Godot – Fever Songs

Vielversprechende Demos, die EP To God sowie ein knappes Live-Dokument haben dafür gesorgt, dass man Godot und ihr Debütalbum Fever Songs unbedingt auf dem Schirm haben musste.
Man will ja nicht nochmal ein ohne viel Brimborium veröffentlichtes Genre-Highlight wie unlängst Euthanasia Coaster übersehen. Fever Songs schlägt nun – ohne ganz derart begeistern zu können – in eine ähnlich Kerbe, auch wenn das Quartett aus Denton in Texas sein Debütalbum selbst anstelle des naheliegenden Mathcore im „emotional sludge // metallic noisecore“ verortet. Passt auch.
Worauf man sich unabhängig davon sicherlich noch einigen kann, ist der Umstand, dass Godot entgegen ihrer Namenswahl mit 9 Songs in 28 Minuten fokussiert auf den Punkt kommen, voller Energie und Dynamik hungrig klingen, und das Rad nicht neu erfinden müssen, um ihm das nötige Feuer unter dem Hintern zu machen. Dass der Sound nicht mehr ganz so ungestüm und roh ist, wie auf den scharfkantigen bisherigen Veröffentlichungen, kommt der Bandbreite der Kompositionen durchaus entgegen, wie schon der Startschuss zeigt: The Lake’s Bloated Mistress Eventually Resurfaced rührt seine Daughters-Essenz wuchtig und brutal an, nutzt die kräftigere Produktion, schlenzt das Chaos mit Groove und knackigen Riffs nackenbrechend kompakt und direkt, beruhigt sich aber für seinen Mittelteil und zeigt damit den gewachsenen Radius von Godot auf.
Zwar fehlt es den Fever Songs auch im weiteren Verlauf an explizit herausragenden, geschweige denn ikonischen Szenen, doch gerade als Summe des Ganzen überzeugt der Einstand und feuert ausfallfrei aus seinen Rohren, grimmig und fauchend, garstig um die nächste Ecke gedacht, und immer wieder interessante Facetten einstreuend.
Wie Repetitive Strain sich erst einen düsteren, atmosphärischen Einstieg gönnt, sorgt für Akzente im Spektrum, um danach bestechend zwischen Eskalation und psychotisch pendelnder Zeitlupen-Psychose zu leiden. Submission (Under Forceful Velvet Hands) tackert mit ein bisschen Dillinger-Panik und bringt dies Botch‘ig mit doomiger schleppenden Tendenzen unter einen Hut, derweil sich At Twink Death’s Doorstep einen Nu Metal-Einstieg gönnt, der einem Blackened-Derwisch weicht, um zwischen disharmonischen Kaskaden stampfend zu pumpen und sich mit flirrender The Locust-Hysterie-Texturen stoisch als Single anzubieten.
Reprobative keift im Stakkato, wo die Rhythmussektion den Raum dominiert und die Band ihren MO auswringt, There Is No End schleudert aggressiv mit der Option auf einen Call-And-Response-Part. I Dreamt I Died zögert mit einem langen Gitarren-Geplänkel die Reibung aus grobschlächtigen Haken und sprintenden Schüben hinaus, was The Monolith mit eng gezogenen Schnitten und rockender Vertracktheit am Bremspedal in einem dissonanten Saiten-Geflecht rahmt, aus dem die Band dem Titel entsprechend noch einmal eine letzte Welle an Spannung aufkocht.
Als Mathcore-Talentprobe besticht Fever Songs damit quasi ansatzlos, erfüllt die Erwartungen und setzt – ganz natürlich Luft nach oben lassend – die nötigen Hebel in Bewegung, damit Godot nicht lange auf ihrem Durchbruch in die erste Mathcore-Reihe warten lassen dürften.
Kommentieren