Jack White – Lazaretto

von am 5. Juni 2014 in Album

Jack White – Lazaretto

Jack White, der kürzlich von Dan Auerbach, als dem „Arschloch, das mich kopiert“, sprach, bedient sich für ‚Lazaretto‚ zum zweiten Mal im Alleingang verschiedenster Musikgenres und bleibt dabei doch ganz bei seinen altbekannten Leisten. Er mag vielleicht einer der „brillantesten Kopisten des zeitgenössischen Rocks“ sein, allerdings bleibt er (wie ‚Blunderbuss‚ bereits bewies) ziemlich eintönig. Im Großen und Ganzen kann man sagen: wo Jack White draufsteht, ist derselbe auch drinnen.

Allerdings darf man sich nicht viel mehr erwarten als die üblichen lauten Gitarren und Orgelsounds, die in Blues- und Rockmanier gespielt werden und Country-Elemente, die mal mehr, mal weniger passend vom als Orchestermeister erscheinenden Jack White im Song arrangiert sind.
Gestartet wird dieses neue Werk des Masterminds mit einem Jack-White-typischen Orgel-Gitarren-Piano-Sound. Bei ‚Three Women‘ handelt es sich um einen „Lordy-Lord-Lordy-Lord“-gospelähnlichen Opener, bei dem Bilder eines Rockstar-Predigers in schrägem Outfit, die sich gegen Ende des Songs bzw. mit zunehmenden Einsatz des Schlagzeugs nicht mehr unterdrücken lassen, entstehen. Man könnte meinen, das Cover ist von ebendiesen Assoziationen inspiriert worden, wenn auch ohne sakrales Licht und Gospelchor im Hintergrund.

Nicht weniger erwartbar, dafür weniger christlich („But even God herself has fewer plans than me/ But she never helps me ot with my scams for free“) angehaucht, ist der Sound von dem Namensgeber des Albums ‚Lazaretto‘. Weniger geistiger Beistand, dafür deutlich mehr Gitarre und piepsender Synthiesound, der teilweise den Tönen eines Kinderspielzeug-Raumschiffs oder 70er-Jahre Flippers gleichkommt, wird hierbei geboten. Nicht zu vergessen sind die Geigen, die dem Sci-Fi-Rocktrip noch eine Country-Note aufbrummen – Kreativität und Crossover par excellence, würde man das Alles nicht bereits schon einmal gehört haben und für White-typisch erachten. Eben diese bereits angesprochene Country-Note zieht sich beinahe nahtlos durch das ganze Album, teilweise durch Frauenstimmen unterstützt wie zum Beispiel bei ‚Temporary Ground‘ oder auch ohne Background, dafür mit Piano sowie bei ‚Entitlement‘, das zunächst etwas mehr Klasse eingehaucht bekommt als der typische Genresong, dann im Refrain aber doch zu Countrykitsch abdriftet. Wesentlich mehr Reiz hat ‚Would You Fight For My Love‘, die durchaus Single-Qualitäten hat. Die Nummer baut sich stetig auf, was zwar nicht unbedingt das neueste Stilmittel im Rockgenre ist, aber gut. Durch den Einsatz geistähnlicher (Sirenen-)Gesänge der Frauenstimme wird eine mysteriöse, beinahe unheimliche Stimmung geschaffen, das Schlagzeug und die einzigartige Stimme Jack Whites verleihen dem Gesagten Nachdruck und zu guter Letzt schafft der Bass eine Assoziation zur White-Stripes-Vergangenheit und erinnert an ‚The Hardest Button to Button‘.

Erwähnenswert ist daneben noch der erste Vorbote des Albums: ‚High Ball Stepper‘ ein vierminütiger Instrumentaltrack (was schon einmal verwundert), der sich stark an Hendrix und seiner Gitarrenkunst orientiert (vor allem am Ende besteht der Eindruck, sich gerade eine Platte von Obengenannten anzuhören) und zeigt, wie sehr Jack White seine Gitarre doch verzerren kann. ‚Just One Drink‘ erinnert von der Simplizität des Textes an die 60er, nur schade, dass der Sound nicht auch etwas minimaler gehalten wurde. Ständig wird zwischen dem gesamten Instrumentenrepertoire und einzelnen Begleitinstrumenten abgewechselt. Gut gemeint, aber nicht so abwechslungsreich wie vermutlich geplant, sondern nur überladen. Voraussehbar und dennoch ganz Jack White ist auch das letzte der Lieder, bei dem man (am Ende angekommen) schon fast froh ist, dass es sich um das kürzeste des Albums handelt. Es ist zwar einmal auf dieser Platte für Jack White ganz puristisch (nur zweistimmig mit Begleitung), aber hat leider, wie die ganze Platte, keinen Moment, der den Zuhörer packt, mitreißt oder wirklich ernst rührt.

Das Album wirkt stark durchkomponiert, kalkuliert und überladen. Nichts gegen Crossover oder kreative Instrumentenwahl bzw. Kreation/en, die Jack White immer ausgezeichnet haben und klar zeigen, was für ein Talent er besitzt, aber es ist schlichtweg zu viel. Die lange Liste der mitwirkenden Musiker und der verwendeten Instrumente lässt ebendies erkennen. 2013 kündigte er dem US-Rolling Stonebereits an: „Das neue Album hat nicht einen Sound, sondern definitiv mehrere“, woran er sich ganz klar gehalten hat. Jedoch wäre es vielleicht besser gewesen, diese vielen Sounds nicht auf Biegen und Brechen teilweise in einen Song verpacken zu wollen. Es ist ein schmaler Grat auf dem Jack White hiermit wandelt und manchmal lässt es anmuten, dass er, allein um nicht alles einfach zu kopieren (wie er es Dan Auerbach vorwirft), unter dem Vorwand der Neuartigkeit, zu viel miteinander kombiniert. Manchmal ist weniger eben auch mehr.

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