Gumshoes – Bugs Forever

von am 7. Januar 2025 in Album

Gumshoes – Bugs Forever

Anfang Jänner ist mittlerweile traditionell Gumshoes-Zeit: Wie die beiden Vorgängeralben Dreadnought, Dreadnought (2023) und Cacophony (2024) erscheint auch Bugs Forever, das Viertwerk von Sam Sparks, in den ersten Tagen eines neuen Jahres.

Einmal mehr widmet sich das Ein-Mann-Projekt einem Konzeptalbum, indem er diesmal thematisch das große Krabbeln in Richtung Apokalypse beobachtet: „Unbearably whimsical on paper (though hopefully bearable in practice), Bugs Forever covers the end of all things from the insect point of view. Each song follows a different bug, and their varying feelings and perspectives on doomsday. What does it mean to be a witness to the end? How does one stare certain doom in the face? Is there any comfort to be found in a post-human world? Dread has never been catchier!
Auch der letzte Satz dieser Inhaltsangabe ist dabei wörtlich zu nehmen: Der feierlich mit Chamber-Pop-Attitüde aus dem eigenen Schlafzimmer ziehende Indie ist verspielt und mit einer gelösten Euphorie daherkommend absolut entwaffnend wirklich supereingängig: die kleinen Hits und Ohrwürmern geben sich die Klinke in die Hand. Und obwohl Bugs Forever dabei auch im gesamten ein konstanteres Niveau als seine Vorgängerwerke zeigt, stechen dabei doch einige Nummern besonders hervor.

Der Opener Cockroach Song schunkelt im lebensfrohen Überschwang, Indietronic-Arrangements funkeln neben der Ziehharmonika wie ein farbenprächtiger Game Boy, und Gumshoes legt einen nicht mehr aus dem Gehörgang zu kriegenden Abgang als Sahnestück oben drauf. Paradise Is Green flaniert hopsend durch bunte Straßen, in der The The eine niedliche Entität wären und Alexandria schwoft verträumt flanierend im herausgenommenen Tempo. Little Things lehnt sich staunend zurück, flötiert und klackert friedlich beschwingt, wenngleich irgendwann auch dezent langweilend. Die auf eine Acoustic-Gitarre konzentrierte Wehmut The Floor Is Yours klingt ein wenig, als hätten die Wombats am Lagerfeuer zauberhaft subtile Kirmes-Arrangements zugelassen und Playing Pretend, als hätten sie eine Übung in Bescheidenheit mit gemütlicher Schmissigkeit ausgelegt.
Eigentlich wäre dies auch der ideale Closer für Bugs Forever. Doch obwohl Suckers danach als solider Epilog dank eines tollen Finales doch noch eine schöne Klammer um das Album zieht, streckt die Nummer eine eh schon zu lange dauernde Platte allerdings auch mit Redundanz. Das ist durchaus sinnbildlich für die Schwächen, die das nichtsdestotrotz bisher beste Werk von Sparks zeigt.

Wo die Harmonien wie eine Symbiose aus Beach Boys, The Shins und Lemon Twigs klimpern (Can’t Complain), Twee Pop klatscht (Bad Omens), Tralala-Tänzchen die Repetition pflegen (Settle Down) oder wie die Indie Pop-Version eines hymnisch nicht restlos packenden Bruce Springsteen bimmeln (im Titelstück), derweil anderswo die melancholische Aufbruchstimmung am Keyboard gelungen in einer Fernsehgarten-Simplizität dahinläuft (Supermoon), zieht sich Bugs Forever irgendwann dann doch einfach ein bisschen.
Immerhin spielt sich emotional gefühlt alles auf einer Ebene ab, derweil die niedlichen Melodien und süßen Hooks drumherum übersättigen. All die super Refrains sind nämlich stets ein bisschen zu einfach und reibungslos zugänglich, wiederholen sich zu gerne zu oft ohne Ecken und Kanten, die man sich erarbeiten müsste. Die Unterhaltsamkeit ist gefällig, nicht spannend, im Zweifelsfall immer noch eine Singalong-Schippe drauflegend, anstatt prägnant zuzupacken. Ein externes (Produzenten-)Korrektiv, wie Sparks es in den Linernotes tatsächlich sucht, würde seine immer besser werdende Musik insofern wohl tatsächlich auf den nächsten Level heben.
Auch so macht einem der Brite allerdings schon den Mund für 2025 wässrig: „I will aim to follow this up at the start of next year, as is routine. New year is Gumshoes season. LP5 will be about the party on the other side of the wall.

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