Ghost B.C. – Infestissumam

von am 22. April 2013 in Album

Ghost B.C. – Infestissumam

Das satanistische Geschwisterpaar Lemouchi hat sich bekanntlich vom okkulten Heavy Rock verabschiedet. Ihren Thron werden The Devil’s Blood eventuell posthum mit ‚III: Tabula Rasa Or Death And The Seven Pillars‚ verteidigen, zumindest bis dahin schicken sich  Ghost – aus rechtlichen Gründen mittlerweile Ghost B.C. (der Zusatz funktioniert immer) – rechtzeitig an, diesen einzunehmen. Was der ambitionierten Pausenunterhaltung ‚Infestissumam‚ wenn schon nicht in künstlerischer, dann zumindest in kommerzieller Hinsicht durchaus gelingen könnte.

James Hetfield wird sein Ghost-T-Shirt weiterhin stolz tragen können. Dafür sorgen alleine die zahlreichen fies dreinblickenden Riffs und kleine Soli auf ‚Infestissumam‚, die nicht zu jedem Zeitpunkt derart unverfroren im Metallica-Backkatalog wildern wie ‚Per Aspera Ad Inferi‘. Dass die im Vergleich zum Vorgänger ‚Opus Eponymous‚ deutlich an Rohheit verloren habende Nick Raskulinecz-Produktion, welche seine ständig auf die zwölf hauende Snare aus dem selben Loudness-War fischt wie es der Mix von ‚Death Magnetic‚ tat, passt da nur zu gut ins Bild. Abgerundet wird die Erklärung ob der Begeisterung von Hetfield für seine schwedischen Kollegen durch den Ulrich-Uff-Ta-Beat in ‚Depth Of Satan’s Eyes‚ oder das ebenfalls nahverwandt tänzelnde ‚Idolatrine‚.

Nur noch selten zelebrieren Ghost B.C. ihre eigenwillige Mischkulanz aus an Kiss geschulter, wenig subversiver „Blasphemie“ (ist natürlich auch hier alles mehr Unterhaltung als sonstwas), den dazugehörigen stilgetreuen Plattitüden in den Texten („Hail Satan“ dies, „Lucifer“ das – etc.) und dem musikalische Amalgam aus Retro-Ambition (von der Psychedelik der 60er bis zum locker-flockigen Doom der 70er ist wieder alles da) ala Uncle Acid and the Deathbeats und Witchcraft samt zahlreicher Orgel-Wellen und metallischen Einschlag in den poppigen Melodien wirklich heavy.

Denn eben bei der Poppigkeit setzen Ghost B.C. den Hebel für ‚Infestissumam‚ an: das zweite Studioalbum der Band ist zu jedem Zeitpunkt eingängiger und zahmer ausgefallen als sein Vorgänger, jedoch auch deutlich vielfältiger. Das pastorale, titelgebende Intro ist die gregorianische Antwort auf Nightwish, ‚Secular Haze‚ mit seiner nervigen Kirmes-Schunkelei ein tatsächlich gruseliger Zirkus. Aber eben auch so catchy wie sich das Rise Above nur wünschen kann. Das poppunkige ‚Jigolo Har Megiddo‚ fließt dann geschmeidig über in das zweigeteilte ‚Ghuleh / Zombie Queen‚, in dem sich eine anmutige Pianoballade und sexy exaltierter Shuffle-Tanz nicht gegenseitig ausschließen. In dem grotesken Pop-Schnipser ‚Body And Blood‚ überspannen Ghost B.C den Bogen dann schamlos, auch wenn man gestehen muss: in derartigem Umfeld gedeihen die – nach der Amtsübergabe immer noch – schwülstigen, klarer gesungenen 80er-Ausflüge von Sänger Papa Emeritus II. sogar besser denn je.

Versöhnlicher für Puristen funktionieren da wahrscheinlich Songs wie das episch gemeinte ‚Year Zero‚ mit seinen vagen Industrial-Anleihen im Hintergrund oder die lahmende „Und-jetzt-alle„-Hymne ‚Monstrance Clock‚ samt Festival-tauglichem Finale – gehaltvoller sind diese allerdings nicht unbedingt.
Letztendlich geht es bei Ghost B.C. aber ohnedies viel eher um den Spaß an der Sache als um tiefschürfende Vergeistigungen oder allzu ernst genommene Dogmen (- sonst wären ja auch Abba-Cover nicht drinnen) Mit all diesen fiesen, oberflächlich funktionierenden Ohrwürmer und brachial herausgearbeiteten Hits eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Der Drang hin zum Massenmarkt und gesteigerter Zugänglichkeit, er ist bei Ghost B.C. zudem mit einem Mut zur Weiterentwicklung verbunden, der durchaus anerkannt werden will.

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