausgerechnet hier spielen Apologies, I Have None am nähesten an ihrem Debütalbum, klingen als hätte Tim Kasher eine Heartcore Punkband gegründet, ergeben sich in dem hymnisch ausgebreiteten, enorm eingängigen Refrain aber gar zu oft: was bleibt ist ein wenig langlebiger Hit, der ein wenig aus dem Kontext der EP fällt und den Eindruck festigt, dass das überschwänglich Mehrstimmige dem neuen Kurs im Weg stehen könnte.
Die beziehungsfixierten Texte kann man dabei generell problemlos als Aufarbeitung der Trennung von Bond lesen, alleine durch die weniger ortsgebundene Auslegung in diesem Segment öffnen sich die konzeptverliebten Apologies, I Have None aber auch einer größeren Interpretationsfläche als auf ‚London‚, was der Band durchaus zusätzlich in die Karten spielt. Dennoch fühlt sich ‚Black Everything‚ vor allem als Initialzündung und Übergangsplatte an, die das freigesprengte Potential in dieser Konstellation eindrucksvoll andeutet, aber noch nicht vollends auf den Punkt bringt. Quasi ein vorsichtiges Abstecken der neuen Grenzen, ohne dort gleich Explosionen zu zünden. Was natürlich wieder relativ gesehen werden muss, bleibt doch nach diesen vier Songs die Aussicht dass Apologies, I Have None nach den erlittenen Wachstumsschmerzen am Sprung auf ein ganz neues Level stehen.
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