James Woods & Shooter Jennings – Hear The Thunder Crack
Das Album Hear The Thunder Crack: The life of James Woods sung by Shooter Jennings ist Zeugnis einer Kooperation, die man nicht notwendigerweise auf seinem 2024er-Bingo stehen haben musste.
Wie es für Jennings nach der bereits irritierenden Yelawolf-Zusammenarbeit Sometimes Y zu der wohl weitestgehend kontrovers betrachteten Konstellation gekommen ist, lässt sich beispielsweise hier nachlesen. Nicht-Sänger und der bei ehemaligen Kolleginnen Eindruck hinterlassen habende Hollywood-Pariah Woods holt im Wesentlichen jedenfalls aus: „Throughout my Hollywood career people encouraged me to write a book about my life. Celebrity „tell-alls“ never appealed to me though, because I don’t care about frivolous things. I yearned to share stories that moved me in my life, authentic tales that lifted my spirits or broke my heart. When the great Shooter Jennings once casually suggested I write song lyrics, I was skeptical. When I put pen to paper, however, these whispers from the heart expressed themselves in ways I never imagined. And when Shooter then put them to music, my life changed forever.“
Der 45 jährige Country-Veteran Jennings ergänzt: „I always try and see the best of all possible worlds. To me life is a joy and possibilities are endless, and I believe every single human is capable of great things. So naturally, encouraging Jimmy to write lyrics was my first instinct. He’s had a wild life. And the more stories I heard, the more I felt he could spin all this beautiful chaos into poetry.„
Abseits des eröffnenden Spoken Word-Intros (in dem Woods etwas gekünstelt über einen „second act of life“ und darüber, dass es einen Mentor brauche, um auf die Strasse zurückzufinden lamentiert) übernimmt Woods also ausnahmslos die textliche Seite der Platte. Seine Lyrics bleiben jedoch weitestgehend abstrakt und vage gehaltene Klischees über Szenarien rund um Freiheitsliebe und dergleichen, zumindest in Unkenntnis der genaueren Biographie Woods jedenfalls austauschbar und belanglos.
Jennings hat dafür ein entsprechend unspektakuläres Geflecht aus routinierten Country Rock- und Americana-Songs geschrieben, das eine von Resignation geprägte Stimmung zwischen Durchhalteparolen und Aufbruchstimmung so artikuliert, als wären The War on Drugs von David Duchovny dazu inspiriert worden, eine durchschnittlich egale Dylan-Tributeband mit solider Handwerkskunst zu geben. Allen Nummer gemein ist dabei, dass sie irgendwann einfach gefällig das Interesse an ihnen verlieren lassen, indem sie im Verlauf ihre Gesten, aber nicht die dahinterliegende Intensität erhöhen, und so allesamt den Zugriff auf ihr grundlegendes Potential verlieren.
The Road Back ist nun also latent wehmütig auf der eingangs von Woods erwähnten Strasse unterwegs, unaufgeregt nach vorne gehend, hinten raus in einen leichten Galopp verfallend und die kitschigen Chöre nicht überdosierend. Jennings legt sich stimmlich leidenschaftlich ins Zeug, musikalisch bleibt es aber ein seltsam schaumgebremster Dienst nach Vorschrift, der einfach nicht packt. Die Produktion eckt nirgendwo an, ist eine pure middle of the road-Kompetenz.Auch das schwofende Hello, Friend zieht sich rund um sein Klavier, die Viola und eine Pedal Steel plätschernd, weswegen Misty Morning beseelt intonierend als „hungry loner“ die balladeske Seite besser ausdrückt.
Das reduzierte Whispers From The Heart konzentriert sich melancholisch auf sein Klavier und die Ahnung einer Gospel-Andeutung, das schippernde Here We Are will bewegend sein, ist aber eher eine nicht unangenehme Hintergrund-Bagatelle. Und wie alles hier einfach ein bisschen egal, auf mittelmäßige Art und Weise.
Nach oben bricht dabei kaum etwas aus. Am deutlichsten noch das schmissig groovende Hollywood Kills Everything, das mit Bläsern in distinguierter Keller-Blues-Bar-Partystimmung tänzelt und im am Piano zur Fidel-Begleitung sitzenden Wallum Lake den Kater am Morgen danach in sentimentaler Anmut zelebriert. Jennings ist eben ein Könner.
Wie Cafe Central den zweiten Akt der Platte mit dramatischen Synths erst als eine Art The Cure-Beschwörung verkleidet, die später homogener in den konventionellen Sound eingeflochten wird, ist dagegen ambivalent. Keine Diskussion wird es aber wohl darüber geben, dass Jennings hier über sieben Minuten Spielzeit trotz der polarisierenden Facetten noch weniger zum zwingenden Punkt findet als sonst.
Richtig daneben geht in dem ganzen Reigen allerdings nur das grauenhafte Finale von A Tinker’s Tale, das mit pathetischem Chor und „This is America“-Sample eventuell spöttisch gemeint ist, aber angesichts von Woods politischer Ausrichtung eher wie nervtötend frontale Patriotismus-Propaganda daherkommt (und ein Aufrunden zwischen den Punkten derart penetrant entlassend einfach verhindert). Dass hier aber ausnahmsweise ein individueller Charakter aus dem souveränen Einerlei von Hear The Thunder Crack hervortritt, ist durchaus bezeichnend.
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