Botanist – IV: Flora
Botanist Roberto Martinelli ist mittlerweile auf The Flenser angekommen, wahrt aber auf dem an Außenseiter-Veröffentlichungen reichen Kalifornischen Label nicht nur seine eigenwillige Ausnahmestellung als unverwechselbarer Fakelträger des originären Hackbrett-Black Metal, sondern verfeinert sein Schaffen sogar abermals zunehmend.
Seit mittlerweile sechs Alben schraubt Martinelli an der ultimativen Manifestation des Naturalimus, der Öko- und Biologie in einer ureigenen, gar kruden Form des Black Metal, die sich (auch produktionstechnisch) alten Helden ebenso zu entziehen versucht wie jedweden zeitgeistaffinen Trends. Wofür alleine das unverwechselbare Instrumentarium des Botanist sorgt: die Hammered Dulcimer (in hiesigen Gefilden als Hackbrett bekannt) als zentrales (und bisher weitestgehend alleiniges) Element neben den Drums sorgt für einen Klang, der ausnahmslos für sich steht und Vergleiche auch über die Genregrenzen hinaus erschwert.
Mehr noch als das Songwriting ist es vor allem dieser unverwechselbare Sound, die beispiellose Atmosphäre zwischen hoffnungsschwangerer Utopie und scherelosem Geknüppel, mit der ‚IV:Flora‚ in seinen Bann zieht – nur wenige Momente treten nach und nach aus dem homogenen Ganzen hervor: vor allem, wenn ‚Stargazer‚ hinten raus in tiefer Melancholie tröpfelt, ‚Callistemon‚ sich an gediegenem Rock anlehnt, ‚Rhizophora‚ über zahlreiche Wendungen schwelgt, die glockenhelle Raserei von ‚Dianthus‚, das epische ‚Leucadendron Argenteum‚ oder der stimmungsvolle Ambient-Appendix ‚…Gazing…‚.
Dabei ist es durchaus interessant zu beobachten, welche immensen Fortschritte Martinellis Projekt seit dem Botanist-Debüt vor drei Jahren durchlaufen hat. Aus dem gekrakelten Gekreine ist klug eingesetzte Mischung aus giftigem Gekeife und flüsternder Rezitation geworden, die sich ganz unten im Mix versteckt, bisweilen gar unverständlich leise zischt, und in Verbindung mit dem rundum ausgefeilteren Song-Gewächsen (‚IV:Flora‚ wirkt ordentlicher aufgeräumt, fokussierter und nicht sosehr nach als wild wucherndes Zufallsgeschöpf auf unausgegorenen Zutaten wie so mancher Vorgänger) zum bisher kompletesten und rundesten Ganzen in der Discography des Eigenbrödlers aus San Francisco verbindet.
Was auch mit der dezenten Hinzunahme von 12 String Bass und Harmonika zu tun hat: ‚IV: Flora‚ öffnet das Spektrum für Botanist in jeder Hinsicht die Breite, vertieft und faltet auf, ist eine lichtern schimmernde Exkursion durch den eigentlich so dunklen Black Metal geworden, gleichermaßen kristallklar wie nebulös. Das klaustrophobische vieler Szenekollegen münzt Botanist in eine geradezu luftige Weite und holt sich vom Postrock den Raum und wie Alcest vom Shoegaze den Glanz.
Botanist steht dabei immer noch im Pflanzenkostüm auf der Bühne – sein originäres Genre-Gebräu hat dabei im sechsten Anlauf aber endgültig alles unbeabsichtigt skurrile verloren und schlägt seine Wurzeln damit umso imposanter auch außerhalb der Nerd-Nische.
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