Beastmilk – Climax

von am 18. Dezember 2013 in Album

Beastmilk – Climax

Der Hype zum Abschluss des Jahres kommt aus Finnland, hat sein erstes Album von Converge-Gitarrist/Godcity-Vorstand Kurt Ballou produzieren lassen und mit 10 unkomplizierten Pop-Ohrwürmern vollgepackt, die sich geschickt als Rocksongs verkleidet haben. So ganz gehalten kann damit jedoch nicht werden, was da derzeit allerorts von ‚Climax‚ versprochen wird.

Es müssen gar nicht die Aushängeschilde ‚Death Reflects Us‚, ‚Surf the Apocalypse‚ oder ‚Love in a Cold World‚ sein: pickt man sich wahllos einen der 10 Songs auf ‚Climax‚ heraus besteht trotzdem eine nahe an der dreistelligen Prozentgrenze festzumachende Wahrscheinlichkeit eine potentielle Single erwischt zu haben.
Beastmilk spielen geradlinigen und wenig fordernden Post-Punk mit direktem Zug zum Tor (notfalls gar zum Stadion) und haben dafür das erste Editors-Album ‚The Back Room‚ verinnerlicht, (angeblich) vor allem Joy Division und Bauhaus, definitiv aber Killing Joke und Misfits gehört, weswegen ‚Climax‚ hinter dem schicken Totenkopfcover auch folgerichtig unter einem beständigen Schleier aus morbider Gothic-Faszination und Hochglanz-Edel-Gruselatmosphäre seinen Kopf nciken lässt – aufgebaut aus den immer selben Zutaten: hinten stehen Beastmilk kompakt, drunten darf’s verschwitzt scheppern und drüber liegt die bittersüße Glasur, hin und wieder surft die Orgel .

Sänger Kvohst- eigentlich Mathew Joseph McNerney und Brite- croont heulend mit klarem, galligem Glen Danzig-Bariton als Vampir der Stummfilmära mit wallendem Umhang Dinge wie „Holding on to love in a cold world/I’m holding on to love/Crying out in a dead universe/I’m holding on to love“ oder „Innocent kids turn to the lust„: extrem pathoslastiger New Romantic-Flair verzehrt sich über treibenden Rhythmen: der Mann mag The Smiths sicher ebenso gerne wie Echo & the Bunnymen, während sich das abschließende ‚Strange Attractors‚ mit Viveca Butler als Gast stimmungstechnisch gar bis in das magische Reich von The Devil’s Blood vorwagt.

Aber New-School-Post-Punk hin, Konsens-Rock her: das Debüt der Finnen ist unter all der Schminke und sehnsüchtig aufgeschwollenen Geste vor allem ein astrein zugängliches Popalbum geworden, inszeniert mit flotter Schmissigkeit und einem ungemein zwingenden Händchen für hymnenhafte Melodien und großen Refrains, die sich nur allzu gütlich an der einnehmend schwülstigen und allgegenwärtig dichten Atmosphäre der Platte laben. Oder anders: wenn Kvelertak Kurt Ballous Projekt ist um dem Rock eine gehörige Portion Metal zu injizieren, dann sind Beastmilk der Hybrid aus Rock und Pop.
Im direkten Vergleich zu den Norwegern fehlt es den Finnen jedoch an Ecken und Kanten, das simpel gestrickte ‚Climax‚ ist geradezu aufdringlich catchy und bringt damit auch die klassischen Probleme einer solchen aalglatten Ohrwurmbombe mit sich (Stichwort Halbwertszeit).

Wer seinen Rock dazu mit dem notwendigen Schuss Gefährlichkeit und Unberechenbarkeit serviert zu haben pflegt, der könnte in Beastmilk eventuell vor allem auch verständige Lieferanten einer gepflegten Art von supereingängiger Langeweile sehen.
All die sich überschlagenden Lobeshymnen die rund um ‚Climax‚ plötzlich aus dem Boden sprießen versprechen damit letztendlich mehr als es dieses vielversprechende Debüt einhalten kann. Aber was schert’s einen auch ob sich die von ‚Climax‚ ausgehende Faszination nicht schon bis zum Jahresende aufgebraucht haben wird – wenn man dafür bis dahin eine schier atemberaubende Schleuder an Hitsingles bekommen hat.

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1 Trackback

  • Grave Pleasures - Dreamcrash - […] ‚Dreamcrash‚ allerdings vor allem, wieviel – oder eher: wie wenig – ‚Climax‚ ohne seine aus der qualitätsschwankenden Masse hervorstechenden…

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