Hot Water Music – Vows

von am 21. August 2024 in Album

Hot Water Music – Vows

Katalysator Chris Cresswell kitzelt nur zwei Jahre nach Feel the Void das zehnte Studioalbum aus Hot Water Music heraus. Vows bestätigt dabei die überzeugende Form im dritten Band-Frühling – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Der Einstieg mit dem Instant-Hit Menace, der die Trademarks von Hot Water Music als Quintett mit einer kraftvollen Strophe und einem sofort sitzenden Ohrwum-Refrain auf ein Podest stellt, kommt insofern schon einer Ansage gleich – auch wenn das folgende Material den Level seines bockstarken Openers sonst höchstens noch im hymnischen Bury Us All erreicht.
Immerhin ist Vows grundlegend Business as Usual für die Band: Die Kompositionen sind strukturell einfach gehalten, es gibt hinter der relativ offenkundigen Agenda schon nach dem ersten Durchgang streng genommenwenig zu entdecken. Anstelle aufregender Überraschungen ist eine wiedergefundene Zuverlässigkeit in der gewachsenen Besetzung aber ja auch eine gute Sache – und wo Abenteuerlust nicht nötig ist und Vows auch so nicht als das emotional packendste oder aufwühlendste Album der Bandgeschichte beeindruckt, überzeugt es ansatzlos, indem das Songwriting ausfallfrei auf starkem Niveau liefert und der in Nuancen wieder etwas rauer gewordene Sound für ein heimeliges, wohliges Gefühl sorgt.

Das zeitlose Searching for Light drosselt sich etwas schwerfälliger und poltert beschwörend und das auf die Basis konzentrierte Chewing on Broken Glass ist als gefälliger Standard durchaus sinnbildlich für die Qualitäten der Platte, bei der auch die betont zügigen Flatliners-nahen Szenen (Burn Forever, Touch the Sun und das melancholisch-unverbindliche Side of the Road, dessen Metal-Panorama in der Bridge leider zwanglos liegen gelassen wird) stimmig in einem runden Ganzen passieren.
Wo Cresswell übrigens generell noch homogener in den Kontext eingebunden ist, als auf den Vorgänger (und es trotzdem unendlich schade ist, dass dies gefühlt auf Kosten der Präsenz von Wollard passiert ist), fallen selbst die auf dem Papier aufsehenerregenden Features nicht aus dem Rahmen – allerdings weil die zusätzlichen externen Reize nur bedingt essentielle Impulse setzen können.

Mit Dallas Green (City And Colour bzw. Alexisonfire) will das balladesk eingefangene After the Impossible Alternative Rock für die Arena sein, übertreibt es dabei aber ein wenig mit dem Pathos, während sich Thrice als arg simpel gestrickter Mitgröhl-Cho-oooooohooohoor in Fences mit Hot Water Music gegen die Widrigkeiten des Lebens auflehnen. Remnants gönnt sich unter Mithilfe von Turnstile einen beinahe kitschig auftragenden Singalong- Refrain, der die Schleife um das Tänzeln aus perkussiven Elementen, Bass und Gitarre legt. Der Calling Hours-Besuch hebt Wildfire nicht über den durchschnittlichen Appell, bevor die Interrupters Much Love als würdige Geste zwischen Trost und Sehnsucht in den Sternenhimmel entlassen.
Eventuell wiegt die Charakterstärke der Band einfach zu schwer, um sie markant aus dem Gleichgewicht zu bringen und vielleicht funktioniert Vows insofern ein kleines bisschen so, wie das liebste Craft Bier nach einem harten Arbeitstag genau das tut, was es tun soll.

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