Album
Wo 'There are two of us' als Albumtitel die Verhältnismäßigkeit der Dinge einerseits nahtlos auf den Kopf trifft - Philipp Ohnesorge und André Martens genügt ausnahmslos die Allianz aus schepperndem Drumset und schnoddrig attackierender Gitarre um kanalisierte Randale zu schlagen - weiß das Duo aus Münster natürlich nur zu gut, dass es die Kerbe an der Schnittmenge aus Noiserock und Grunge-Garage keineswegs alleine bearbeitet.
Während Alt-J zur Verdauung der noch anhaltenden Wartezeit auf 'This is All Yours' Miley Cyrus sampeln und Wild Beats mit 'Present Tense' Lobeshymnen einfahren platzieren sich Glass Animals mit ihren vielerorts heiß herbeigesehnten Debütalbum ganz entspannt zwischen diesen beiden Orientierungspunkten.
Seit die visionären Dälek sich 2011 offenbar dauerhaft verabschiedet haben ist die Szene im Wandel: von den längst mit permanentem Hype-Rückenwind dekonstruierenden Death Grips bis hin zu Kanye West, der mit 'Yeezus' zerschossenere Electrosounds im Hip Hop massentauglich machte, lernen nachrückende Kombos wie Odd Future oder Ratking von vornherein Konventionen genüsslich zu ignorieren. In genau diesem rücksichtslosem Feld der futuristischen Hip Hop-Grenzgänger richten sich nun alle Scheinwerfer auf Clipping..
Der Albumtitel könnte ein Porno aus den 70ern sein. Die Musik könnte auch aus den 70ern sein, aber doch ist das, was White Lung abliefern genau richtig für jetzt und hier: politisch, rational, wild und stark mit Sprenkeln eines feministischen Punk Rocks gewürzt.
Wenn House mit Black Metal penetriert dann entsteht das, was Drew Daniel (Matmos) mit Kollaborateuren wie Antony, Jenn Wasner (Wye Oak), Terence Hannum (Locrian), der zweiten Hälfte von Matmos, M.C. Schmidt und Owen Gaertner (Horse Lords) als ein profanisiertes Metal-Tanz-Album produziert hat.
Das mittlerweile vierte Studioalbum 'Charmer' hört da auf wo Tigers Jaw 2006 begonnen haben, vor allem deswegen, weil es das letzte Album in Vollbesetzung ist. Unbeeindruckt der Tatsache, dass Pat Brier (Schlagzeug), Dennis Mishko (Bass) und Adam Mcllwee (Gitarre, Gesang) noch vor Beginn der Aufnahme ihren Rückzug aus der Band bekannt gegeben hatten, liefern Tigers Jaw eine Fortführung des altbekannten Emocore der Truppe aus Pennsylvania. In gewohnt lässig-trauriger Manier werden Fans zurück in die 90er Jahre gespielt.
Ob 'Savage Gold' nur eine Momentaufnahme ist oder Mike Hill sich tatsächlich für eine Nische entschieden hat wird freilich erst die Zukunft zeigen: klarer positioniert als auf dem dritten Album hat er die wiedereinmal in neuer Besetzung antretenden Tombs allerdings noch nie.
Bereits der Titel des 3. Studioalbums von Lana Del Rey, an dem Black Keys-Mastermind Dan Auerbach kräftig mitwirkte, verspricht einiges. Er deutet auf mehr Krawall bzw. Lautstärke hin und führt den Hörer damit in die Irre. Der Sound von Lana Del Rey hat sich nicht grundlegend geändert, lediglich die Synthie-Beats wurden gegen ein Schlagzeug getauscht und mit einem sanften Streicher- und Gitarrensound verfeinert. So bleibt alles beim Alten und dennoch schön, verträumt, bezaubernd, dramatisch – ganz Lana.
Nach 'David Comes to Life' stand in den Sternen wie (und ob überhaupt) es mit der wagemutigsten Hardcorekombo der Jetztzeit weitergehen sollte. 3 Jahre später ist tatsächlich einiges anders und 'Glass Boys' dennoch die vielleicht einzige logische Reaktion einer Band, die bisher stets am Limit agiert hat: Fucked Up richten die Scheinwerfer nach innen.
Wenn es noch irgendwelche Zweifel daran gab wer der hemmungslose Romantiker mit dem Soulpop-Herzen bei Hot Chip ist, dann räumt 'Await Barbarians' diese endgültig aus.