Lifesick – Love and Other Lies
Brutalo-Derwisch Todd Jones wird bald wieder mit Nails in die das Hardcore-Octagon steigen. Bis dahin bieten sich Lifesick anhand von Love and Other Lies aber als gut vernetzte Sparringspartner an.
Nach drei (eher unter Ausschluss der breiten öffentlichen Aufmerksamkeit stattfindenden) Alben (6 0 1, Swept in Black und Misanthropy) ist das konzeptuelle Live and Other Lies die erste EP der 2015 gegründeten dänischen Gruppe – und sie dürfte alleine schon aufgrund ihrer kurzen, aber beeindruckenden Gästeliste dafür sorgen, dass Lifesick auf mehr Szene-Radaren auftauchen als bisher.
Zuerst aber setzt das Quintett zum veritablen Mindfuck in der elfminütigen Gesamtspielzeit an.
Every Unpleasant Emotion wandert als einziger der drei aufgefahrenen Songs ohne prominentes Feature über verbrannte Erde, klampft eine rostige Acoustic-Gitarre und pflegt eine grummelnde Melange aus Dark Folk, Americana-Prärie und Goth Country, assoziativ irgendwo zwischen King Dude und frühen Jay Jayle. Die staubig-postapokalyptische Elegie lebt dabei von der Atmosphäre und Stimmung, die das abgekämpft nölende Songwriting dominieren – bis ein paar hintergründig verhaltene Schreie am Ende des Openers zusätzliche Schatten werfen und den restlichen Weg der EP ankündigen.
Rude Awakening kloppt mit Mark Wheelan (Fuming Mouth) unter Strom stehend in wilder Raserei einen metallischen Hardcore mit sludgiger Masse und tollwütig heulender Beschleunigung in die brachiale Umgebung aus Beatdown und Death – da schnalzen Nails-Fans bereits mit der Zunge.
Doch um wieviel mehr Aggression Jones himself dann noch in Reverse Birth pumpt, das mit einem immensen Mehr an gemeiner Grindigkeit den Pit geißelnd in die Mangel nimmt, ist dann schon bezeichnend. Wo Wheelan für einen relativen Kontrast im Stimmbereich sorgt, intensiviert Jones den Malstrom wie im Rausch, bringt die Gier nach brutalen Extremen mit sich. Danach kreisen die Fliegen über den Messlatten-Kadaver – und die Vorfreude auf die Nails-Rückkehr ist ebenso gewachsen wie das Interesse am für kommendes Jahr angekündigten Nachfolger von Misanthropy.
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