Maya Hawk – Chaos Angel

von am 19. August 2024 in Album

Maya Hawk – Chaos Angel

Ein Chaos Angel gibt sich ganz pflegeleicht: Auf ihrem dritten Album seit 2020 schmiegt sich Hollywood-Tochter Maya Hawk mit Samtpfoten in die leisetretenden Singer-Songwriter-Indiefolk-Gefilde von Clairo, Phoebe Bridgers und Konsorten. 

Entgegen seines Titels ist Chaos Angel ein harmlos niedlicher Reigen an unaufdringlichen kleinen Pop-Song-Intimitäten geworden, sanft und zugänglich, vorsichtig und nahbar. Behutsam wird das gehauchte Spektrum in ein Band-Outfit gelegt, doch es geht natürlich um die bittersüße Melancholie, die Hawk verträumt pflegt und als Trostpflaster fürs Zwischenmenschliche anlegt: Gemeinsamkeiten finden und sich gegenseitig stützen – Durchhalten, um ein bisschen glücklich zu sein, immer aus der autobiographisch geprägten Perspektive.

Dabei legt Chaos Angel eine Zurückhaltung an den Tag, die passiv konsumiert angenehm zu hören ist, wenn auch eher auf gefällig-eingängige Weise für den unverbindlichen Hintergrund. Aus dem unspektakulären Rahmen zeigen nur wenige Szenen auf: Missing Out etwa, das als Nepo-Baby-Reflektion gelungen ein Ohrwurm sein will; Okay schlurft wie Dark mit rockigeren Konturen zu seinem James Blake‘schen Vocoder-Appendix Better, bevor der Titelsong vom Klavier dezent sinfonisch wächst. Alles sehr geschmackvoll und homogen!

Wirklich nachhaltig in Erinnerung bleibt selbst dies und auch sonst alles jedoch kaum. Zwar ist Chaos Angel nicht oberflächlich, auch in keinster Weise auch nur ansatzweise schlecht. Aber das Album geht niemals dorthin, wo es wehtun könnte, es provoziert praktisch keine emotionale Reibungsfläche oder Bandbreite und bleibt gesanglich, musikalisch und kompositionell eine schöne, latent langweilige Middle of the Road-Nettigkeit, die auf positive Weise stets egaler auf Nummer Sicher gehend begleitet, als es sein müsste.
Aber die Sympathien sind wohlwollend auf Seiten der Platte: Obwohl sich die melodisch und stimmungstechnisch einnehmenden Ausgangslagen in der einfühlsamen Atmosphäre irgendwann stets zwanglos verlieren – also alle Songs gut beginnen, alsbald jedoch beinahe enervierend mäandern – frustriert dieses Liegenlassen von Potential eigentlich nicht.

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