Indian – From All Purity

von am 18. Januar 2014 in Album

Indian – From All Purity

Indian listen mitunter Southern Rockacts wie Townes Van Zandt oder Lynyrd Skynyrd als prägende Einflüsse auf. Humor scheint die Band aus Chicago also durchaus zu haben. Abseits von ‚From All Purity‚, versteht sich. Denn auch im vierten Langspieler-Anlauf drücken Indian ihren gnadenlos giftigen Bastard aus Sludge, Noise und Doom brutal nahe am hypnotischen Herzstillstand ohne ein Lächeln aus den Boxen.

Der größte Trick hinter ‚From All Purity‚ ist, wie Indian es schaffen ihr schleppendes Lavagebräu über 40 Minuten konstant derart intensiv und spannend zu halten, obwohl das Quartett seine quälend nagende Melange aus unfassbar zähflüssig dröhnenden Riffs, so walzenden und wuchtigen wie minimalistischen Slo-Motion-Drums, Rückkoppelungsspitzen und durch zusammengebissene Zähne gekeiften Bestialgeschrei in Summe ohne Kompromisse und augenscheinliche Varianz durchzieht. Zwar gibt es da die aus dem Rahmen fallende Ausnahme in Form von ‚Clarify‚  (im verstörenden weißen Rauschen tatsächlich der einzige nicht vollends lichtaggressive Part der Platte) – aber als Erholungsphase geht das eben auch nicht durch, wenn sich die Band knappe viereinhalb Minuten in einem Nervenziehenden Gewirr aus diffusen Noise-Knoten ergeht und Dylan O’Toole mittendrin das Mikro zwischen Jacob Bannon und Black Metal-Waldgekreische zerfleischt, als würden all die blinkenden Feedbackattacken und Ambientpsychosen dahinter keinen Unterschied zum sonstigen pechschwarzen Doommorast machen.

Das Geheimnis ist einerseits , dass Indian seit ihrer Gründung 2003 Meister der intensiven Atmosphäre geworden sind, kompakt durch klaustrophobische Horrorszenarien schleppen und ihren Metal geradezu beängstigend luftdicht anzurühren verstehen. Anderseits haben die Amerikaner für ihre an der nihilistischen Bedrohlichkeit schabenden Songs hier verinnerlicht, wie man eine schier erschlagende Walze an Stoizismus mit einer erst im Detail ersichtlichen Akzentuiertheit ausstattet.
Erst nach und nach offenbaren sich deswegen kleine Kniffe wie der marginale Dreh am Geschwindigkeitsmesser für ‚Rape‚; die allgegenwärtig im Hintergrund laufenden Score-Flächen; das beinahe Hookline-bestückte Finale des im Kontext tatsächlich rasanten Brechers ‚Rhetoric of No‚, die röchelnde  Heuschrecken-Attacke im leidvoll sterbenden ‚Directional‚; oder vor allem auch der Kniff im kurzzeitig mit Melodien (!) flirtenden ‚Disambiguation‚, der mit der Verirrung von sporadisch boxende Blastbeats (!!) neben sägenden Gitarren wachrüttelt – den Tritt auf’s Gaspedal verweigern Indian natürlich auch bei dieser abschließenden, im Black Metal watenden Gelegenheit.
Drei Jahre nach dem Relapse-Einstand mit ‚Guiltless‚ spuken die Blackened Doom Randalierer somit noch einmal ein paar zusätzliche Kohlen in ihren akustischen Höllenschlund, hinterlassen brennende Erde und postapokalytische Zustände ohne einen Funken Hoffnung. Oder eben Humor. Unnachgiebige Presslufthammermusik im Zeitlupentempo ist das. Dagegen wirken selbst Kollegen wie (die immer noch die Nase vorne habenden) Thou oder Iron Monkey phasenweise wie lupenreiner Speedmetal.

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