Circa Survive – A Dream About Death

von am 13. Februar 2022 in EP

Circa Survive – A Dream About Death

Als Fortsetzung einer vermeintlichen Serie erforscht A Dream About Death die Metamorphose der sich in der Indietronic und dem dreampoppigen Artrock neu erfunden habenden Band Circa Survive weiter.

Entgegen des ebenso viel Kohärenz wie Dualität andeutenden Titels und Artworks setzt A Dream About Death den Weg des Vorgängers im weitesten Sinne relativ konsequent fort, tut dies allerdings insofern , als dass die neu erschlossenen stilistischen Welten nun auch mit mehr Waghalsigkeit únd selbstsicherer erforscht werden: Wie weit kann man bisher gehen, ohne den über den Paradigmenwechsel hinaus mitgenommenen Fans endgültig vor den Kopf zu stoßen?

Electric Moose eröffnet etwa gleich mit einem irritierenden 8-Bit-Fiepen aus dem reaktivierten Nachlass von Horse the Band, was allerdings auch schnell von der sedativen Elegie der schwelgende Nummer voller unaufgeregter Synthies und rasselnd programmierter Drums assimiliert wird. Vor allem Greens Stimme wiegt in diesem Ambiente, als hätte er immer schon davon geträumt, seine Band in diese Gefilde zu führen.
Curitiba ist dagegen eine auf Klaviertasten gebaute Ballade, darunter jedoch eigentlich an sich ein klassischer Circa Survive-Song – aufgrund der jenseits der Komfortzone arrangierten Instrumentierung aber vielleicht auch der erste Klassiker dieser neuen Lebensphase der Band. Die Gruppe pflegt eine bezaubernde Melodie mit Zurückhaltung und subtiler Reduktion, und die angezogene Spannung mündet in einer sanften Aufbruchstimmung, die eine stellar funkelnde Friedlichkeit emporhebt.

Das markant blinkende Late Nap erinnert daran, was Chuckles & Mr. Squeezy sein hätte können, zeigt aber mehr Gefühl für eine geschmackvolle Balance jenseits der Repetition, färbt Tendezen des R&B zur Introspektive, und Discount on Psychic Readings rückt einen trocken knarzenden Noiserock-Bass aufs Podest, der sich dem Groove eines entspannt-tropicalen Yacht-Geplänkel samt sommerlicher Achtel fügt, während Green sich selbst im mit geschlossenen Augen jubilierenden Refrain begleitet. Die on the West Coast lehnt sich in die Indiepop zurück, und schleust seine subversive Hook so nonchalant wie einnehmend in die Gehörgänge, bevor Buzzhenge imaginatibe Bilder von sommerlichen Stränden im Sonnenschein evoziert, seine elegische Hymnik aber auch unverbindlich und unscheinbar anbietet: Das unprätentiöse, niemals nach einem Experiment oder Nebenschauplatz anmutende A Dream About Death agiert mit einer Selbstverständlichkeit, als hätte Circa Survive nie anders operiert und müssten formvollendet im erfrischenden Neubeginn niemandem mehr etwas beweisen. Da könnte nochmal großes auf uns zukommen!

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