Gatecreeper – Dark Superstition

von am 24. Mai 2024 in Album

Gatecreeper – Dark Superstition

Gatecreeper integrieren neue Genre-Ziele und massentauglichere Ambitionen durchaus geschickt (und aus evolutionstechnischer Hinsicht wohl eh stimmig) in das überraschend homogene große Ganze – zu einem guten Album macht das Dark Superstition aber noch lange nicht.

Das liegt, um es kurz und schmerzlos zu machen, daran, dass die stilistischen Territorialgewinne auf ziemlich miesem Songwriting fußen und die grundlegende Qualität von vertrauteren Gatecreeper-Kampfzonen an Niveau eingebüßt hat.
Zumindest spielt die Band aus Arizona mit diesbezüglich unmittelbar mit offenen Karten: Gleich Dead Star verschiebt die Ausrichtung zu schwedisch geprägtem Melo Death mit skandinavischer Schunkel-Attitüde und bemühten Vocals. Und dennoch haben wir es hierbei eigentlich noch mit einem schalen Kompromiss zu tun, weil erst The Black Curtain (eine gedrosselte Quasi-Hardrock-Annäherung mit prolligem Gesang, die gleichzeitig gefühlt ewig dauert und ebenso abrupt abgedreht wird), Superstitious Vision (das sein extrem banales Riff ziemlich nervig am Sibertablett servierter und viel zu oft repetiert, durchaus symptomatisch für die simplen Strukturen der Platte und eine viel zu einfach zu fassende neue Vordergründigkeit) sowie Flesh Habit (eine so erschreckend stumpfe Starkstrom-Bagatelle, die keinerlei Langzeit-Reiz parat hält) den Karren wirklich aus dem Dreck ziehen – in eine schale, viel zu sauber an die leicht verdauliche Massentauglichkeit angebiederte Gefälligkeit aber, die es mit der griffigen Eingängigkeit absolut übertreibt.

Neben diesen polarisierenden Grenzüberschreitungen, die den Rahmen von Dark Superstition keineswegs sprengen, ihn aber auf unangenehme Weise an den Stärken der Band vorbeidehnen, liefern Gatecreeper zwar immer noch ab – das Songwriting kommt diesmal aber eben nicht über das solide Standard-Niveau hinaus, der Energielevel ist ein niedrigerer als bisher und der Sound weniger zwingend, weil nicht so räudig aggressiv und auf garstige Weise finster wie bisher.
Das generische Oblivion ballert jedoch gut nach vorne und kloppt thrashig rockend, derweil sich das doomiger nickende Masterpiece of Chaos erfolgreich von der Tarantel stechen lässt. A Chilling Aura blastet willkommen dramatisch am Gaspedal und wütet dann durch den Pit galoppierend (obwohl es Gatecreeper dennoch schaffen, viel zu lange herumzueiern – ein solches Ungefühl für das harsche Momentum wäre ihnen bisher nie passiert). Der thrashige Schwedenritt Caught in the Treads leidet ein wenig an seiner plakativen Uff-Zack-Attitüde, bevor das Finale der Platte die Spannweite der eigentlichen Kompetenzen der Amerikaner packend vermisst – indem erst das Tempo der Abrissbirne angezogen wird (Mistaken for Dead) und dann muskulös auf die deathdoomige Bremse getreten wird (Tears Fall From the Sky): sowohl als auch gekonnt!
Das entlässt halbwegs versöhnlich aus einem nicht unausgegorenen Album, aber einem mediokren, dessen Amplituden weiter nach unten greifen, als man der Gruppe zugetraut hätte. Ob darauf der Jump-the-Shark-Moment oder eine Rehabilitation folgen wird, bleibt nach 37 Minuten vollkommen offen.

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