Mike Shinoda – Dropped Frames, Vol. 2

von am 6. August 2020 in Album

Mike Shinoda – Dropped Frames, Vol. 2

Instrumentale Hip Hop-Gerüste: Mike Shinoda findet für seine Quarantäne-Session-Serie Dropped Frames auf Vol. 2 nach dem zerschossenen Einstand die Linie und eine erstaunlich überzeugende Spur.

Und das, obwohl ein abschließender Gag in Form eines betont unsinnigen Rausschmeißers offenbar demonstrativ zum System gehören: Auf Dropped Frames, Vol. 2 verabschiedet eine Katzen-DJ-Party, irgendwo dort, wo Meow the Jewels kein vor Können Staunen machender Scherz mehr sein wollte.
Symptomatisch allerdings, dass dies im Gegensatz zum Proll-Abschied von Booty Down nicht mehr ärgerlich, sondern auf amüsante Weise verzichtbar erscheint – und exemplarisch dafür, dass die Qualität von Teil 2 der Serie im direkten Vergleich zum ersten Part merklich angestiegen ist. Immerhin hat Shinoda das etwas zu bemühte Genre-Hopping nunmehr gegen einen stilistisch kohärenteren Rahmen getauscht, gibt den Tracks zumeist abseits nach vorne gestellter Gimmicks den Raum, um zu wachsen.

Dazu ist es, wie Channeling, Pt. 1 vor wenigen Wochen bereits in Aussicht stellte, eine gute Idee, neben dem interessanten Entstehungstechnischen Fan-Kooperations-Kontext, diesmal auch mehr professionelle Features für prägnante Impulse zu setzen.
Dean Mayo ist diesmal wieder dabei, in der jazzigen Fortsetzung der Nummer, die ihr Piano über melancholische Nebel streifen lässt, hinten raus den Hebel aber zur Zeitlupen-Stroboskop stellt.
Dazu gesellen sich auf der Gästeliste Money Mark im angenehm leichtgängig groovenden, nonchalant melodisch säuselnden Isolation Bird, das irgendwann kurzerhand die fett wummernde Mutation vollführt, sowie Elise Trouw, die das dicht texturierte Astral mit einem retrofuturistisch in die 80er fiepend-gnödelnden Teppich auslegt und über entfremdete Vocal-Ahnungen zudem näher beim griffigen Pop verankert.

Der Rest der wieder via Twitch-Austausch entstandenen Nummern fällt dagegen allerdings kaum ab, selbst wenn die Platte phasenweise in den gefälligen Hintergrund abdriftet. Transitions schillert oszillierend über einem unaufgeregten Oldschool Beat, der in einem elegischen Meer aus subtilen Gitarren und (einem auch in weiterer Folge immer wieder das Klangbild prägenden) Klavier aufgeht, erhebend und tröstend. Crystalina sucht die ätherische Verbindung von Moby und DJ Shadow, hat wie alles hier einen angenehm optimistischen Grundton, wenngleich keinen unbedingt zwingenden Spannungsbogen für die zugrunde liegende Idee.
Julio’s Revenge wandelt sich etwa vom Final Fantasy-Ladebildschirm zum kammermusikalisch angehauchten Kopfnicker, bleibt aber auf unverfängliche Art ebenso nebensächlich, wie der flapsig verträumte Minimalismus von Dungeon Crawler oder der unaufdringliche Harmonie-Score von Dog Whistles. Zusammen ergeben diese Teilstücke jedoch ein kurzweiliges, vor allem aber eben auch stilistisch einheitlicher signiertes Mosaik, das mehr Potential zeigt und auch nützt, als sein Vorgänger-Segment. Vol. 3 kann insofern gerne alsbald nachkommen.

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