Boris – Noël

2021 haben sich Boris die Zeit mit exklusiven Singles, Compilations, Live-Mitschnitten und eben zahllosen Bandcamp-Veröffentlichungen die Zeit vertrieben. In diesem Potpourri hat ein Weihnachts-Kurzformat a la Noël eigentlich nur gefehlt.
Vielen Einträgen in der Diskografie der Japaner ist dabei eine gewisse Wahllosigkeit gemein – ein Attribut, das sich auch Noël auf die Fahnen schreiben kann. Immerhin eröffnet mit Pardon? eine aus dem Nichts kommende und sich weder thematisch noch saisonal wirklich anbietende Rework-Interpretation des 2011er-New Album-Songs aus dem nunmehrigen Repertoire von Lauren Auder und dem französischen Produzenten Dviance. Was keinen Sinn ergeben muß um einnehmend zu funktionieren: als sedativ-ruhige Downtempo-Synthpop-Nummer ist das Stück plötzlich ein in Hook-affine Hit-Form gebrachter somnambuler Ohrwurm.
Als Boris-Fan ist man aber natürlich wegen Last Christmas hier. Das Wham!-Cover eilt mit Schellen und Kickdrum pochend theoretisch dahin, wird aber praktisch von der sphärischen Elegie der Shoegaze-Gitarren-Träume samt Vibraphon-Schönheit in eine wattierte Unaufgeregtheit getaucht, ein wenig unverbindlich und formelhaft, aber gelungen. Das brutzelt nostalgisch, die Melodie schmeichelt wie eine entfernte Erinnerung an den längst zu Tode gespielten Evergreen und kokettiert hinten raus mit einer hypnotischen Monotonie, die in ihrer entrückten Repetition als gespenstischer Meta-Kommentar verstanden werden könnte.
„This is a Christmas present for everyone who lives with the various restrictions stemming from COVID-19. Here in Japan, it is customary to give gifts at Christmas. We hope this Christmas will be the ‘Last Christmas’ of COVID-19.“ sagt das Trio dazu, derweil ein anderer Boris für Weihnachts-Schlagzeilen sorgt.
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