Linkin Park – Papercuts

von am 13. April 2024 in Compilation

Linkin Park – Papercuts

Linkin Park haben Papercuts (Singles Collection 2000-2023) veröffentlicht, das erste Greatest-Hits-Album mit Songs aus ihrer gesamten [sic!] Karriere“ erklärt der sachliche Pressetext.

Während dieser – freilich neben der ohnedies grundlegenden Verwunderung darüber, ob es im Streaming-Zeitalter überhaupt noch derartige Zusammenstellungen braucht – spezifische Fragen aufwirft – weil er etwa impliziert, dass die Band sieben Jahre nach dem Tod von Chester Bennington ihre „gesamte“ Karriere hinter sich hat, potentiell auf eine „erste“ derartige Compilation aber ja eigentlich noch weitere folgen könnten… zumal die zweite Jahreszahl im Titel dann nur das Veröffentlichungs- und nicht das Entstehungsdatum verwendeter Nummer meint  – ist angesichts der aufgefahrenen 67 Minuten oder 20 Songs deutlich klar, dass Papercuts seinen grundlegenden Jobnicht sonderlich befriedigend erledigt.

Warum? Weil die Compilation als Singles-Sammlung nicht einmal ansatzweise vollständig ist, viele Auskoppelungen (wie etwa Not Alone, From the Inside oder The Catalyst… um nur ein paar wenige zu nennen) links liegen lässt und nicht nur Final Masquerade sondern sogar jedwedes The Hunting Party-Material ausspart, dazu auch auf unbedingte Hits wie Shadow of the Day vergisst. Ziemlich absurd.
Als Greatest Hits-Stafette firmierend hätten dagegen gemessen am kommerziellen Erfolg Songs wie Heavy nicht fehlen dürfen – was Papercuts in Summe einfach verdammt inkonsequent wirken lässt. (Und hierbei reden wir noch nicht einmal über die subjektiven Mankos bei der Songauswahl, weil ein persönliches Best of der Linkin Park-Geschichte dann eben doch ganz anders ausgefallen wäre – Papercuts an dieser Front Vorwürfe zu machen wäre dann allerdings doch unfair.)

In einen die chronologische Veröffentlichung angenehmerweise ignorierenden, praktisch aber auch etwas unrunden Fluss reihen sich nichtsdestotrotz die Radio-AirPlay-Smasher aneinander und rufen in Erinnerung, dass die Band abseits der beiden besten Alben Hybrid Theory und Minutes to Midnight durchaus einige starke Songs zu bieten hatte – die Klassiker wie One Step Closer, In The End oder What I‘ve Done dominieren diesbezüglich die solide ausgesuchten Nummern schwächerer Studioalben natürlich dennoch.

Die unkonventioneller gewählten, nur ansatzweise nachvollziehbar aufgefahrenen Vertreter auf Papercuts deuten dann auch noch Raum zum Entdecken an: New Divide bleibt auch abseits des Transformers-Kosmos ein relativ unspektakulär auf Nummer Sicher gehender Blockbuster-Autopilot; das auf elektronischen Beats gebaute und vorhersehbar gestrickte Lost ist besser als vieles auf Meteora und macht insofern Werbung für die Anniversary Edition der Platte; QWERTY (aus den Sessions zu Minutes To Midnight, bisher offiziell nur auf dem 2006er Fanclub-Album LP Underground 6.0 erschienen) mutet dann erst an, als wäre die Band von Rubin in die Metallica-Schuhe gesteckt worden, bevor der ordentliche Tritt aufs Gaspedal kraftvoll Bock macht; das bisher unveröffentlichte und unlängst als Single erschienene Friendly Fire weiß dagegen als entschleunigtes Electropop-Schwelgen aus den One More Light-Phase mit angenehmer Strophe und  bocklangweilig plätscherndem Stadion-Refrain, der keine Energie erzeugen kann, nicht wirklich zu überzeugen. Womit sich diese ansatzweisen Exklusivitäten nur bedingt aufdrängen, wenn es darum geht, sich seine eigene Linkin Park-Werschau zusammenzustellen.

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