Bleachers – Take the Sadness Out of Saturday Night

von am 13. August 2021 in Album

Bleachers – Take the Sadness Out of Saturday Night

Jack Antonoff ist als Produzent ein Glücksfall und Katalysator für den zeitaktuellen Pop. Als Songwriter bleibt er jedoch bestenfalls okayer Durchschnitt, wie auch Take the Sadness Out of Saturday Night demonstriert. 

Auf seinem dritten Studioalbum unter dem Bleachers-Banner hat Antonoff den Bombast und die Opulenz längst hinter sich gelassen. Eine intimer ausgerichtete Ästhetik zwischen weichem Folk und Synth trägt den Indie Pop des 37 jährigen nunmehr immer wieder (etwa im flotten, nonchalant aufgeräumten und wirklich infektiösen How Dare You Want More, das mit schmissigen Beat, Akustikgitarre und saloppem Saxofon zur unbeschwert gniedelnden und trötenden Feierlaune aufruft; im simulierten Pseudo-LoFi-Sound von Big Life, der immer wieder seine inszenatorisch vielschichtigen Muskeln zeigt und als austauschbare 50s-Assoziation zumindest einen interessant akzentuierten Sound bietet; oder dem klimpernd-groovenden, schaukelnd aufgeweckten Stop Making This Hurt als potentielle Clap Your Hands Say Yeah-Hymne mit überschaubar hängen bleibender Nachhaltigkeit) ungefähr dorthin, wo Wolf Parade ein Heartland-Album für Bruce Springsteen zu schreiben versuchen hätten können, der die harmlose Gefälligkeit der Stücke aber wohl nur wohlwollend durchgewunken hätte.
Im friedlich und sanft erhebenden, beiläufig bimmelnden und potentiellen The Killers-Ausschuss Chinatown schaut der Boss dennoch für eine wirklich unverbindliche Performance vorbei und verleiht der Nummer so zumindest mehr Profil als dem ähnlich veranlagten Don’t Go Dark, das trotz der begleitenden Beteiligung von Aaron Dessner oder den Chicks und Credits für Lana Del Rey keinen Eindruck hinterlässt.

Als Feature ist Del Rey jedoch übrigens nur in Secret Life gelistet – einer verträumten, leicht shoegazenden Ballade mit perlenden Gitarren und Reverb-Schlagzeug, in dem Miss Grant zurückhaltend durch den Hintergrund schwelgt. Auch kein großes Brimborium wird darauf gemacht, dass das latent kammermusikalische 91 mit Warren Ellis, Annie Clark und Zadie Smith auf der Gästeliste aufwarten können. Vielleicht, weil der Opener seine verträumten Dynamiken zwar mit orchestraler Eleganz und bittersüßer Fürsorglichkeit aufbaut, sich aber ohne Effektivität verläuft und den übergeordneten Spannungsbogen in der Luft hängen lässt. Der wird zwar gewissermaßen hinten raus geschlossen, da Strange Behavior sphärisch im Dream Pop badet und What’d I Do with All This Faith? als ambienter Slowcore-Minimalismus sanft gezupft über einen elegischen Bon Iver-Teppich plätschert, doch auch dann keine Tiefe in einer gelungenen, aber stets zu beliebig und belanglos anmutenden Platte findet.
Take the Sadness Out of Saturday Night ist sympathisch, keine Frage, und kommt auch ohne Ausfall daher. Doch selbst wenn etwa 45 als gedrosselt-handzahmer Lagerfeuer-Punk auftritt, dann sind all die Melodien und Hooks, das gesamte Wesen der Platte gar, so nett und angenehm, aber eben auch kaum packend, nebensächlich und stets ein bisschen zu egal, um all diese kurzweiligen Beinahe-Ohrwürmer wirklich ins Herz schließen zu können.

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