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Da wird manch einer Angesichts der Trackliste enttäuscht sein, obwohl ††† (Crosses) alias Chino Moreno, Far-Gitarrist Shaun Lopez und Chuck Doom auf dem ersten Langspieler ihrer Elektronik-Spielweise nichts falsch machen, es sich selbst mit gerade einmal 3 wirklich neuen Songs aber besonders einfach: Das Debütalbum ‚†††‚ = ‚EP†‚ + ‚EP††‚ + ‚EP†††‚.
Angesichts der uneingeschränkten Begeisterung die ‚EP†‚ und ‚EP††‚ seit 2011 hervorgerufen haben wäre die Compilation (und nichts anderes ist diese Songsammlung grundsätzlich) ‚†††‚ nun also auch ungehört zu über zwei Drittel einerseits eine sichere Bank. Andererseits: wie euphorisch man einem Album begegnen soll, dessen Bestandteile größtenteils alles andere als taufrisch sind und in den letzten zweieinhalb Jahren durch exzessive Heavy Rotation bereits ein paar Verschleißerscheinungen aufweisen, das ist wieder die andere Sache. Entschuldigen kann man diesen Mangel an Mangel an wirklich neuen Kompositionen durchaus – Charakterstimme Chino Moreno war mit den Deftones und Palms in letzter Zeit ja mehr als umtriebig – und extrem ökonomisch finden sowieso, bejubeln muss man den dezent fahlen Beigeschmack dieser zusammengetragenen Veröffentlichungspraxis deswegen aber nicht. Letztendlich ist es aber wohl einfach nur effizient, dass das ††† ihren verruchten Mix aus Dreampop, Witch House, Elektronik und Alternative-Rock im 80er-Synthiegewand wiederverwerten und der Masse abseits von Gratisdownloads und raren Vinyl-EP’s kredenzen: Hits und Ohrwürmer sind Songs wie ‚†Elepa†hy‚ (mit ‚Eye of the Tiger‚-Gitarre und gurgelndem Funkbass) oder ‚op†ion‚ (als emotional ausladende Maschinenballade) auch im neu zusammengestellten Umfeld immer noch.
Ein bisschen mutet ‚†††‘ nun also an wie einer dieser Filme, dessen beste Szenen man bereits in unzähligen Trailern serviert bekommen hat (wobei ††† das vorgegebene Niveau weitestgehend halten können). Einerseits in Form der beiden bereits veröffentlichten EP’s, andererseits als alleinstehende Singles (die sich natürlich auch beide auf der erst noch erscheinenden ‚EP†††‚ befinden werden): ‚†he Epilogue‚ arbeitet mit Baywatch-tauglichen Drumbeat, Gitarrensolo und einem rappenden Chino, während sich ‚bi†ches brew‚ in aller vibrierenden Dramatik an der Grenze zum Rock aufbaut und im eruptiven Finale gar eine Seltenheit der jüngeren Geschichte des Sängers ins Rennen wirft: Geschrei.
Überhaupt ist ‚†††‚ keine besonders aggressive Angelegenheit geworden, sondern vielmehr eine enorm poppige und eingängige, atmosphärisch äußerst dicht gestrickt und in der leicht entrückten Inszenierung sorgsam texturiert: vielleicht ansatzweise so, als würden sich Beach House alte D- Platten in einem S&M Verlies anhören – also auf verstörende Art versöhnlich voller unterschwellig brodelndem Verlangen.
Die fünf Songs von ‚EP†††‚ geben sich generell etwas ruhiger als ihre bereits bekannten Vorgänger, wirken so geschickt als noch möglich in jene Schnittstelle platziert, die sich eben ergibt, wenn ein Albumfluss rund um Einzelteile kreiert zu werden versucht wird. Verteilt auf drei Fünferpakete zünden die 15 Songs der Band (exklusive ‚The Years‚ also) wegen einer Spielzeit von 57 Minuten deswegen auch kurzweiliger (vor allem für all jene, die den beiden ersten EP’s schon einige Umdrehungen geschenkt haben), im Ganzen funktioniert ‚†††‚ dank seiner abwechslungsreichen Dynamik (und trotz einer phasenweise stolpernden Trackanordnung) dennoch stimmig.
Das romantisch tröpfelnde ‚1994‚ reichert das †††-Universum dabei mit seiner an die Akkustikversion von ‚[amazon_link id=“B0009S3HI0″ target=“_blank“ ]Be Quiet and Drive (Far Away)[/amazon_link]‘ erinnernden Gitarre gleichermaßen kontemplativ um Chillwave-, Postrock und Trip Hop-Momente an, während ‚dea†h bell‚ mit seinen klackernden Uhrwerkbeats einer abgründigen Pianoballade schon recht nahe kommt. ‚blk Stallion‚ marschiert hingegen als eingängigster Track der ‚EP†††‚ direkt durch zum typischen †††-Hitcharakter durch, inklusive fettem Hip Hop-Beat, Industrialszenario und einer psychedelischen Manier in den drückenden Keyboardwällen, die an Oasis‘ ‚Go Let it Out‚-Bridge (sic!) erinnern.
Ist die relative Enttäuschung (bzw. der finanzielle Ärger für die Sammler unter den Fans und die generelle Verwunderung über die ungewöhnliche Veröffentlichungspraxis) darüber erst einmal abgeklungen, dass ††† mit ihrem Debütalbum „nur“ ein Sammelbecken für ihre bisherigen Arbeiten anbieten, bleibt vor allem mit etwas Abstand betrachtet eine düstere Electroporock-Compilation am Puls der Zeit, ohne Ausfall , massenhaft Hits und ureigener Stimmung für die lichtscheuen Stunden des Tages.
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