Bosse-de-Nage – Further Still

von am 9. September 2018 in Album

Bosse-de-Nage – Further Still

Leidenschaftlich bollernde Katharsis in neun verstörenden Akten samt Drum-Feuerwerk unterm Hintern: Bosse-De-Nage verzweifeln in Form von Further Still bereits zum offiziell vierten Mal an der emotionalen Schönheit ihres kraftvollen Post-Black Metal-Amalgams.

Was seit dem starken 2015er Vorgänger All Fours noch eklatanter geworden ist, ist die Rolle von Schlagzeuger Harry Cantwell im Bandgefüge – mittlerweile nicht nur der rastlose Anpeitscher von Bosse-De-Nage, sondern sogar der gar nicht so heimliche Hauptdarsteller ihres Infernos. Mit seiner Performance, strotzend vor Kraft und Energie, zieht er als Gravitationspunkt und Epizentrum schließlich geradezu schwindelfrei charakteristisch in seinen Bann, reißt über eine bedingungslose Dringlichkeit mit, die seinesgleichen sucht, und dabei über die Tropen des Post Black Metal-Baukastens hinauseskaliert.
Gleich in The Trench rotiert da die Schießbude mit punkrockigen Zug, wirbelt atemlos umher und gibt den Korpus der Band eine beachtliche Physis, will immer weiter hinaus. Es ist auch dieser stete Zug zu einer noch intensiveren Darbietung, die die Kompositionen geradezu manisch nach den Sternen greifen lässt, die längst von schwarzen Löchern zerrissen wurden.

Den Rest erledigen die Trademarks der Band (weiterhin leidet kaum ein Genrekollege sich selbst derart erbarmlos am kräftigen Screamo/Hardcore kasteiend durch fiebrige Alpträume, wie Bryan Manning das mit angepisst-gepeinigtem Wehmut tut) und die immanente Klasse des Songwritings. Die Riffs und Blasbeats jagen sich gegenseitig, schrauben sich mit gleißendem Tremolo zwischen malträtierender Gewalt und melodisch malträtierender Grandezza zu einer extrem dichten Gewalttat, die abseits des Mittelteils der Platte kaum Zeit zu verschnaufen bietet, und Experimente zugunsten eines permanent unter Strom stehenden Druckventils mit fokussierten Scheuklappen zurückzieht.

Wo sich beispielsweise die ehemaligen Buddies von Deafheaven durch Ordinary Corrupt Human Love mittlerweile also immer weiter den von ihren Wurzeln entfernt haben, gehen Bosse-De-Nage nach All Fours gewissermaßen wieder einen Schritt zurück, öffnen sich nur in Nuancen neuen Facetten (Crux flirtet etwa erst mit einer Envy‚esk mathlastigen Postrockigkeit, während Dolores Interlude sehnsüchtig-erhabener Drone und dunkler Anmut ist und My Shroud als nahtloser Ansatz erst aus dem Ambient wachsen muss) und bedienen damit vordergründig ihre Basis. Weswegen Further Still mit einer weniger variablen Dynamik auch nicht gänzlich das Niveau seines Vorgängers erreicht und angesichts des damals zelebrierten Evolutionsschubes sogar ein wenig enttäuschend anmuten kann, aber mit Schaum vorm Mund und dem weißen in den Augen nichtsdestotrotz zu einem tollwütigen Biest von einer aggressiven, emotionalen, auslaugenden Post-Black Metal-Platte wird – von einer Band, die mittlerweile eben die in ihrer eigenen Liga spielt.

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