Crippled Black Phoenix – (Mankind) The Crafty Ape

von am 15. Januar 2012 in Album

Crippled Black Phoenix – (Mankind) The Crafty Ape

Aus der Asche des Post Rock wird die Wiedergeburt des Phoenix als Classic Rock Band auf ‚(Mankind) The Crafty Ape‘ abgeschlossen. Stagnation als Enttäuschung als Formvollendung.

Die Ernüchterung ob der Entwicklung Crippled Black Phoenix wird bei Freunden der ersten beiden Alben angesichts des (je nach zählweise) dritten Studioalbums der Band eventuell eine nicht kleine sein: Zum ersten Mal haben die Briten sich nicht selbst übertroffen, kein überlebensgroßes Meisterwerk im Spannungsfeld Prog Rock und Post Rock geschaffen, keinen allumfassenden Geniestreich abgeliefert, weil man sich erstmal weitestgehend auf eine Richtung konzentriert hat. Die nicht zuletzt auf ‚I, Vigilante‚ schon so deutlich eingeschlagene Schiene Richtung Rockmusik klassischer Prägung wird weiterverfolgt, die Affinität zu Pink Floyd-, AC/DC– und Journey-Cover Songs auf Albumlänge mit eigenem Songmaterial konkret destilliert. ‚(Mankind) The Crafty Ape‚ ist, wenn man so will, die Stadionrockplatte von Crippled Black Phoenix geworden.

The Heart of Every Country‚ schwingt sich vom erhabenen Intro an in exzessiv exaltierte Rocksphären vor, reibt sich in seinen zehn Minuten an Kniddelsoli und Melotron auf, das Piano stampft zum behäbigen Rhytmus, zur erhabenen Melodieführung. Das strahlt eine Schönheit aus, wie sie in der Art nur Crippled Black Phoenix hinbekommen – es erwischt einen jedoch nicht mehr so sehr auf dem falschen Fuß wie die Vorgänger. ‚(Mankind) The Crafty Ape‘ ist nicht nur deswegen eine marginale Enttäuschung, weil man mittlerweile nichts anderes als Großtaten von einer Band erwartet, deren neue Werke stets beeindrucken müssen, da man den bisherigen Output nicht genug über den grünen Klee loben kann, sondern vor allem, weil Crippled Black Phoenix erstmals in ihrer Entwicklung keinen Leistungssprung hingelegt haben. Was als Stillstand gesehen werden kann, möchte jedoch lieber als Feinarbeit im Detail begriffen werden: Zwar hat ‚(Mankind) The Crafty Ape‚ keine Songs vom Kaliber eines ‚We Forgotten Who We Are‚, kein ‚Burnt Reynolds‚ und kein ‚When You’re Gone‚ an Bord – es scheitert letztendlich jedoch bloß an seiner eigenen Ahnenreihe; und selbst dies in Schönheit.

Get Down and Live with it‚ trägt die Fackel von ‚Rise Up and Fight‚ in monumentalere Breiten, erzeugt epische Soundwälle vor bestialisch getriebenen Tribal-Drums, leuchtet Daisy Chapman (kraftvoll, energisch) und Joe Volk (atemberaubend, verletzlich) im energiegeladenen Wechselgesang in aller Brillanz aus, ehe der Songs sich zur Hälfte selbst bricht und in anmutigen Schönklang abknickt. Der Hardrock Dreier ‚Laying Traps‚ (samt irrsinnigen Schlagzeugdoppel jenseits von Rio), ‚Born in a Hurricane‚ und ‚Release the Clowns‚ ist einwandfrei konservierter 70s Rock ohne Wenn und Aber und das zwigespaltene ‚The Brain / Poznan‚ ist zum einen der große ‚Icky Thumb‚ in Slo-Motion Moment von Crippled Black Phoenix, zum anderen Muskelanspannung der eigenen Vorzüge. Und warum da immer wieder von Pink Floyd die Rede ist, sollte spätestens beim zerissenen ‚A Letter Concerning Dogheads‚ klar sein, weswegen ‚(In the Yonder Marsh)‚ über vier Minuten lang psychedelische Soundspielereien vor Kirchenglocken aufeinanderschachtelt und ans Ende der Platte mehrere Minuten vermeintliche Stille geklebt wurden hingegen wohl nie. Was aber auch keine Rolle spielt, wenn im ohne Punkt und Komma über fünf Songs durchlaufenden Schlußpart ‚(Chapter III: The Blues of Man)‚ alte Post Rock Tugenden nahe dem Deja-Vue mit viel Blues und Psychedelik aufgewärmt werden und das beinahe ohne Gesang dennoch einfühlsamer berührt, als beinahe alles, was seit ‚I, Vigilante‚ geschehen ist.

(Mankind) The Crafty Ape‚ wird sich trotz rundum gelungenem Songwriting eventuell als kreative Sackgasse für die Briten um Integritätsmonolith Justin Greaves erweisen. Crippled Black Phoenix sind soweit gegen Stadionrock gewandert, wie es all die kleinen Doomsprengsel, die ausufernden Prog-Jams und schweißtreibenden Metalriffs es zulassen. Ein Album, dass danach schreit, Liveluft schnappen zu können, weil ihm das Wohnzimmer zu Eng geworden ist. Damit sollte der Band der endgültige Durchbruch gelingen und das Fragezeichen vor den zukünftigen Weg noch eklatanter stellen: Zumindest auf Platte scheint der eingeschlagene Weg ausgereizt. Mit dem bloßen Statement, dass in ihrem Metier längst niemand mehr Crippled Black Phoenix das Wasser reichen kann.

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