Band of Horses – Mirage Rock

von am 12. September 2012 in Album

Band of Horses – Mirage Rock

Nach dem Geschrei um ihr Major Debüt ‚Infinity Arms‚ besinnen sich Band of Horses auf ihr harmonisches Songwriting in unaufgeregten Songs, brav abgeschliffen und konsumfertig aufbereitet. Die Magie ihrer ersten beiden Alben scheinen sie  unwiederbringlich auf Sub Pop zurückgelassen zu haben.

Mirage Rock‚ ist demnach vielleicht mehr noch als das überambitionierte ‚Infinity Arms‚ jenes Album geworden, das notorische Schwarzseher nach ‚Cease to Begin‚ und der darauf folgenden Vertragsunterzeichnung bei Columbia Records kommen sahen: eine weniger charismatische, somit gefälligere und spannungsärmere Version des wohligen, countryinfizierte Americana- und Southern Rock der ersten beiden Alben. Tatsächlich ist ‚Mirage Rock‚ nun exakt diese Art von handzahm glattgebügeltem, es allem Recht machen wollender „Middle of the Road„- Kuschelrock geworden, der niemanden vergrämen will, es mit seiner weichgespült friedliche Harmonielehre auch gar nicht kann. Seinen Geist atmet ‚Mirage Rock‚ dabei unverkennbar und zu jeder Sekunde aus den 1970er, derart im Alternative-Mainstream-Konsens dahingeplätschert wie Ben Bridwell und Co. sind die Ikonen von ‚Mirage Rock‚ jedoch selten. Was selbst jene notorischen Schwarzseher 2007 freilich nicht ahnen hätten wollen: nach ‚Infinity Arms‚ ist das so kein astreiner Schwächeanfall, sondern leidliche Formkonservierung mit abnehmender Tendenz für Gnödelstimme Bridwell.

Im Grunde ist ‚Mirage Rock‚ der verlängerte Arm seines Vorgängers. Schon diesen musste man als Freund der ersten beiden Alben nicht lieben, konnte ihn aber ohne Kraftaufwand durchaus mögen. Ähnlich legt es nun auch Album Nummer vier an, macht einem die Sache dank Produzentenlegende Glyn Johns (The Beatles, Bob Dylan, The Band, The Rolling Stones, etc., etc.) und dessen faltenfrei gebügelten Sounds vielleicht aber sogar noch leichter. Was auch daran liegt, dass die Hits hier noch glasklarer zu erkennende Hits sind. Das sonnige ‚Knock Knock‚ ist gleich so einer, eigentlich geradezu einfallslos oberflächlich und bis zu seinem Fade-Out schon viel zu lang ausgefallen, aber eben auch unverbindlich eingängig. ‚How To Live‚ bettelt als wattiert-niedlicher Country-Schunkler mit ambitionierten Ende kurz bevor es wirklich spannend werden könnte nach Nashville-Anerkennung, ‚A Little Biblical‚ schmeißt freundliche Hooklines in die ansatzweise mit Punch versehenen Song, der vor sechs Jahren wohl noch als Indie-Rock-Nummer gestaltet worden wäre.

Dumpster World‚ tut auf seinem aus der Ballade aufragenden Höhepunkt gar nachdrücklich, was dann schon fast wieder amüsant ist: denn das rauhe, ungeschliffene, das die Band of Horses-Soundachse einst von Arizona bis zur Grunge-Metropole Seattle gesponnen hat, ist endgültig aus dem Charakter der Band verschwunden. Derartiger Weichspühl-Kuschelkurs mit dem unbändigen Verlangen, die 70er einzuflechten muss beinahe zwangsläufig in Songs wie ‚Slow Cruel Hands Of Time‚ kulminieren, in dem Bridwell der Cosby, Stills, Nash und vor allem Young-Brust nuckelt, dass es eigentlich schon wieder unappetitlich ist. ‚Shut-In Tourist‘ kocht seine kleine Idee bis zum Erbrechen auf, das muntere ‚Electric Music‚ ist samt kecker Gitarre ein weiteres Puzzleteil im abwechslungsreichen Hindernislauf ‚Mirage Rock‚, der freilich keine Schwierigkeiten kennt. Dass Band of Horses mit dem epischen Breitwand Schmalzrock von ‚Heartbreak On The 101‚ am Ende im Rahmen ihrer heutigen Justierung doch noch einmal beinahe alles richtig machen, ändert freilich nichts mehr am Abstieg der Band in die Bedeutungs- und Belanglosigkeit. Stemmte sich ‚Infinity Arms‚ noch verzweifelt gegen die Schwarzseher und Ausverkauf-Nörgler da draußen, reißen nun alle Stricke. Einfacher zu konsumieren – vor allem aber auch zu ignorieren – waren Band of Horses jedenfalls noch nie, noch keines ihrer drei Alben zuvor derart egale Hintergrundbeschallung. Eine Leistung ist es hingegen, dass man sie selbst dafür noch irgendwo mögen muss.

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2 KommentareKommentieren

  • Carlos - 29. September 2012 Antworten

    deine reviews zu band of horses und mumford und sons zeigen nur mehr wie peinlich negative kritik sein kann. als ob du in irgendeiner position wärst irgendetwas schlechtes über irgendeine dieser platten äußern zu können. möchte mal dein viertes/zweites Album hören.
    würde an deiner stelle mal deinen lebenssinn überdenken und vielleicht nochmal ganz von vorne anfangen.

    wie kann musik nur so etwas hervorrufen?? wirklich schade… ich hoffe nur, dass sowas nicht die bands erreicht. ist ja immerhin auf deutsch.

    und jetzt hock dich hin und mach ein so gutes album wie babel und danach ein ebenso gutes album wie mirage rock, dann reden wir weiter. vorher will ich nicht einen deiner unqualifizierten sätze mehr sehen.

    • Philipp - 3. Oktober 2012 Antworten

      carlos,

      jeder weiss, dass kunst immer subjektiv ist. objektivität hat in der kunst nichts verloren & kann auch nicht funktionieren. vor allem auch in der musik. jedem gefällt etwas anderes & das ist zu akzeptieren.

      & um jetzt speziell auf dein posting einzugehen: dieser blog hier repräsentiert die meinung einer einzelnen person & die hat genauso viel berechtigung wie jede andere persönliche meinung eines jeden menschen zu diesen beiden alben. er beschreibt platten, die er nicht gut findet & soll ich dir was sagen: ich teile seine meinung zu ‚babel‘. die neue band of horses kenn ich nicht. aber mumford & sons debut album hab ich mir auch gekauft aus dem hype heraus & war schnell mitgerissen. nur hats sichs extrem schnell in belanglosigkeit für mich verloren. & ich hab mir auch das neue angehört & es klingt eben genau gleich. mir gefällts nicht. das ist meine meinung, basta. wenns dir gefällt: fein, aber hör auf andere leute grundlos zu bashen. wenn dir nicht gefällt was du hier liest, mach einen eigenen blog & gib dem album von mir aus 30 sterne. das wäre dann deine meinung. & in welcher position muss man deiner meinung nach sein um über musik zu diskutieren? muss man selbst musiker sein?

      & um dich mal indirekt zu zitieren: „also hock dich hin & schreib mal dein eigene fundierte rezension & übe dich etwas mehr in toleranz.“

      lg,
      phil

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