Job for a Cowboy – Demonocrazy
von Oliver am 8. April 2012 in Album
Das dritte Studioalbum der Metaller aus Glendale macht dort weiter, wo die ebenso vielte EP der Band letztes Jahr aufgehört hat. Die auf ‚Gloom‚ praktizierten Umbesetzungen schlagen sich noch markanter im Sound nieder, können Job for a Cowboy aber nicht aus dem Deathcore-Einerlei ziehen.
Dabei ist ausgerechnet der provozierte Schritt weg vom Deathcore absolut zu spüren: Job for a Cowboy wollen auf ‚Demonocrazy‚ gegen den Trendstrom schwimmen, weg vom Genre, dass sie zu einem gewissen Teil groß machten und welches im Gegenzug Job for a Cowboy groß gemacht hat. Im technisch unheimlich versierten Death Metal wird das Heil gesucht, die Grundvoraussetzungen dazu sind natürlich gegeben: Tony Sannicandro harmoniert bestens mit Al Glassman an den Gitarren, die beiden schrubbeln sich die brachialen Riffs vom Reissbrett direkt in die blutenden Fingerkuppen, lassen bestialische Breakdowns aufeinanderzurasen und bestücken die weniger atemlosen Momente mit einem verqueren Melodieverständnis. Die Gitarren heulen näher am klassischen Metal als bisher, hoch und bedeutungsschwanger, erbarmungslos shreddernd. Der ehemalige Cephalic Carnage Bassist Nick Schendzielos arbeitet sich im Hintergrund durch abstakte Grooveansätze unweit des Djent – ärgerlich natürlich, dass das Spektakel beinahe vollends vom ultrafetten Mix gefressen wird. Umso erfreulicher, wenn das wie in der zweiten Vorabveröffentlichung ‚Imperium Wolves‚ so aggressiv tänzelt – welche neben ‚Nourishment Through Bloodshed‚ und ‚Black Discharge‚ dann auch das Highlight der Platte bildet.
Hingucker bleiben aber in erster Linie einerseits das technisch makellose Schlagzeugspiel von Jon Rice, der sich zwischen Blastbeats und donnernder Double Bass Walze durch alle Facetten der beiden anvisierten Genres metzelt; und andererseits der immer noch so wunderbar variable Gesang vom einzig verbliebenen Gründungsmitglied Jonny Davy: Der brüllt sich die Seele aus dem Leib, neben tiefem Growl entert immer wieder hysterisches Geschrei die Songs, am Mikrofon lässt sich nicht die Spur einer Melodieintention erkennen. Wer immer noch auf die Rückkehr der so markanten, schweinischen Grunzattaken von ‚Doom‚ wartet, wird freilich wieder enttäuscht werden. An ihre „Hochphase“ der Anfangszeit kommen Job for a Cowboy aber offenbar ohnedies nicht mehr heran. Gemeinsam zimmern die Amerikaner deswegen zumindest einen technisch noch verworreneren Tornado an Songs, knüppeln sich um den Verstand und schnell mutiert daraus eine Brutalitätsorgie ohne Punkt und Komma.
Die Riffs rasen ohne Erkennungsmerkmal am spontanen Genuss der metallenen Wüterei vorbei, selbst die ruhigen Momente hinterlassen kaum einen nachhaltigen Eindruck. Wo sind die Hooks, wo die Ideen, die hängen bleiben? Wieder fehlen die wirklich erinnerungswürdigen Songs, ‚Demonocrazy‚ randaliert ohne Unterlass im Mittelmaß des Death Metal, die progressiven Ansätze der Band verlaufen sich ohne Ziel. Das ist zwischen zu stumpf und zu verkopft festgetackerter Instrumentenwahnsinn, der im richtigen Moment eiskalt zuschlagen kann, aber die Grundstrukturen lassen Varianz vermissen, der Albumfluss im Ganzen mutiert zum ermüdend gleichförmigen Rinnsaal. Immer wieder blitzen großartige Momente auf, ohne jedoch in der Masse das Ruder rumreißen zu können. Schlußendlich versickern diese in einem die technische Leistung anerkennend abnickenden Unterhaltungswert, über die grundsolide Genrekost wächst das in seiner Gesamtheit nie. ‚Demonocrazy‚ ordnet sich qualitativ unweit der restlichen Job for a Cowboy Alben ein, wieder eine Platte also, die den Eindruck vermittelt, dass da soviel mehr möglich gewesen wäre. Was angesichts der gesteigerten Fähigkeiten der einzelnen Musiker unterstreicht, dass präzise Fertigkeiten nahe der Perfektion am Instrument alleine noch keine guten Songs schreiben.
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