High on Fire – De Vermis Mysteriis

von am 10. April 2012 in Album, Heavy Rotation

High on Fire – De Vermis Mysteriis

Alles beim alten im High on Fire Universum und vieles noch besser: Die monströse Riffwalzenschleuder hat ein knackiges Album über Jesus‘ zeitreisenden Zwillingsbruder aufgenommen und dank Kurt Ballou den wahrscheinlich besten Sound ihrer Karriere im Gepäck.

Dass sich ‚De Vermis Mysteriis‚ („das Mysterium des Wurms„) kaum einen Jota aus der bisherigen Schaffenswucht der Band um Matt Pike bewegt, dafür bürgt allein das eröffnende Schlagzeugsolo, das prompt in eines dieser abartig heißblütigen Highspeed Rockriffs überleitet, das so nur die versoffene Bande aus Oakland zusammenschrauben kann. Da rinnt der Schweiß in Strömen, das Adrenalin pumpt auf der Überholspur, die nächste Whiskeyflasche will geleert werden. Pike gröhlt wie eh und je als Lemmy aus der Elm Street kehlig über knallhart bretternde Rifflandschaften, getrieben von präzise stampfen Geschwindigkeitsrhythmen – Heavy Metal in seiner berauschendsten Form abseits der Stumpfsinnigkeit: schnell, hart, kompromisslos und nicht zu Verhandlungen bereit: ‚Fertile Green‚ drückt das Pedal gar bis in den Thrash durch.

Dabei lebt vor allem der Mittelteil der Platte nicht von Geschwindigkeit allein, sondern in erster Linie von einem sumpfigen Groove, die Rhythmik reicht zurück zu Doom und Stonerrock, wenn ‚Samsara‚ um elaborierte Basslinien rotiert. In diesen Momenten kann man sich ausmalen, wie weit Metal-Produzentengott und Converge-Gitarrenmogul Kurt Balou da mitzureden hatte. Dass er High on Fire sein knallhart auf den Punkt gebrachtes Soundgewand überstülpt – beinahe Ehrensache. Die Gesanglinien wandern in den Vordergrund, die Gitarren werden durch den Hintergrund getrieben und tatsächlich sind da vor allem im direkten Vergleich zum Vorgänger ‚Snakes for the Divine‚ verhältnismäßig viele „Mid-Tempo“ (…)-Songs vorhanden, das Songwriting ausgefeilt und auf den Punkt gebracht wie eh und je und trotzdem: Derartig viele Trademark-Hits haben selbst High on Fire nicht auf jeder Platte nebeneinander aufgereiht.

Die Dynamik von ‚De Vermis Mysteriis‚ ist deswegen abgesehen vom Sound der sechsten Studioplatte auch ihr größter Pluspunkt – neben den vorauszusetzenden Hammersongs: Als nächstliegende Mischung zwischen ‚Surrounded by Thieves‚ und ‚Death is this Communion‚ platziert sich ‚De Vermis Mysteriis‚ als kompakte, getriebene Idealmischung durch die Vorzüge der High on Fire Discographie. Auf das dem Album zugrunde liegende Konzept darf man freilich anstoßen: Baby Jesus sich opfernder Zwillingsbruder Liao, der daraufhin mit Hilfe eines Chinesen zum Zeitreisenden wird? HP Lovecraft meets Conan meets ‚Zurück in die Vergangenheit‚? Fantastisch und vollkommen irrelevant, natürlich. Denn nicht davon zählt im episch ausfließenden Metalmonstrum ‚Rumors of War‚, nicht im Hookline Overload ‚Bloody Knuckles‚, nicht im heulenden Slow-Motion Stampfer ‚King of Days‚, nicht irgendwo anders. ‚De Vermis Mysteriis‚ versammelt Monolithen von Einzelsongs, Ballou verschweißt sie zum eventuell kurzweiligsten Album der Bandgeschichte. Wieder einmal. Denn das eigentlich größte Geheimnis des Wurms: Wie können High on Fire immer noch derart mit ihren Alben überraschend, obwohl man ohnedies genau weiß, was man bekommen wird, wie grandios das dazu sein wird? Würde Pike selbst bis zur Bandgründung 1998 zurückreisen: Er wüßte wohl auch keine Antwort darauf.

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